Allerheiligen – ein Tag für die Verstorbenen

von Gernot Zenz

In diesen hektischen Zeiten lässt uns Allerheiligen innehalten und unserer Vergänglichkeit bewusst werden. Ein kurzer Blick auf diesen besonderen Feiertag.

Das Totengedenken ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Allerheiligen wie wir es kennen hat seine Wurzeln in der Spätantike. In den Anfängen des Christentums hatte jeder Märtyrer seinen eigenen Feiertag, nämlich seinen Todestag. Im Laufe der Zeit wurde das unübersichtlich, weil es immer mehr Märtyrer in der christlichen Kirche zu gedenken gab. Also wurde ein einheitlicher Gedenktag eingeführt, der nach Ostern lag. Übrigens feiert man in der Orthodoxen Kirche das Totengedenken heute noch am Samstag vor Pfingsten.

Seit dem frühen Mittelalter begeht die Westkirche Allerheiligen am 1. November. Wie der Name schon sagt, war der ursprüngliche Zweck dieses Tages das Gedenken an alle Heiligen und Märtyrer. Im Laufe der Zeit wurde es der Tag des allgemeinen Totengedenkens. Am 2. November, dem Allerseelen-Tag, wird der armen Seelen im Fegefeuer gedacht, die hier – hoffentlich – Läuterung erfahren und danach in den Himmel kommen. Der Tag vor Allerheiligen, also der 31. Oktober, ist inzwischen auch bei uns als “Halloween” bekannt. Der Name des ursprünglich irischen Brauches, der über die USA zu uns geschwappt ist, ist eine Abwandlung des englischen “All Hallows` Eve”, was nichts anderes als Abend vor Allerheiligen bedeutet. Die ausgehöhlten Kürbisköpfe mit Kerze darin, die so gruselig leuchten, gehen auf das keltische Samhainfest zurück, mit dem das Ende des Sommers gefeiert wurde.

Bräuche und Striezel

Mehr oder weniger furchteinflößen verkleidete Kinder, die unter Androhung böser Streiche Süßigkeiten fordern, sind ein eher modernes amerikanisches Phänomen. Wobei sogenannte Heischebräuche, also Bräuche, bei denen meist Kinder von Haus zu Haus gehen und um Gaben bitten, auch bei uns nicht unbekannt sind. Man denke nur an das Sternsingen.

Ganz sicher nicht amerikanisch ist der Allerheiligenstriezel. Seine Zopfform kommt aus uralten Zeiten. Als Zeichen der Trauer wurde schon in der Antike den Frauen ihr Zopf als sogenanntes Haaropfer abgeschnitten. Woher unser Striezel genau kommt, ist unklar. Auf alle Fälle gibt es erste schriftliche Aufzeichnungen aus dem Jahr 1699  in Oberösterreich, wo ein Heiligenstriezel erwähnt wird, der aber vermutlich eine einfachere Form hatte. Das feine Gebäck wie wir es heute kennen, wurde wohl im 19. Jahrhundert in Wien entwickelt.

Wirklich als Allerheiligenstriezel gibt es ihn bei uns schon seit dem 18. Jahrhundert. Übrigens war er in seinen Anfängen ein Armenbrot, das zu Allerheiligen an Bedürftige verteilt wurde mit dem Auftrag, für die Verstorbenen zu beten. Allerheiligen war in vielen Regionen auch “Godntag”, also der Tag von Patenonkel oder Patentante, die dem Patenkind als Geschenk einen Allerheiligenstriezel mitgebracht haben. Es gibt also ganz schön viel zu erfahren über den Allerheiligenstriezel. Das wichtigste ist aber wohl immer noch, dass er schmeckt.

Beitragsfoto: pixabay.com

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