Altbischof Johann Weber verstorben

von Karl Brodschneider

Altbischof Johann Weber starb im 94. Lebensjahr in Graz, er war von 1969 bis 2001 Bischof der Diözese Graz-Seckau.

Altbischof Johann Weber, der 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau, ist in der Nacht auf den 23. Mai 2020 friedlich verstorben. Vor seinem Dahinscheiden hat er noch gemeint hat, er blicke voll Dankbarkeit auf sein Leben zurück und sei bereit, über die letzte Brücke zu gehen.

Am 26. April 1927 kam Johann Weber in Graz-St. Veit zur Welt. Bis zur Schließung des Bischöflichen Seminars 1938 war Johann Weber dort Schüler, anschließend besuchte er das Akademische Gymnasium in Graz. Ein Studienjahr widmete der Student Weber der Germanistik, der Geschichte und der Geografie. Danach stieg er auf das Studium der Theologie um, welches er 1950 abschloss. Am 2. Juli 1950 wurde Johann Weber im Grazer Dom zum Priester geweiht. Nach jeweils drei Jahren als Kaplan zuerst in Kapfenberg und dann in Köflach wurde er Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend.  

Von 1962 bis 1969 war Johann Weber Pfarrer der Stadtpfarre Graz-St. Andrä. Sein Einsatz für die Armen und Bedürftigen zeichnete sein Wirken in diesen Jahren aus. Beispielhaft dafür war die Errichtung des „Heimes der offenen Tür“, eines Hauses für in Not geratene Schwangere.

Bischofernennung

Am 10. Juni 1969 ernannte Papst Paul VI. ihn zum Nachfolger von Bischof Josef Schoiswohl, der am 1. Jänner 1969 zurückgetreten war. Er reihte sich damit als 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau ein.

Der 28. September 1969, der Tag der Bischofsweihe von Johann Weber, wurde auch zu einem Aufbruchsfest für die Diözese Graz-Seckau. Historisches Detail am Rande: Zur gleichen Zeit, als Johann Weber vom Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher und seinem Vorgänger Bischof Josef Schoiswohl geweiht wurde, zeigte der ORF die ersten Bilder von der Mondlandung der US-Amerikanischen Apollomission gezeigt.

Große Herausforderung

Die Aufgaben, denen sich Bischof Johann Weber stellen musste, waren nicht leicht. Es galt, die Polarisierung im Klerus über die Ausrichtung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Diözese zu überwinden und gleichzeitig das Konzil umzusetzen. Die Einrichtung des Diözesanrates und der Pfarrgemeinderäte, aber auch die Bestellung von Laien zu Pastoralassistenten und in Aufgabenfelder, die bislang Priestern vorbehalten waren, waren Teile davon. Unter seine Ära fiel auch die Errichtung des Kulturzentrums bei den Minoriten und des Welthauses.

Über 30 Jahre prägte Bischof Johann Weber als Hirte die Diözese Graz-Seckau und auch die ganze Kirche in Österreich mit. Einige große Ereignisse zeugen davon, zum Beispiel die Österreich-Synode (1973/74), der „Tag der Steiermark“ (1993), die „Wallfahrt der Vielfalt“ (1996), die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung (1997) in Graz und der „Dialog für Österreich“ (1998).

Papst-Besuch

Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählten auch der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 in Mariazell und der Katholikentag 1981 in Graz, zu dem 70.000 Gläubige in den Stadtpark gekommen waren. Sie feierten das „Fest der Brüderlichkeit“ gemeinsam mit Bischof Johann Weber, der – passend zum Logo des Katholikentages – zum „Herzbischof“ ernannt wurde.

Jedoch im Jahr 2001 legte Bischof Johann Weber sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Der Papst ernannte Bischof Egon Kapellari zum Nachfolger und 57. Bischof in der Steiermark. Danach war Bischof Weber als Seelsorger im Pfarrverband Graz-St. Leonhard, Graz-Ragnitz und Graz-Kroisbach tätig. Zuletzt lebte Bischof Johann Weber im Alten- und Pflegeheim der Dienerinnen Christi in Graz-Andritz.

