Matthias Bischof, neuer Obmann der Rinderzucht Steiermark, über Herausforderungen in der Rinderhaltung und sinkenden Beständen.
NEUES LAND: Sie wurden vor kurzem zum neuen Obmann der Rinderzucht Steiermark gewählt. Wie geht es Ihnen damit?
Matthias Bischof: Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass ich bei der Wahl eine breite Zustimmung erhalten habe. Ein großer Dank gebührt natürlich auch meiner Familie, die mich dabei sehr unterstützt. Diese Neuwahl stellt für mich einen Aufbruch da. Es geht darum, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Es ist eben wie am Hof zu Hause.
NL: Apropos Hof – Sie haben einen wohl bestellten Hof übernommen. Welchen Herausforderungen müssen sich die Rinderhalter in Zukunft stellen? Wie kann die Rinderzucht dabei helfen?
Bischof: Wir bewegen uns im Spannungsfeld gesellschaftlicher Anforderungen und Wirtschaftlichkeit. Denn ohne entsprechendes Einkommen können wir unsere Betriebe nicht erfolgreich weiterführen. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, dass wir in der Rinderzucht Steiermark für alle Rassen und alle Betriebsgrößen ein verlässlicher Vermarktungspartner sind.
NL: Die Rinderzucht Steiermark bietet ihren Mitgliedern eine Vielzahl an Serviceleistungen an. Wo liegen die Schwerpunkte?
Bischof: Wir wollen unseren Mitgliedsbetrieben – es sind rund 5700 an der Zahl – das beste Service anbieten. Mit den Schwerpunkten Beratung, Vermarktung und Interessensvertretung wollen wir somit alle Bereiche bestmöglich abdecken. Und das ist auch besonders wichtig, da wir unter unserem Dach insgesamt 20 Rinderrassen vereinen.
NL: Wie der Name schon sagt, wird der Zucht besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Setzt man auf Leistungssteigerung oder haben andere Parameter mehr Bedeutung?
Bischof: Die Zucht ist gleichzeitig Basis und Motor für alle Bereiche. Zuchtziele werden jedoch vom jeweiligen Betrieb individuell festgelegt. Es ist bereits jetzt schon so, dass die Fitness im Zuchtwert stark gewichtet wird.
NL: Nutzen auch Mutterkuhhaltungsbetriebe die Leistungen der Rinderzucht Steiermark?
Bischof: Natürlich. Einerseits werden trächtige Kalbinnen für die Bestandesergänzung zugekauft und andererseits die Vermarktungszentren für den Einstellerverkauf genutzt. Unser oberstes Ziel dabei ist, den bestmöglichen Preis für unsere Mitglieder zu erzielen.
NL: Bereits seit Jahren kämpft man auch in der Steiermark mit sinkenden Rinderbeständen. Ist hier eine Trendumkehr in Sicht?
Bischof: Wir würden uns natürlich eine Trendumkehr wünschen, das ist jedoch nicht realistisch. Trotzdem haben wir ein ambitioniertes Ziel. Wir wollen diesen Prozess verlangsamen beziehungsweise sogar stoppen. Ich bin davon überzeugt, dass die Wertigkeit von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln in Zukunft massiv an Bedeutung gewinnen wird. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel und das Steigen der Weltbevölkerung wird eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung nicht mehr selbstverständlich sein. Wir in der Rinderzucht Steiermark sehen uns als große Familie und werden durch eine starke Gemeinschaft zukünftige Herausforderungen lösen können.
NL: Was wünschen Sie sich von Politik und Interessensvertretung?
Bischof: Das wir auch in Zukunft von Landesrat Hans Seitinger sowie der Landwirtschaftskammer so gut unterstützt werden wie bisher.
Zur Person
Matthias Bischof führt mit seiner Familie einen Milchvieh- und Forstbetrieb in Oberwölz. Sohn Matthias (22) ist bereits erfolgreich im Betrieb tätig. Bei der letzten Generalversammlung der Rinderzucht Steiermark wurde er als Nachfolger von Johann Derler zum Obmann gewählt. Der 48-jährige ist auch Landeskammerrat und Fraktionssprecher im Steirischen Bauernbund.
Foto: Musch