Ausbildung zum Beruf als Landwirt

von Karl Brodschneider

Die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter beziehungsweise zum Meister macht sich mehrfach bezahlt – auch finanziell.

 

Von Ende November 2020 bis Ende Jänner 2021 absolvierten zehn Frauen und zwölf Männer die landwirtschaftliche Facharbeiterausbildung in Weiz. Am Ende der 220-stündigen Ausbildung legten die Kandidaten die Abschlussprüfung in den Fächern „Pflanzenbau“, „Tierhaltung“, „Landtechnik“, „Forstwirtschaft“ und „Betriebsführung“ ab. Alle Tests fielen positiv aus. Die 22 Oststeirer dürfen sich nun „landwirtschaftlicher Facharbeiter“ beziehungsweise „landwirtschaftliche Facharbeiterin“ nennen.

Eine besondere Herausforderung bei diesem in Weiz abgehaltenen Kurs und bei anderen derzeit laufenden Facharbeiter- und Meister-Vorbereitungslehrgängen war der Corona-bedingte Wechsel vom Präsenz- in den Online-Unterricht. „Anfang November fassten wir den Beschluss, keine Kurse abzusagen oder zu verschieben“, berichtet Franz Heuberger, der Leiter der Lehrlings- und Fachausbildungsstelle bei der Landwirtschaftskammer Steiermark. „Wir stellten sofort auf Online-Unterricht via ZOOM um. Bei den erforderlichen Praxiseinheiten achteten wir sehr streng auf die Einhaltung der Corona-Maßnahmen.“ Aus den Rückmeldungen der Teilnehmer weiß Heuberger, dass sie sehr froh waren, dass alles plangemäß ablief. „Schließlich hatten viele von ihnen ihre Urlaubsplanung auf die vorgegebenen Termine abgestimmt.“

Zweiter Bildungsweg

Ein Drittel aller jährlich 1100 neuen Facharbeiter und Facharbeiterinnen – konkret sind es 34 Prozent – macht diese landwirtschaftliche Berufsausbildung über den zweiten Bildungsweg. 60 Prozent erlangen sie durch den Besuch einer landwirtschaftlichen beziehungsweise land- und ernährungswirtschaftlichen Fachschule. 6 Prozent absolvieren eine Lehre in einem landwirtschaftlichen Beruf wie zum Beispiel Gartenbau.

Franz Heuberger

Franz Heuberger leitet die Lehrlings- und Fachausbildungsstelle der LK Steiermark.

Warum die Ausbildung über den zweiten Bildungsweg einen derart hohen Prozentsatz aufweist, erklärt Heuberger damit, dass Betriebsübernahmen oft anders als geplant von statten gehen. Er nennt Beispiele. Der ursprünglich als Übernehmer vorgesehene Hoferbe schlägt eine ganz andere Berufslaufbahn ein. Oder man wird durch eine Beziehung, durch eine Erbschaft oder durch ein tragisches Schicksal in der Familie oder Verwandtschaft zum Bauern beziehungsweise zur Bäuerin. Man will das eigene landwirtschaftliche Wissen und Können verbessern und belegt daher einen solchen Kurs.

Ein Grund für die hohe Nachfrage nach Facharbeiterausbildungen im zweiten Bildungsweg liegt auch an unseren Betriebsstrukturen. Viele Hofübernehmer von Nebenerwerbsbetrieben absolvieren zuerst eine außerlandwirtschaftliche Berufsausbildung (Lehre, Matura, Studium) und erlangen die landwirtschaftliche Berufsausbildung dann über den zweiten Bildungsweg.

Meisterlicher Spitzenwert

So etwas wie die Krönung der landwirtschaftlichen Berufsausbildung ist die Meister-Ausbildung. „Im Durchschnitt der letzten 15 Jahre gab es in der Steiermark jährlich 79 neue Meisterinnen und Meister“, berichtet Heuberger. „Das ist ein ständig leicht steigender Wert. Damit ist die Steiermark das einzige Bundesland, wo dieser Wert zunimmt“, freut er sich.

Kursteilnehmer im Getreidefeld

Bei der Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter bzw. zum Meister wird auch Wert auf die Praxis gelegt.

Derzeit laufen in der Steiermark zwölf Meister-Kurse. Die Bandbreite bei den Sparten reicht von Landwirtschaft und Forstwirtschaft über Obst- beziehungsweise Weinbau bis hin zu Gartenbau und Bienenwirtschaft. Auffallend ist, dass im Weinbau knapp die Hälfte der Weinbau-Facharbeiter auch die Meisterausbildung absolviert. „In keiner anderen Sparte gibt es einen derart hohen Wert“, macht Heuberger aufmerksam. Heuer im Frühjahr enden in der Steiermark wieder fünf Meister-Lehrgänge, nämlich zwei Landwirtschaftskurse sowie jeweils ein Forstwirtschafts-, Weinbau- und Gärtnermeisterkurs.

Existenzgründungsbeihilfe

Wenn es zur Betriebsübernahme kommt, machen sich die Ausbildungen zum Facharbeiter beziehungsweise Meister in einem landwirtschaftlichen Beruf auch finanziell bezahlt. Aus den Mitteln der Ländlichen Entwicklung gibt es je nach Betriebsgröße 11.000 Euro beziehungsweise 5500 Euro Existenzgründungsbeihilfe. Und wenn man zum Zeitpunkt der Hofübernahme auch auf eine erfolgreiche Meisterausbildung verweisen kann, kommt noch ein Bonus in der Höhe von 4000 Euro dazu.

Die Ländliche Entwicklung fördert aber auch die Vorbereitungskurse für die land- und forstwirtschaftliche Facharbeiterausbildung, die Meisterausbildung sowie viele andere agrarische Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen. Von Almwirtschaft und Bio-Landbau über Green Care, Waldpädagogik und Arbeitskreise bis hin zu Zertifikatslehrgängen ist fast für jeden etwas dabei. Der fünfwöchige Facharbeiterkurs inklusive Prüfungsgebühr kostet 900 Euro, der Meisterkurs etwa 2200 Euro. „Ohne die Mittel aus der Ländlichen Entwicklung und die Unterstützung der Landwirtschaftskammer könnten wir das nicht zu diesen Preisen anbieten“, stellt Heuberger klar, „dann wären die Kurse rund doppelt so teuer.“

 

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