Beim Christbaum zählt die Herkunft

von Karlheinz Lind

Christbaum-Bäuerin Helga Strohmeier über den bevorstehenden Verkaufsstart, den Trend zu größeren Bäumen und die Lieblingsbaumart.

NEUES LAND: Wann haben Sie eigentlich ihre große Freude zum Christbaum entdeckt?

Helga Strohmeier: Bei mir war es die Liebe zu meinem Gatten Andreas. Wir haben uns 1992 kennengelernt und da hat es am Betrieb neben der Rinderhaltung bereits eine Christbaum-Kultur gegeben. In den Jahren danach erfolgte eine kontinuierliche Steigerung, die Rinderhaltung wurde aufgegeben. Jetzt ist die Christbaumproduktion neben der Forstwirtschaft und dem Ackerbau unser Hauptbetriebszweig.

 

NL: Wie viel Arbeitsaufwand steckt eigentlich hinter einem fertigen Christbaum?

Strohmeier: Enorm viel. Bis zu zehn Mal pro Jahr ‚besuchen‘ wir jeden Baum. Die Arbeit beginnt mit der Düngung im Frühjahr. Mai und Juni sind für uns die arbeitsintensivsten Monate im Jahr. Da erfolgt nämlich der Formschnitt, der über die Qualität und das Aussehen entscheidet. Da uns dabei nur ein kleines Zeitfenster für die Triebregulierung zur Verfügung steht, sind wir besonders gefordert. Denn ab einer Baumhöhe von 1,5 Meter hat der Christbaum das stärkste Wachstum. Hier muss man eingreifen, um die gewünschte Form zu erzielen. Die schönste Arbeit haben wir im September, da werden die Bäume für die Ernte markiert. Sie sind im Schnitt zehn Jahre alt.

 

NL: Wann startet der Verkauf bei Ihnen?

Strohmeier: Der Verkauf startet bei uns am Hof üblicherweise am 8. Dezember, auf öffentlichen Plätzen meist rund um den 15. Dezember. Doch wir sind oft schon vorher in den Kulturen, um Reisig zu schneiden. Besonders zu Allerheiligen und vor dem Advent ist das Reisig von Christbäumen besonders beliebt.

 

NL: Welche besonderen Erlebnisse hatten Sie schon beim Verkauf?

Strohmeier: Da habe ich wirklich schon alles erlebt, was man so erleben kann. Das Aussuchen hat sogar schon einmal eine Ehekrise ausgelöst. Nach der Entscheidung der Gattin ist ihr Mann mit dem Auto wutentbrannt davongerast. Aber sonst läuft der Kauf meist sehr harmonisch ab, für viele Familien wird dieser Ausflug auf den Hof zum besonderen Erlebnis.

 

NL: Welche Bäume sind bei den Kunden heuer begehrt?

Strohmeier: Bei der Baumart ist die Nordmann Tanne seit Jahren ungeschlagen. Ihr Aussehen, der gute Geruch sowie die hohe Nadelhaltefähigkeit überzeugen die Konsumenten. Der Trend geht auch zu größeren Bäumen hin. Immer öfter entscheiden sich Familien für Bäume ab einer Höhe von 2,2 Meter und mehr.

 

NL: Und die Preise?

Strohmeier: Die haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht erhöht.

 

NL: Das Thema Regionalität spielt bei den Konsumenten eine immer größere Rolle. Gilt das auch für diese Branche?

Strohmeier: Auf jeden Fall! Der Trend zum heimischen Christbaum und zum Selber-Aussuchen wird immer größer. Unser größtes Plus ist dabei die rot-weiß-rote Banderole am Baum. Als Mitgliedsbetrieb des Vereins Steirischer Christbaum-Bauern garantieren wir die Herkunft. Auf dieser Banderole stehen auch Name und Anschrift des Christbaumzüchters. Dieser Initiative haben sich bereits über 70 heimische Christbaum-Bauern angeschlossen – Tendenz steigend. Wir haben uns freiwillig strengen Regeln unterworfen, die eine nachhaltige und ökologische Produktion sowie 100 Prozent Regionalität garantieren. Geschnitten werden die Bäume erst nach dem 15. November, um die Frische zu garantieren.

 

Zur Person

  • Helga Strohmeier bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Gatten Andreas einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb in Neurath in der Marktgemeinde Stainz.
  • Die gelernte Bürokauffrau ist Mutter von drei Kindern, hat die Meisterprüfung im Betriebs- und Haushaltsmanagement abgeschlossen und sich der Christbaumproduktion verschrieben.

Beitragsfoto: Lind

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