Landwirtschaftskammer verlangt von EU wirksame Marktentlastung. Lage der Schweinebauern dramatisch, Resignation macht sich breit. Würden heimische Gastronomie, Hotellerie sowie Großküchen heimisches statt ausländisches Schweinefleisch verwenden, könnte den hart getroffenen Schweinebauern geholfen werden.
Das Russland-Embargo trifft jetzt auch die Milchbauern empfindlich. „Durch die Importsperre drängen derzeit verstärkt ausländische Milch- und Milchprodukte wie Käse und Butter zu Billigstpreisen auf den Markt und stören das Marktgeschehen“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Der Preisdruck bei allen Milch- und Milchprodukten ist enorm. Rund 250.000 Tonnen Käse oder 35.000 Tonnen Butter, die Russland jährlich aus der EU importiert hat, kommen jetzt europaweit auf den Markt. Auch heimische Molkereien können den für Russland hergestellten Käse nicht liefern.
Appell an Handel, diese Situation nicht künstlich auszunützen. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher appelliert an die Lebensmittelketten, diese angespannte Marktsituation nicht auszunützen und die Preise nicht künstlich auf Kosten der Bauern zu drücken. Titschenbacher: „Eine faire Partnerschaft bedeutet auch faire Preise für die Molkereien und Milchbauern sowie für die Schweinebauern.“ Gleichzeitig verlangt Titschenbacher von der EU endlich wirksame und spürbare marktentlastende Maßnahmen für die Milch-, Schweine- und Gemüsebauern zu setzen und die für solche Turbulenzen vorgesehenen Exporthilfen zu aktivieren, um den Markt zu räumen.
Vizepräsidentin Maria Pein: Lage der Schweinebauern anhaltend dramatisch. Resignation macht sich breit. Der Notierungspreis für Schweinefleisch ist gestern Abend um weitere vier Cent zurückgegangen und liegt jetzt nur mehr bei 1,33 Euro pro Kilo, die Talsohle ist noch nicht erreicht. „Bei den Schweinebauern macht sich jetzt Resignation breit“, sagt Vizepräsidentin Maria Pein. Zu unverschämten Billigstpreisen verschleudern derzeit deutsche Unternehmen Schweinefleisch und setzen die heimischen Verarbeitungsbetriebe und Schweinebauern enorm unter Druck. Den Lebensmittelhandel ruft die Vizepräsidentin auf, diesen Verlockungen Stand zu halten und eine faire Partnerschaft zu fairen Preisen für die Bauern tatsächlich zu leben.
Ersuchen um Solidarität von Gastronomie und Großküchen. Mehr als 30 Prozent des Schweinefleisches bezieht die heimische Gastronomie, Hotellerie und die Großküchen aus dem Ausland. Sie könnten für rasche Abhilfe sorgen. Vizepräsidentin Maria Pein rechnet vor: „Würden Gastronomie, Hotellerie und Großküchen anonymes, ausländisches Schweinefleisch durch heimisches ersetzen, könnte der ins Stocken geratene Schweinemarkt wieder in Schwung gebracht werden. Wöchentlich könnten 3.500 steirische Schweine (Österreich: 10.000) in der Gastronomie, Hotellerie und in Großküchen abgesetzt werden, die heimischen Schweinebauern könnten so merklich entlastet werden.“
Herkunft des Schweinefleisches auf Speisekarte kennzeichnen. In diesem Zusammenhang bekräftigt die Landwirtschaftskammer ihre langjährige Forderung nach einer verpflichtenden Kennzeichnung des Schweinefleisches in der Gastronomie, Hotellerie und in den Großküchen. Einige Gastronomiebetriebe gehen hier mit gutem Beispiel voran und kennzeichnen freiwillig die Herkunft des Schweinefleisches nach Schweizer Vorbild auf der Speisekarte. Das soll zur verpflichtenden Regel werden.