Viel zu viel Essen wird Abfall

von Karl Brodschneider

Warum die Lebensmittelverschwendung in Krankenhäusern und Pflegeheimen besonders groß ist und was man dagegen unternehmen kann.

Die Vereinten Nationen haben heuer erstmals den „Welttag gegen Lebensmittelverschwendung“ ausgerufen. Dieser soll fortan am 29. September begangen werden. Aus diesem Grund lud die Initiative „United against waste“ zu einer Pressekonferenz ein. Einleitend informierte Landesrat Hans Seitinger, dass allein im steirischen Restmüll jährlich fast 19.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen landen. Er sagte: „Die Wertschätzung für Lebensmittel aus regionalen Betrieben und nachhaltiger Landwirtschaft ist nicht zuletzt in der Corona-Krise enorm gestiegen. Das muss sich auch in einem sorgsameren Umgang mit den Produkten widerspiegeln.“

Das Verhältnis von vermeidbarem Lebensmittelabfall im Vergleich zum ausgegebenen Essen liegt mit 31 Prozent in den österreichischen Krankenhäusern besonders hoch. Die Gründe dafür beschrieb Walter Mayer, der Leiter der Zentralküche im LKH Graz II. Allein in dieser Zentralküche werden täglich 3000 Mahlzeiten in verschiedensten Kostformen für die Patienten und Mitarbeiter an vier Krankenhaus-Standorten produziert. „Dementsprechend komplex sind unsere Verpflegungsstrukturen“, klärte Mayer auf. „Wechselnder Appetit und Gesundheitszustand sowie ein ständiges Kommen und Gehen der Patienten aufgrund von Entlassungen und Behandlungen erschweren die Planung zusätzlich.“

Bestellsystem

Seiner Meinung nach liegt im Bestellsystem die größte Herausforderung. „Ein großer Schritt wäre, wenn wir anstatt des Menüs ein Komponenten-Bestellsystem einführen würden“, sagte Mayer. Zur Reduktion von Lebensmittelabfall können Betriebe an unterschiedlichen Stellschrauben drehen. So kann es sich lohnen, unterschiedliche Portionsgrößen anzubieten und eine freie Wahl der Beilagen oder Menükomponenten zu ermöglichen. Auch die Speisenausgabe mittels Schöpfsystem ist ein Ansatz, um das retournierte Essen zu verringern. Das Stationspersonal könnte nämlich bei Portionsgrößen und Menübestandteilen gezielt auf die Tagesverfassung und den unterschiedlichen Appetit der Patienten eingehen.

Farbmarkierte Schöpfer

Beim steirischen Unternehmen „Gaumenglück“, das rund 550 Bewohner in sechs Seniorenwohnhäusern verpflegt, hat man mit dem Schöpfsystem gute Erfahrungen gemacht. „Wir setzen deshalb auf Schulungen des Personals, zum Beispiel was den Einsatz adäquater Schöpfwerkzeuge für Saucen, Reis oder Suppen bei der Speisenausgabe betrifft“, ließ Johann Schweiger wissen. Aus diesem Grund hat man sogar die Schöpfer mittels eines eigenen Farbsystems markiert. Schweiger weiter: „Wir achten zudem bereits bei der Menüplanung und bei Portionsgrößen auf die Bedürfnisse älterer Menschen.“

Da in den sechs von diesem Unternehmen betreuten Häusern der Verlustgrad nur bei durchschnittlich 21 Prozent liegt, während er im Schnitt in den österreichischen Seniorenwohnhäusern 26 Prozent beträgt, beweist die Sinnhaftigkeit dieser Strategie. Sein Credo lautet: „Entscheidend dabei sind Organisation und Schulung der Mitarbeiter!“

Wie Landesrat Hans Seitinger abschließend hinwies, gibt es für private Haushalte und Vereine verschiedene Initiativen, die der Lebensmittelverschwendung Einhalt gebieten wollen. Dazu zählen „G`scheit feiern“, das steirische Haushaltssparbuch, „restlos g`scheit essen“ und „Lebensmittel sind kostbar“. Zudem berät das Land Steiermark Großküchen und unterstützt Aktionen in den Schulen.

Die Haushalte

Die österreichischen Haushalte entsorgen jährlich rund 157.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle über den Restmüll. In der Steiermark finden sich rund 28.666 Tonnen an organischen Abfällen im Restmüll. Davon gelten 18.875 Tonnen als vermeidbar (ungeöffnete oder teilweise angebrochene Packungen, ganze oder angebissene Gebäck- und Obststücke).

 

Beitragsfoto: stock.adobe.com

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