Johannes Schantl, Leiter des Versuchsreferates, über Alternativen, Herausforderungen und wichtige Trends im Ackerbau.
NEUES LAND: Am Mittwoch, dem 13. Juni findet der Feldtag des Versuchsreferates der landwirtschaftlichen Fachschulen auf den Versuchsflächen in Kalsdorf bei Ilz statt. Was können sich die Besucher erwarten?
Johannes Schantl: Wir haben für den Feldtag heuer den Großteil unsere Versuche auf den Standort in Kalsdorf bei Ilz konzentriert. Dabei beschäftigten wir uns mit den Themen Düngung im Körnermais, Sorten und Saatstärke beim Ölkürbis sowie Düngung und Herbizideinsatz bei Getreide. Fachleute werden vor Ort Details zu den jeweiligen Versuchskulturen präsentieren.
NL: Welche Aufgaben stehen bei Ihrer Arbeit im Mittelpunkt?
Schantl: Wir versuchen Lösungsvorschläge für Probleme im Ackerbau zu erarbeiten. Dabei spielen gerade gesellschaftliche Rahmenbedingungen und zunehmende Risiken durch den Klimawandel eine wesentliche Rolle. Daneben untersuchen wir auch mögliche Alternativen wie Hanf, Sida – ein spezielles Malvengewächs – oder Silphie, eine mehrjährige, ausdauernde Futter- und Energiepflanze, die extrem trockenresistent ist.
NL: Wie können die steirischen Bauern von diesen Versuchen beziehungsweise Ergebnissen profitieren?
Schantl: Nachdem unsere Versuche durchgehend mehrjährig und als Exaktversuche angelegt sind, bieten die Ergebnisse eine gute Grundlage für die Beratung und für den Praxiseinsatz. Die Ergebnisse werden bei Informationsveranstaltungen präsentiert und stehen auf der Homepage www.versuchsreferat.at zum Download bereit.
NL: Neben Mais, Getreide und Ölkürbis gewinnen Alternativen ständig an Bedeutung. Wie beeinflusst dieser Trend die Versuchstätigkeit?
Schantl: Soja und Hirse haben wir aufgrund der Maiswurzelproblematik verstärkt in unser Versuchsprogramm aufgenommen. Dabei werden Düngerintensität sowie die Qualität von Biosorten untersucht. Unsere Versuchsplanung erfolgt in enger Abstimmung mit den Fachschulen, der Pflanzenbauabteilung der Landwirtschaftskammer und auch anderen Versuchseinrichtungen wie zum Beispiel Raumberg-Gumpenstein.
NL: Wird der Grubber den Pflug in Zukunft ersetzten?
Schantl: Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Fast alle Ergebnisse – auch aus anderen Bundesländern – zeigen einen Vorteil der Minimalbodenbearbeitung in Bezug auf Abschwemmung und Erosion. Umgekehrt hat der auch Pflug gerade bei schweren Böden Vorteile in Bezug auf Bodenlockerung, Aufgang von Konkurrenzvegetation oder mikrobielle Belastung des Erntegutes. Hier muss jeder Landwirt für sich entscheiden, welche Methode für seine Bedingungen und Zielsetzungen günstiger ist.
NL: Die Steiermark wird immer häufiger von Wetterextremen heimgesucht. Gibt es Möglichkeiten, die Schäden durch Starkregen speziell im Ackerbau zu minimieren?
Schantl: Grundsätzlich gibt es Vorgaben und Empfehlungen für erosionsgefährdete Gebiete, wie zum Beispiel den Zwischenfruchtanbau, Minimalbodenbearbeitung oder Pflügen in der Schichtenlinie. Weil aber Experten voraussagen, dass die Extreme von Wettereignisse zunehmen werden, wird man punktuell mit Schäden und Ernteausfällen trotz des bestmöglichen Einsatzes aller Bewirtschaftungsmaßnahmen rechnen müssen. Hier wird es verstärkt notwendig sein, durch spezielle Agrar-Versicherungen, aber zum Beispiel auch durch Streuung von Anbauflächen vorzusorgen.
Zur Person:
Nach seinem Studium war Johannes Schantl als Referent in der Forstabteilung der LK tätig. Nach seinem Einsatz als Lehrer an der LFS Alt Grottenhof wurde er mit der Leitung der LFS Stainz und der LFS Grottenhof-Hardt betraut. Seit 2017 hat der 57-Jährige die Leitung des Fachteams Versuchstätigkeit inne.