Die steirische Landwirtschaftskammer feiert heuer ein Doppeljubiläum und setzt eine große Aufgaben- und Strukturreform um.
Mit einem Festakt im Steiermarkhof begeht die steirische Landwirtschaftskammer in der nächsten Woche ein besonderes Jubiläum. Es sind nämlich genau 90 Jahre her, seit der Gesetzesbeschluss des Steiermärkischen Landtags zur Gründung der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft in Steiermark erfolgt ist. Zu den Grundprinzipien dieser Kammer zählten und zählen noch immer die Pflichtmitgliedschaft, das Recht der Mitglieder, ihre Vertreter zu wählen, sowie das Recht, Umlagen zur Finanzierung einzuheben.
Eigentlich begeht die gesetzliche Interessenvertretung der steirischen Bauernschaft ein Doppeljubiläum. Vor genau 200 Jahren wurde nämlich die Vorläuferorganisation der heutigen Landwirtschaftskammer – die Kaiserlich-Königliche Landwirtschaftsgesellschaft in Steiermark – ins Leben gerufen. Deren erster Präsident war Erzherzog Johann, der dies auch bis zu seinem Lebensende im Jahr 1859 blieb.
Gründerzeit
Der Gründung dieser Landwirtschaftsgesellschaft ging eine bittere Notzeit voraus. Bei den schweren Hungersnöten nach den Franzosenkriegen und den aufgetretenen Missernten in den Jahren 1816 und 1817 half Erzherzog Johann selbst bei der Verteilung von Kartoffeln mit und ermutigte die Bauern, Saaten anzubauen. Der Grundgedanke war, die steirische Landwirtschaft auf jede geeignete Weise zu fördern und die Bauern zur Selbsthilfe anzuregen. Dazu wurden neue Sorten im Pflanzenbau gesammelt und verbreitet, das Saatgut und Pflanzmaterial bekamen die Bauern unentgeltlich. Neue Methoden in der Viehwirtschaft wurden vermittelt und der Obstanbau wurde durch die Gründung einer Zentralbaumschule forciert. Für die innere Organisation der Landwirtschaftsgesellschaft wurden insgesamt 50 Filialen in der ganzen Steiermark eingerichtet. Dazu zählten damals auch Teile des heutigen Sloweniens.
Das Aufgabengebiet für die heutige steirische Kammerführung hat sich seither wesentlich gewandelt. Geblieben ist aber ihr Auftrag, den steirischen Bauern und Bäuerinnen auf aktuell 36.000 Bauernhöfen – die Kammer selbst hat 135.000 Mitglieder – zu helfen und sie zu beraten.
Reform
Mit Jahresbeginn wird in der Landwirtschaftskammer die Aufgaben- und Strukturreform umgesetzt. Ein Ziel dabei ist auch beim Budget (derzeit 45,8 Millionen Euro) und bei der Mitarbeiterzahl (derzeit 378 Vollzeit-Beschäftigte) zu sparen. Konkret wird in der Zentrale in der Grazer Hamerlinggasse die Anzahl der Abteilungen von 13 auf sieben fast halbiert. Von den bisher 47 Fachreferaten bleiben nur 20 übrig. Bezüglich der Zusammenlegung einiger Bezirkskammern (Leibnitz, Deutschlandsberg, Voitsberg, Graz-Umgebung) laufen noch Gespräche. Mit dieser Reform will man, so LK-Präsident Franz Titschenbacher bei der Präsentation im vergangenen Herbst, auch künftig als kompetenter und verlässlicher Partner für die Bäuerinnen und Bauern und sie bei den Herausforderungen der fortschreitenden Spezialisierung und Digitalisierung bestmöglich unterstützen.
Für Titschenbacher – der Ennstaler löste 2013 Gerhard Wlodkowski als Präsident ab – und seine Vizepräsidentin Maria Pein gibt es also viel zu tun. Vorerst heißt es aber für kurze Zeit zu feiern, denn der Festakt zum 90-Jahr-Jubiläum der steirischen Landwirtschaftskammer findet am 7. Jänner im Steiermarkhof statt.
Foto: Brodschneider