Was der Lichtmess-Tag früher für die Bauernhöfe war, war der 1. Mai ursprünglich für die Arbeiterschaft: der Wechsel des Arbeitgebers, die Arbeiter gehen auf Wanderschaft. Seit 1890 ist der 1. Mai in den meisten zivilisierten Ländern der Kampftag der Arbeiterbewegung. Die Arbeiter gehen auf die Straße und kämpfen für ihre Rechte. Heute sind die meisten früheren Forderungen politische Grundrechte und Selbstverständlichkeiten in der Gesellschaft. Daher gehen jetzt mehr die Politiker auf die Straße und versuchen den „heiligen Arbeitertag“ für politische Schaumschlägerei zu missbrauchen. Dabei kann das Imperium aber auch zurückschlagen. 2016 beim Maiaufmarsch wurde der SPÖ-Chef und Bundeskanzler Werner Faymann von den Genossen ausgepfiffen. Sein Rücktritt war damit nur noch eine Frage der Zeit. Diesmal schaffte es die SPÖ in Graz gerade Mal 200 Genossinnen und Genossen zu bewegen, während die KPÖ ein paar Gassen weiter immerhin 800 Teilnehmer um sich scharen konnte (jeweils gemäß Polizeiangaben). Da hat die KPÖ wie auch bei der Gemeinderatswahl die SPÖ längst links überholt, während in Wien der Maiaufmarsch vom Partei-internen Wahlkampf um den Parteivorsitz geprägt war. Bei all den Mai-Schauspielen lobe ich mir die ÖVP, denn sie besucht jene, die am 1. Mai arbeiten müssen, damit die anderen feiern können. Eine wahrlich christliche Tugend, meint ihr Franz Tonner.
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