„Viel zu wenig Alpaka-Wolle“

von Karlheinz Lind

Karl Todtner, Obmann der neu gegründeten Alpaka-Vermarktungsgenossenschaft, über die wertvolle Wolle, neue Wege und Preissteigerung.

NEUES LAND: Wie kommt man als ehemals begeisterter Milchbauer auf die Idee, Alpakas zu halten?

Karl Todtner: Über Jahrzehnte wurden auf unserem Betrieb Milchkühe gehalten, der Stall für die knapp 60 Tiere war nicht mehr zeitgemäß, zwischen 300.000 und 400.000 Euro hätten der Umbau und die neue Technik gekostet. Im Frühjahr 2012 haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir das nicht machen. Denn nach der riesigen Investition hätten wir die gleiche Arbeit wie vorher gehabt, dafür einen Berg Schulden, keine Ersparnisse und vor allem keine Aussicht auf bessere Preise. Bei der Suche nach Alternativen sind wir eher zufällig auf die Alpakas gestoßen, haben Einsteigerkurse besucht und sind seitdem in die Haltung dieser Tiere hineingewachsen.

 

NL: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Haltung von Alpakas?

Todtner: Eines gleich vorweg: Sie produzieren das wertvollste Tiervlies der Welt. Und genau dieses Vlies ist auch meist die einzige Einnahmequelle in dieser Tierhaltung, denn der Zuchtmarkt ist bereits gesättigt. Knapp zwei Kilogramm Wolle liefert ein Tier pro Jahr, der Weltmarktpreis liegt noch weit unter der Wirtschaftlichkeit.

 

NL: Wie kann man dieser Misere entkommen?

Todtner: Ich habe bereits im Vorjahr ein Projekt erfolgreich umgesetzt. Dabei haben wir auf unserem Hof die Wolle auch von anderen Betrieben – die Schur erfolgt üblicherweise zwischen April und Juni – übernommen und zentral vermarktet. Bei konnten wir einen wesentlich höheren Durchschnittspreis erzielen. Diese Art der Vermarktung wollten wir auf Vereinsbasis regeln. Weil dies jedoch gesetzlich nicht möglich ist, haben wir eine Genossenschaft gegründet.

 

NL: Welche Aufgaben hat die neue Genossenschaft, wie viele Mitglieder gibt es?

Todtner: Wir haben derzeit sieben Mitglieder im Vorstand – drei aus Österreich und vier aus Deutschland – und ebenfalls sieben Aufsichtsratsmitglieder. Ich übernahm die Funktion des Obmannes. Begleitet werden wir vom steirischen Raiffeisenverband. Infos: www.rvstmk.at. 30 Alpakazüchter sind bereits mit von der Partie, rund 100 haben ihr Interesse bekundet. Unsere Hauptaufgabe liegt darin, die Wolle von Alpakas aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein erfolgreich zu vermarkten.

 

NL: Somit wird die Steiermark zur Drehscheibe für Alpakawolle aus ganz Mitteleuropa. Wie sieht es dabei mit Kontrollen und der Qualitätssicherung aus?

Todtner: Unsere Lieferanten zeichnen Genossenschaftsanteile und dürfen somit auch die Wolle liefern. Grundlage dafür ist, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und gesund sind. Denn Stress ist für Alpakas Gift. Dies wird auch von einem Vorstandsmitglied vor Ort kontrolliert. Weiters müssen alle Tiere gechipt sein, um die angelieferte Wolle dem jeweiligen Tier zuordnen zu können. Faserproben werden dann auch noch in ein Labor nach London geschickt, um ein exaktes Analyseergebnis zu haben. Nur so können wir dem Verarbeiter höchste Qualität und Nachvollziehbarkeit garantieren.

 

NL: Wie sehen Sie die Zukunft?

Todtner: Wir werden in Europa viel zu wenig Alpaka-Wolle haben. Bei einem Markt von über 90 Millionen Menschen können wir derzeit maximal 30.000 mit Alpaka-Produkten versorgen.

 

Beitragsfoto: privat

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