Von der Formel 1 in Spielberg profitiert nicht nur die Wirtschaft. Auch die umliegenden Bauern nützen den Grand Prix am Wochenende.
Es riecht nach PS: laute Motoren, meterlange Trucks und viele gut gelaunte Menschen. Der Formel 1-Zirkus hat mit seinen Teams und Fans in Spielberg bereits Einzug gehalten. Auch am Hof von Johann Moitzi vulgo Persch in Moosheim. Der Milchbauer ist erster Nachbar neben dem Red Bull-Ring und selbst in Grand Prix-Stimmung. Aber nicht nur, weil er ein großer Fan des Motorsports ist, er selbst ist Teil der Veranstaltung und bietet seine umliegenden Hauswiesen jetzt Touristen und Campern an. „Wir befinden uns nur wenige Meter vor der Tribüne entfernt. Hier können Fans parken, ihr Zelt aufschlagen, übernachten und nach den Events die akustische Stimmung des Grand Prix auf der Wiese genießen: „Das ist wie Urlaub am Bauernhof“, lacht Johann Moitzi und zeigt auf die zwei Hektar große Camping-Fläche vor seinem Hof, den er gemeinsam mit seiner Frau Anneliese bewirtschaftet.
Die Fans kommen
Seit 1996 bietet der Familienbetrieb auf den umliegenden Wiesen und Obstgärten Zeltplätze bei Veranstaltungen an. Und die Plätze sind immer restlos ausgebucht. Bis zu 250 Plätze zu je 30 Quadratmetern kann der Spielberger Milchbauer diesmal vermieten. Für einen Platz bekommt er 145 Euro, zwei Personen können hier ein sorgenfreies Formel 1-Wochenende in ihren Wohnwägen genießen. Strom inklusive. „Ich habe auf beide Wiesen unterirdisch Stromkabeln verlegen lassen. Das war aufwendig, wird sich aber bezahlt machen“, erzählt Moitzi. Die Idee mit seiner Wiesen-Vermietung ist dem 59-jährigen schon vor elf Jahren gekommen, denn 2003 hatte er bereits erste Investitionen in einer Gaststätte getätigt, „doch dann wurde der Ring geschlossen und ich war verzweifelt. Jetzt freue ich mich umso mehr. Wir Bauern profitieren nämlich sehr vom Großen Preis von Österreich“, so Johann Moitzi. 15 Bauern in Spielberg und Umgebung vermieten über die Renntage ihren Grund und können sich so etwas Geld dazuverdienen. „Es war praktisch. Beim Ticketverkauf wurden unsere Camping-Plätze angeboten, somit hatten wir auch keinen Aufwand mit der Reservierung.“
Vorbereitungen
Gut Ding braucht aber Weile: Seit Februar wurde die Wiese grob und fein gemäht, gehobelt, das Heu unter Dach gebracht und die Einfahrten bereits neu gestaltet. „Die Gäste kommen aus ganz Europa, da müssen wir Campingplatz-Niveau erreichen“, ist sich Johann Moitzi bewusst. Den Gewerbeschein seit einigen Jahren in der Tasche, hat der Bauer aus seinem alten Wirtschaftsgebäude nun auch eine Art „Buschenschank“ gemacht, um die Fans, Touristen und Camper vor und nach den Rennen kulinarisch verwöhnen zu können. Von der hauseigenen Stelze bis zum Achterl Wein gibt es alles.
Privat bleibt Privat.
„Ich habe 17 Leute für das Service angestellt und bin fast wie ein Restaurant“, lacht Moitzi. Die Unterstützung wird der Grand Prix-Bauer auch brauchen: Mehr als 800 Leute tummeln sich dieses Wochenende auf seinem Hof. Dass sich die Bauernhof-Camper auch hygienisch wirklich wohlfühlen und nicht in den privaten Wohnbereich der Familie Moitzi muss, dafür sorgen eigene Sanitäranlagen am Hof: 9 Duschen, 16 Waschbecken und 13 Toiletten wurden eigens installiert. „Die Camper haben ihren eigenen Bereich und das ist gut so.“ Rettung und Feuerwehr sind zudem auch vor Ort.
Arbeitsurlaub
Bei 800 Camping-Gästen auf dem Gelände kann es durchaus sein, dass sich der eine oder andere auch für die Stallarbeit interessiert. „Da gibt es einige Alkoholisierte, die dann in der Früh in den Stall mitgehen wollen, wir haben genug Heugabeln“, lacht Johann Moitzi und streichelt eine Kuh. Mit Heugabeln ist der Milchbauer gerüstet. Wer möchte, kann hier also auch im Kuhstall Hand anlegen, bevor es dann zum Rennstall geht.
Die Rennstrecke
Die perfekte Mischung aus Adrenalin und Benzin: Der Red Bull Ring ist sowohl eine Rennstrecke, als auch ein Erlebnispark. Eine Besonderheit sind die Höhenunterschiede: maximale Steigung 12 Prozent, maximales Gefälle 9,3 Prozent.
1990-1995: Die Rennstrecke wurde völlig umgebaut. Sie wurde modernisiert, die Sicherheitseinrichtungen wurden erneuert. Außerdem wurde die Strecke in A1-Ring umbenannt und gehörte nun vollständig zu Spielberg.
1997- 2003: jährlicher Schauplatz der Formel 1.
2011 wurde die Strecke als Red Bull Ring neu eröffnet.
Text und Foto: Wurzinger