Johann Weber

Im Frühjahr 2019 gratulierten Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Bischof Wilhelm Krautwaschl den Altbischof Johann Weber zum 92. Geburtstag.

Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl zeigt sich tief betroffen vom Tod von Bischof Johann. „Das hat mich schwer getroffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Umganges mit dem Tod seelisch vorbereiten konnten. Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark geprägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben. Ich bitte um das Gebet für unseren verstorbenen Bischof.“

Naheverhältnis

Auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist tief betroffen vom Ableben des Altbischofs: „Bischof Johann hat in den Herzen der Steirerinnen und Steirer einen ganz besonderen Platz. Er war über Jahrzehnte das geistliche Herz einer aufblühenden Steiermark. Sein aufbrechender offener Geist, verpflichtet dem 2. Vatikanischen Konzil, prägte als Bischof der kleinen Leut Generationen von Steirern und Steirerinnen. Ich konnte ihm im April noch zu seinem Geburtstag gratulieren und war sehr berührt von seiner Antwort.“

Wilhelm Krautwaschl hat seinerzeit mit Bischof Johann, dessen Wahlspruch „Das Evangelium verkünden“ war, als dessen Zeremoniär viel Zeit verbracht. „Ich erinnere mich noch gut an eine Begebenheit in Bischof Webers Amtsräumen. Einer der Kollegen fragte ihn, wieso denn sein Schreibtisch so leer sei, ob er denn keine Arbeit hätte. Bischof Johann meinte darauf: ‚Ich habe bei einem Kurs im Vatikan gelernt: Der volle Schreibtisch eines Bischofs ist nur ein Hinweis darauf, dass er seinen Mitarbeitern nicht traut.‘“

Gespür für die Leute

Landeshauptmann Schützenhöfer erinnert sich an die Fähigkeit von Bischof Johann, auf die Menschen zuzugehen. Sein Gespür für die Leute werde unvergessen bleiben. Er sei ein Bischof gewesen, der mit offenem Herzen auf die Menschen zuging, um mit ihnen gemeinsam den Weg des Glaubens zu gehen. „Er war ein Steirer, den die Steiermark als Land von Offenheit und Herzlichkeit betrauert, weil Johann Weber uns mit seinem Geist in das Herz geschrieben hat“, so der Landeshauptmann.

Johann Weber bei Hl. Messe

Sein Bischofsamt legte Johann Weber 2001 zurück, aber bis feierte er als „Bischof der Herzen“ Hl. Messen.

Auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl ist vom Tod des Altbischofs ergriffen: „Der Ehrenbürger der Stadt Graz Bischof Weber war ein selbstbewusster Religionsverbinder, der in Demut seine Glaubensbotschaft mit allen in der Bevölkerung teilte. Mit seiner Gabe, Menschen für den Glauben und die Stille des Gebets zu begeistern, wird er uns immer in Erinnerung bleiben. Sein religiöses Wirken und seine Verbinderrolle in der Ökumene in Graz und darüber hinaus bleiben uns immer ein Vorbild. Der Tod von Bischof Weber geht mir nahe, da auch Bischof Weber immer den Menschen nahe war.“

Mit dem Wahlspruch „den Armen die frohe Botschaft zu bringen“ habe sich Bischof Weber von Anfang an das Handeln der Caritas zu einer wesentlichen Dimension seines seelsorgerischen Wirkens gemacht, sagt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck.

Und Andrea Ederer, die Präsidentin der Katholischen Aktion, sagt: „Er war ein liebenswürdiger Kirchenbotschafter und sah seinen Platz ,bei den Leuten‘. Im Geiste des II. Vatikanums forderte und förderte er die Mitgestaltung der Laien in Kirche und Welt. Das Prinzip von Joseph Kardinal Cardajn ‚Sehen – urteilen – handeln‘ leitete das Wirken von Bischof Johann.“

Das Requiem für Altbischof Johann Weber ist am Mittwoch, 3. Juni, um 13.15 Uhr im Grazer Dom . Am 2. Juni ist Bischof Weber von 9 bis 18 Uhr im Grazer Dom für den persönlichen Abschied aufgebahrt. Ein Kondolenzbuch liegt auf. In den Pfarren der Steiermark ist am Abend des 2. Juni die Totenwache.

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