Erstmals gibt es nun eine Kürbisernte-Genossenschaft. Ihr Obmann, Wilfried Lackner, über die Hintergründe dieser Premiere.
NEUES LAND: Die jüngst gegründete Weststeirische Kürbisernte-Genossenschaft im Raiffeisenverband Steiermark geht mutige Wege. Warum?
Wilfried Lackner: Wir haben im Jahr 2000 als lose Gemeinschaft begonnen, bei der Kürbisernte zusammenzuarbeiten und es ist uns seit damals immer wieder gut gelungen, das alles vernünftig und zu adäquaten Preisen für zunächst rund 100 Betriebe abzuwickeln. Mittlerweile sind wir knapp 120 geworden und unser Gemeinschaftsprojekt steht erfreulicher Weise auf einem soliden Fundament. Leider ist der Maschinenpark in die Jahre gekommen und wir sind auch mit einer angemieteten Halle an unsere Grenzen gestoßen. Wir müssen also an die Zukunft denken, Sicherheit schaffen und entsprechend reagieren.
NL: Weshalb in Form einer Genossenschaft?
Lackner: Für die Anschaffung eines Grundstückes und den Bau der Halle, in denen es dann mit entsprechenden Anlagen möglich sein wird, die Kürbiskerne zu reinigen und zu trocknen, müssen wir rund 700.000 Euro investieren. In diesen Dimensionen hat die bisherige Gesellschaft bürgerlichen Rechts einfach ausgedient.
NL: In den letzten Jahren haben sich auch die Rahmenbedingungen erheblich geändert – Stichwort Klimawandel. Welche Rolle spielt das bei Ihnen?
Lackner: Das Wetter ist ganz einfach der größte Risikofaktor. Wir hatten im Vorjahr brutalen Hagel mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Heuer gab’s erfreulicher Weise eine Spitzenernte, die uns allerdings auch vor gewaltige Herausforderungen gestellt hat. Es war alles andere als leicht, dies alles maschinell zu bewältigen. Wir mussten weit über unser Limit gehen. Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass sich die Erntezeiträume zuletzt gravierend geändert haben.
NL: In welcher Form?
Lackner: Früher hatten wir dafür rund zwei Monate Zeit, jetzt hat sich alles auf einen, einzigen Monat zusammengeschoben, weil 90 Prozent der Bauern die selbe Sorte pflanzen und das ziemlich zur gleichen Zeit. Wir hatten zuletzt sehr knackige Wochen!
NL: Kann und darf jeder die Gerätschaften der Genossenschaft bedienen?
Lackner: Wir haben vier Ausfahrer, die seit Jahren – also mit extrem viel Erfahrung – diese wahrlich nicht einfache Arbeit erledigen. Es sind Leute, die sehr gut mit den Geräten und den individuellen Herausforderungen umgehen können. Sie alle kommen aus unserer Gemeinschaft, haben also auch eine hohe Affinität zum Produkt.
NL: Wie sehen Sie die Zukunft der Ölkürbisse?
Lackner: Sehr optimistisch. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Markt groß genug ist und immer noch wachsen kann. Vor allem aber ist auch die Qualität permanent gestiegen. Was heute an Kürbiskernöl angeboten wird, ist einfach sensationell gut. Schon allein deshalb muss einem um die Zukunft nicht bange sein. Außerdem sind auch wir in der Genossenschaft sehr gut aufgestellt. Sehr viele Mitglieder setzen auf Direktvermarktung und sorgen auf diese Weise dafür, dass wir mit Kontinuität rechnen können.
NL: Wann soll die neue Halle der weststeirischen Kürbisernte-Genossenschaft startklar sein?
Lackner: Spätestens bis Mitte August des kommenden Jahres. Wir müssen uns dazuhalten, eine Verspätung kommt nicht in Frage!
Zur Person:
Wilfried Lackner führt mit seiner Gattin Anita den Webermichl-Hof in Söding und bewirtschaftet insgesamt 20 Hektar. Das Ehepaar – es hat zwei Kinder – produziert am Hof auch verschiedene Öle, Essigsorten und Brände. Wilfried Lackner ist Nebenerwerbslandwirt und auch als Softwareentwickler tätig.