Bäuerin der Woche: Claudia Tscherner

von Karlheinz Lind

Seit einigen Jahren hat sich Jungbäuerin Claudia Tscherner aus Halbenrain dem Spargelanbau verschrieben. Eine perfekte Ergänzung für ihren Veredelungsbetrieb.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ hat der deutsche Dichter und Zeichner Wilhelm Busch einmal treffsicher festgestellt. Ähnlich kann man die berufliche Laufbahn von Bäuerin Claudia Tscherner aus Dietzen in Halbenrain beschreiben. Als Absolventin der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Mureck hat sie einige Jahre als Büroangestellte gearbeitet. „Natürlich habe ich in den Ferien und dann in meiner Freizeit immer am Hof mitgeholfen. Dass ich ihn mal führen werde, hätte ich mir damals aber sicher nicht gedacht“, erklärt die 29-Jährige im Gespräch mit NEUES LAND.

Bei der Ausbildung zum land- und forstwirtschaftlichen Facharbeiter am Steiermarkhof hat die sympathische Bäuerin nicht nur ihren jetzigen Mann Philipp kennen und lieben gelernt, sondern auch die Freude zur Landwirtschaft entdeckt. Sie führt nun gemeinsam mit ihren Eltern Maria und Leopold Hofer einen Veredelungsbetrieb mit 30 Muttersauen und angeschlossener Mast. Gatte Philipp bewirtschaftet einen eigenen Legehennenbetrieb in der Region.

Ackerbau

Am Hof von Claudia Tscherner werden insgesamt 13 Hektar Wald und 50 Hektar Acker (Eigen- und Pachtflächen) bewirtschaftet. Neben Mais und Getreide für die Schweinefütterung werden Käferbohnen im Vertragsanbau für Alwera und Steirischer Ölkürbis angebaut. „Auch die Saatgutvermehrung für Mais hat bei uns am Hof eine lange Tradition. Bereits seit über 30 Jahren übt mein Vater diesen Betriebszweig erfolgreich aus“, so die junge Bäuerin.

In den letzten Jahren ist das Betätigungsfeld von Claudia Tscherner wieder um eine Sparte gewachsen. Im Jahr 2018 wurde der erste Spargel ausgepflanzt. Doch wie kam es dazu? „Wir haben früher immer Kren angebaut und deshalb bin ich auch Mitglied bei der Vereinigung ‚Die jungen WILDEN Gemüsebäuerinnen und Bauern‘ geworden“, erklärt die Spargelbäuerin. Es handelt sich bei dieser Vereinigung um 15 junge Gemüsebäuerinnen und Gemüsebauern aus der Region, die ihr Gemüse zum Teil gemeinsam vermarkten und ständig „wild“ auf neue Ideen sind. Da beim Spargel eine ständig steigende Nachfrage erkennbar war, haben sich fünf Mitglieder für den Anbau entschieden. „Dazu haben wir uns einen Experten aus Deutschland geholt, der das Basiswissen vermittelte. Die überbetriebliche Zusammenarbeit ist auch deshalb so wichtig, da die Spezialmechanisierung – also eine Dammfräse – sehr teuer ist“, ergänzt Tscherner. Mit dem Anbau von einem Hektar weißen und einem Hektar grünem Spargel im Frühjahr 2018 war der Grundstein gelegt, der Krenanbau wurde aufgegeben. Nach einer bescheidenen Ernte im Vorjahr, es war im Mai einfach zu nass und zu kalt, ist Tscherner mit der heurigen Ernte zufrieden.

Wasch- und Sortieranlage

Täglich wird Spargel gestochen und zur zentralen Wasch- und Sortieranlage transportiert. Diese befindet sich beim Beerengut in Straden und wird von Armin Lenz, Obmannstellvertreter der jungen wilden Gemüsebauern, betrieben. „Armin ist auch unser Sprachrohr für die Vermarktung“, sagt die Neo-Spargelbäuerin. Denn neben der Vermarktung über den eigenen Hofladen wurde vor einigen Jahren eine Partnerschaft mit der Handelskette Spar eingegangen. „Wir sind mit dieser Zusammenarbeit wirklich sehr zufrieden. Jetzt vermarkten wir fünf Spargelbauern die Ernte von einer Anbaufläche von rund 20 Hektar“, so Tscherner.

Für die stolze Mutter eines acht Monate alten Sohnes ist der Spargel somit zu einem wirtschaftlich wichtigen Standbein geworden: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Nachfrage in den nächsten Jahren weiter steigen wird.“

Zur Person

  • Claudia Tscherner (29)
  • Dietzen 33, 8492 Halbenrain
  • Mitglied bei „Die jungen WILDEN Gemüsebauern“
  • Absolventin der HLW Mureck
  • Land- und forstwirtschaftliche Facharbeiterin
  • Verheiratet mit Philipp, Sohn Raphael (8 Monate)
  • Seit 2019 Vollerwerbslandwirtin
  • Schweinezuchtbetrieb
  • Ackerbau mit Mais, Getreide, Käferbohnen, Steirischer Ölkürbis, Saatmaisvermehrung
  • Seit 2018 Spargelbäuerin
  • E-Mail: claudia.tscherner@jungerspargel.at

Beitragsfoto: Lind

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1 kommentieren

Gerlinde Kathar 2. Dezember 2022 - 19:52

Eine sehr angaschierte Jungbäurin.

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