„Freude wird mehr, Leid weniger“

von NEUES LAND

Andreas Steinegger, Bauernbundobmann von Leoben, verrät im Interview, wie das Leben in einer der größten Familien des Landes läuft.

NEUES LAND: Familienfeste sind bei Ihnen jeweils Großveranstaltungen. Haben Sie da noch einen Überblick?

Andreas Steinegger: Ganz leicht ist es nicht. Wir sind neun Personen am Hof – meine Gattin, vier Kinder, eine künftige Schwiegertochter, ein Enkelkind, meine Mutter und ich. Meine Frau hat acht und ich habe sechs Geschwister, es gibt zwei Schwägerinnen, elf Schwager, 37 Nichten und Neffen, acht Tanten, sechs Onkeln und 38 Cousinen und Cousins. Aber die Verwandtschaft reicht ja auch noch viel weiter.

NL: Wie geht man mit dieser Familiengröße bei Anlässen, Festen und großen Ereignissen um?

Steinegger: Die ganze Verwandtschaft von meiner Seite und der meiner Gattin auf einem Fleck zu haben, ist ein Kunstwerk, das bei dieser Größenordnung leider kaum gelingen kann. Das letzte Mal haben wir das bei unserer Hochzeit vor 26 Jahren geschafft. Daher gibt’s halt einmal die eine und dann die andere Seite der Familie.

NL: Mit so viel Familie fühlt man auch sehr viel mit. Wie geht es Ihnen damit?

Steinegger: Dazu gibt es eine klare Erkenntnis für mich: Freude wird größer, wenn man sie so vielfach teilen kann und Leid wird kleiner, weil in schwierigen Lebenslagen viele viele zur Seite stehen. Ich selbst durfte das erleben, als unser Stall abgebrannt ist. Plötzlich waren meine Schwager da und haben alles nur Mögliche für mich getan. Von überall her sind sie gekommen – und das, obwohl sie alle ihre Jobs haben.

NL: Gibt es so etwas wie einen roten Faden in der Familie?

Steinegger: Es ist eindeutig eine soziale Ader vorhanden. Mehrere sind in pädagogischen Berufen tätig und insgesamt kann man häufig spüren, dass die Familie eine prägende Rolle spielt. Sehr bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass es bei uns sehr viele sehr stabile Partnerschaften gibt.

NL: Und das bäuerliche Element?

Steinegger: Das kommt auch nicht zu kurz. Immerhin gibt es in der nahen Verwandtschaft acht Bauernhöfe.

NL: Was läuft denn bei Ihnen anders ab als in der Durchschnittsfamilie?

Steinegger: Natürlich einiges, aber ich schätze zum Beispiel ganz besonders unser unglaublich großes Netzwerk. Man hat für fast alles jemanden in der eigenen Familie – das reicht vom Autokauf bis zum Hausbau. Das ist immer wieder eine ganz große Hilfe, wenn man sich so sehr auf jemanden verlassen kann. Und natürlich ist sehr viel los bei uns. So gibt es jedes Jahr drei bis vier Hochzeiten.

NL: Wie groß ist denn der Radius Ihrer Familie?

Steinegger: Sehr groß, sie ist nicht nur in der Steiermark vertreten, sondern unter anderem in Süddeutschland, Italien, Slowenien, Ungarn und auch in der Bundeshauptstadt.

NL: Der Bauernbund-Bezirksobmann zieht wahrscheinlich auch so einige politische Lehren aus seiner persönlichen Lebenssituation. Was bewegt Sie da am meisten?

Steinegger: Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass es Steuer-entlastungen für kinderreiche Familien geben muss, damit ihre wirtschaftlichen Nachteile nicht zu groß werden. Und es muss unbedingt mehr Unterstützung für die Pflege der älteren Angehörigen auf den Bauernhöfen geben, die in dieser unglaublichen Qualität nirgendwo anders zu finden ist.

Zur Person

Andreas Steinegger ist Obmann des Bauernbundes, der Landwirtschaftskammer und des Waldverbandes im Bezirk Leoben. Er führt einen „Zurück zum Ursprung“-Milchviehbetrieb mit 33 Milchkühen, 34 ha Forst- und 34 ha Landwirtschaft – wovon 12 ha Pachtflächen sind. Steinegger ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

 

Foto: Arthur

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