„Eine Vorhersage ist nahezu unmöglich“

von Karlheinz Lind

Bernd Poinsitt, Geschäftsführer Waldverband Steiermark, über Panikmache am Holzmarkt, einem fiktiven Überangebot und Lösungen.

NEUES LAND: Ende Oktober fegte ein Föhnsturm mit Windgeschwindigkeiten an die 200 Kilometern pro Stunde über Italien, Slowenien, die Schweiz und Österreich. Geschätzte 17 Millionen Festmeter wurden geworfen. Welche Auswirkungen hat dieses Ereignis auf den heimischen Holzmarkt?

Bernd Poinsitt: Die Panikmache, die vielfach unbegründet ist, verstärkt die Auswirkungen am Holzmarkt. Selbstverständlich nutzt der Holzeinkauf von Industrie und Handel die medienwirksamen Bilder von tausenden Hektar geschädigten Wäldern. Dies führte umgehend zu Turbulenzen bei den Preisen für Produkte aus der Weiterverarbeitung. Das zu einem Preisdruck bei den Einkaufspreisen für Rundholz sorgte.

NL: Wann wird mit dem ersten Holz aus den Schadgebieten zu rechnen sein?

Poinsitt: Erste Holzmengen sind schon aufgearbeitet und bereits abtransportiert. Wir rechnen in den Wäldern von betroffenen Mitgliedern in der Steiermark, dass wir bis Ende März das Schadholz fast gänzlich aufgearbeitet haben. Es lässt sich schwer beurteilen, wann aus den großflächig betroffenen Gebieten von Kärnten, Osttirol und Südtirol große Holzmengen auf den Markt drängen werden. Einerseits liegen die Schadholzgebiete auf Seehöhen über 1200 Meter und hier kann viel Schnee im Winter eine mögliche Aufarbeitung bis in den Sommer des nächsten Jahres verzögern. Andererseits ist die forstliche Aufschließung in den betroffenen Regionen nicht mit jener in der Steiermark vergleichbar. Dies erschwert eine entsprechende Logistik bei der Holzabfuhr und wird zusätzlich die Aufarbeitung und den Abtransport des Schadholzes verzögern.

NL: Was bedeutet das für die steirischen Waldbauern?

Poinsitt: Der Markt sollte unbedingt laufend beobachtet werden und es sollte eine gute Kommunikation mit unseren Waldhelfern sichergestellt sein. Wesentlich ist, dass vor Beginn der Holzernte die Abnahme gesichert ist. Ein verstärktes Augenmerk sollte darauf gerichtet sein, welche Qualitäten am Markt aktuell besonders nachgefragt sind. Dies erfordert natürlich auch mehr Flexibilität bei den Waldbauern – schon durch die Entscheidung, Starkholzernte oder doch eine Erstdurchforstung können Engpässe bei der Holzabfuhr vermieden werden.

NL: Viele Forstwirte stehen mitten in der Ernte. Was muss man dabei beachten?

Poinsitt: Aufgrund des unruhigen Marktes verändern sich bei den Holzabnehmern ständig die Wünsche nach den Zielsortimenten. Wir informieren unsere Mitglieder dahingehend, besonderen Wert auf die Ausformung zu legen und gezielt jene Bestände zu bewirtschaften, die das aktuell gewünschte Sortiment liefern.

NL: In welchem Bereich wird sich das Preisniveau für Sägerundholz im ersten Quartal 2019 einpendeln?

Poinsitt: Der Preisdruck, der von der gesamten Wertschöpfungskette Holz durch ein offensichtliches Überangebot (auch wenn es nur fiktiv ist) aufgebaut wird, führt sicher auch zum Absenken der Einkaufspreise für Sägerundholz. Eine Vorhersage zu treffen ist nahezu unmöglich, da die Einkaufspreise in den einzelnen Bundesländern stark differenzieren. Aus jetziger Sicht können wir aber damit rechnen, dass das Preisniveau in der Steiermark im Vergleich zu unseren Nachbarn auf jeden Fall höher sein wird.

NL: Nahezu jährlich werden die steirischen Wälder von Wetterextremen wie Föhnstürme und Nassschnee schwer in Mitleidenschaft gezogen. Was kann man als Forstwirt dagegen tun?

Poinsitt: Unser Credo ist, wir müssen die Wälder müssen bearbeiten. Es gibt keine Alternative dazu – Wissenschaft und Forschung bestätigen, dass aktiv bewirtschaftete Wälder stabiler sind und sich rascher an Klimaveränderungen anpassen können.

Zur Person

Nach dem Besuch der HBLA Raumberg studierte Bernd Poinsitt Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Seit der Windwurfkatastrophe Paula im Jahr 2008 ist er Angestellter beim Waldverband Steiermark. Im Jahr 2011 übernahm er die Geschäftsführung. Bernd Poinsitt lebt mit seiner Familie in der Weststeiermark und bewirtschaftet zusätzlich den elterlichen Betrieb mit Schwerpunkt Forstwirtschaft.

Beitragsbild: Waldverband Steiermark

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