Zum Muttertag: Helene Krautwaschl, die Mutter des steirischen Diözesanbischofs, war immer gerne Bäuerin.
Es ist ein einfaches, gelb gefärbtes Bauernhaus mit rotem Ziegeldach, braunen Holzbalken und einem großen Garten. Als die damals 20-jährige Helene Krautwaschl im Jahr 1951 von Untergroßau hierher nach Gleisdorf geheiratet hatte, gab es rundherum noch viele Äcker und Wiesen. „Wir hatten alles zusammen 21 Joch Grund“, beginnt die Altbäuerin. „Wir hatten Schweine, Kühe, Pferde und Hasen.“ Eigentlich hatte sie mit der Landwirtschaft nichts am Hut, aber sie lernte rasch. „Ich habe die Bauernarbeit immer gerne gemacht. Mein Mann und der Schwiegervater brachten mir viel bei.“
Manchmal träumte sie davon, einen schönen Scheibengrund zu haben. Aber das war einmal. Gleisdorf dehnte sich aus. Plötzlich befand sich der Hof mitten in der Stadt. Die Bewirtschaftung wurde immer schwieriger. Ihr Gatte Wilhelm übernahm die örtliche Bestattung und schaffte sich damit ein neues Standbein.
Wenn es im Freien warm ist, sitzt die bald 85-jährige draußen auf der Hausbank. „Das ist mein Lieblingsplatzerl!“, gesteht sie und wird etwas wehmütig, weil drei Schlaganfälle sichtbare Spuren hinterlassen haben: „Man sieht die Arbeit und kann nicht mehr.“
Immer wieder kommt ein Gruß von der Straße zu ihr her-über: „Grüß Gott, Frau Krautwaschl!“ Die Angesprochene dankt und denkt an das lebendige Treiben am Hof zurück. „Unser Haus war ein Vogelhaus, es gab stets ein Kommen und Gehen.“ Damit meint sich nicht nur die Arbeit ihres Gatten Wilhelm als Bestatter. Weil er auch langjähriger Gemeinderat und ein Vereinsmensch war, spielte sich hier viel ab – aber noch mehr durch ihre Kinder. Daheim geblieben ist Tochter Christine mit ihrem Mann. Sohn Peter ist pensionierter Schuldirektor in Gleisdorf, Tochter Helena Diplomkrankenschwester in Linz und Sohn Willi bald Diözesanbischof. „Er hat immer gesagt, dass er entweder Bestatter oder Priester wird“, lässt die Mutter wissen. „Er war mit seinem Elternhaus sehr verbunden, war uns eine große Stütze und war viel in der Kirche angebandelt.“ Vom Wohnhaus zum Pfarrhof ist es nur ein Katzensprung. „Unser Willi arbeitete als Ministrant, als Ministrantengruppenleiter und im Jugendchor mit“, erzählt Frau Krautwaschl über ihren Sohn. „Das hat ihn immer sehr interessiert.“
Oft kommt Wilhelm Krautwaschl nicht mehr heim – vielleicht gerade auf einen kurzen Abstecher, wenn er in der Gegend zu tun hat. Aber im Juni soll es eine Grillfeier mit der ganzen Verwandtschaft geben und im Juli feiert der neue Bischof sein silbernes Priesterjubiläum in seiner Heimatpfarre.
Die Botschaft, dass ihr Sohn steirischer Diözesanbischof wird, hat Helene Krautwaschl mit Freude aufgenommen. „Aber ganz ehrlich: Man ist so aufgeregt und begreift erst nach einigen Tagen, was das eigentlich heißt“, sagt sie und wünscht ihm: „Dass er gesund bleibt und die Kraft besitzt, dieses Amt auszuüben.“ Und wieder fügt sie fast wie von selbst „Mein Gott, mein Gott“ hinzu.
Dieses Gottvertrauen hat ihr geholfen, über den Tod ihrer Tochter Roswitha hinwegzukommen. Das Mädchen wurde kurz vor ihrem achten Geburtstag von einem Alko-Lenker niedergestoßen und getötet. „In solchen Situationen hilft es einem, wenn man beten und arbeiten kann“, sagt Frau Krautwaschl.
Zur Person
Helene Krautwaschl, die Mutter des neuen Diözesanbischofs Wilhelm Krautwaschl, wurde 1930 geboren und wuchs in Untergroßau auf. Im Jahr 1951 heiratete sie den Gleisdorfer Bauern und späteren Bestattungsunternehmer Wilhelm Krautwaschl (gestorben 1993). Von ihren vier Kindern ist Sohn Willi das zweitjüngste. Er wurde im März 1963 geboren.