„Wir haben viel zu wenig Wasser!“

von NEUES LAND

Rupert Gsöls, oberster Erwerbsobstbauer im Land, zur derzeit bedrohlichen Wetterlage und zur Stimmung in der Obstwirtschaft.

NEUES LAND: Wie ist denn derzeit in Anbetracht der äußerst kritischen Wettersituation die Stimmungslage unter den steirischen Erwerbsobstbauern?

Rupert Gsöls: Es ist eine nervenaufreibende Situation. Keiner von uns kann ruhig schlafen. Man verfolgt genau die Temperaturen, die in den Nächten ständig in Bewegung sind und man blickt immer besorgt zum Himmel, ob es hoffentlich schützende Wolken gibt. Tagsüber schaut jeder, wann immer es möglich ist, am Smartphone oder am Computer nach, ob sich die Wettervorhersage verändert hat. Zusätzlich verfolgen viele Obstbauern natürlich auch sehr genau die internationale Entwicklung. Da wissen wir zum Beispiel, dass es die Länder im Norden schon massiv erwischt hat.

NL: Wie beurteilen Sie nach derzeitigem Stand der Dinge die Lage?

Gsöls: Es gibt zwei kleine Hoffnungsschimmer. Der Kälteeinbruch kommt eben aus dem Norden und nicht wie im Vorjahr aus dem Südosten. Damit sollten wir etwas besser abgeschirmt sein. Und ich setzte darauf, dass wir bewölkte Nächte haben werden. Auch, weil bereits in der vergangenen Woche Vollmond war. Der zieht – zumindest nach meiner persönlichen Erfahrung – die Wolken weg.

NL: Obstbauern haben also, wie man am dramatischen aktuellen Beispiel sieht, eine intensive Beziehung zur Wettervorhersage. Wie zufrieden sind Sie damit?

Göls: Wir müssen dankbar dafür sein, denn die Wetterinformationen sind sehr gut und sehr hilfreich für uns. Sie ermöglichen es auch, rasch und richtig zu reagieren.

NL: Bleiben wir beim Stichwort „reagieren“. Was kann man tun in dieser Situation?

Gsöls: Am meisten bringt natürlich die Versicherung – etwa 50 Prozent der Flächen sind bereits auf diese Art geschützt. Allerdings ist das eine Hilfe, die nur betriebswirtschaftlich Wirkung zeigt. Und sie führt aufgrund der öffentlichen Unterstützung dafür nunmehr auch dazu, dass es heuer im Katastrophenfall keine öffentlichen Mittel mehr geben wird.  Eindeutig am effektvollsten ist Beregnung – aber für diese Maßnahme haben wir nach wie vor viel zu wenig Wasser. Wir brauchen im Durchschnitt auf einem Quadratmeter vier bis fünf Liter pro Stunde und diese Mengen hat kaum jemand zur Verfügung.

NL: Was müsste geschehen, damit die steirische Obstwirtschaft für Notfälle genügend Wasser zur Verfügung hat?

Gsöls: Wir benötigen dazu dringend die Unterstützung der öffentlichen Hand. Es muss uns klar sein, dass ausreichend Wasser – sowohl für Frost- als auch für Dürresituationen – ein Schlüsselthema für die nähere Zukunft der Spezialkulturen in unserem Land ist. Langfristig hat es für die gesamte Landwirtschaft enorme Bedeutung. In anderen Ländern wird – unter dem Titel Ernährungssicherheit – groß in Megaprojekte dieser Art investiert.  Wir müssen da einfach mithalten!

NL: Aber es gibt doch auch andere Schutzmaßnahmen…

Gsöls: … die zum Teil sehr teuer sind. Das Abbrennen von Kerzen kostet beispielsweise  2000 bis 3000 Euro pro Nacht und Hektar. Es laufen auch Versuche, zumindest Teile von Anlagen mit Vlies abzudecken. Da müssen wir aber noch viel Erfahrung sammeln, denn allein die Befestigung ist eine erhebliche Herausforderung. Bei Wind kann dieser Stoff zu einem riesigen Segel werden.

Zur Person

Rupert Gsöls führt mit seiner Familie einen Obstwirtschaftsbetrieb in Raabau, Gemeinde Feldbach. Der verheiratete Vater von drei Kindern (ein Sohn wird den Betrieb übernehmen) ist Obmann des Verbandes Steirischer Erwerbsobstbauern und auch Präsident des Bundesobstbauverbandes.

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