Attacken im Reich der Pilze

von Karl Brodschneider

Jetzt schießen die Schwammerln aus dem Boden, doch nicht überall bilden Grundeigentümer und Schwammerlsucher eine Symbiose.

 

Die organisierten Pilz-Touristen aus Italien stellen in der Steiermark und in Kärnten derzeit kaum große Probleme dar. „Vor einigen Jahren war das anders“, erinnert sich der Voitsberger Kammerobmann Werner Preßler. „Da haben die Italiener in unserem Bezirk im großen Stil Schwammerl gesucht. Es gab eigene Sammeltrupps und eigene Gruppen, die sich um den Abtransport der Schwämme kümmerten.“ Der Murauer Kammerobmann Thomas Wirnsberger schlägt in dieselbe Kerbe. „Es war schon einmal schlimmer.“

Wenn Beschwerden an die beiden Kammerobmänner herangetragen werden, dann handelt es sich oft um parkende Autos. Das bestätigt auch die aktuelle Bauernbund-Internetumfrage zum Thema „Eigentum“. (Anm.: Die Ergebnisse dieser Umfrage werden in der zweiten August-Hälfte in NEUES LAND veröffentlicht.) Darin artikulieren steirische Bäuerinnen und Bauern etliche Male ihre Probleme mit Schwammerlsuchern, Beerenpflückern und Waldbenützern. Zum Beispiel: „Die Schwammerlsucher haben auf dem Forstweg geparkt, sodass niemand vorbeifahren konnte. Als ich sie zur Rede stellte, waren sie so arrogant und erklärten, dass der Weg mit öffentlichen Mitteln gebaut worden sei, weshalb sie ein Recht zum Befahren des Weges und zum Parken hätten.“

Ein anderer schreibt: „Die Schwammerlsucher missachten das Sperrgebiet bei Holzschlägerungen. Darauf angesprochen sagen sie, dass ich mich nicht aufregen soll, weil sie passen auf.“ Oder eine weitere Eintragung lautet: „Sie sagen, dass sie das Recht haben Schwämme zu pflücken. Ich soll mich schleichen, denn sie dürfen im Wald sowieso alles machen, was sie wollen.“

Grundregeln einhalten

Oft sind es gerade solche emotionellen Sager und Antworten, die das Klima zwischen Grundeigentümern und Schwammerl-suchern beeinträchtigen. Fest steht, dass das Schwammerlsuchen eines der beliebtesten Hobbys von Hunderttausenden Österreichern ist und auch bleiben wird. Allerdings sollte man dabei gewisse Grundregeln einhalten. Das beginnt damit, dass man nur solche Pilze brocken soll, die man zweifelsfrei bestimmen kann und dass man nur so viele Schwammerl mitnehmen soll, wie man selbst daheim oder im Bekanntenkreis rasch verzehren kann. Das sind zwei Kilo pro Person und Tag.

Der Grundeigentümer kann das Suchen von Pilzen und Beeren auch untersagen. „Wenn Waldbesitzer Verbotstafeln anbringen, so ist das einzuhalten und zu respektieren“, betont der Mürzzuschlager Kammerobmann Johann Madertoner und fügt resignierend hinzu: „Aber den Leuten ist das oft völlig wurscht.“ Und noch eines bemerkt Madertoner: „Die Öffnung des Waldes gilt für Personen, aber nicht für Hunde. Es ist eine Unsitte, dass immer mehr Personen ihren Hund im Wald herumrennen lassen.“

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