„Wir suchen Bauern, die neu einsteigen“

von Karlheinz Lind

Styriabrid-Aufsichtsratsvorsitzender Kurt Tauschmann über eine lange Durststrecke, anziehende Preise und Zukunftsperspektiven.

 

NEUES LAND: Die steirischen Schweinebauern haben eine wirklich schwierige Zeit hinter sich. Wie schaut nun die Situation am Markt aus?

Kurt Tauschmann: Wir haben mit dem Schweine-Zyklus leben gelernt. Das heißt: Nach zwei zufriedenstellenden Jahren folgen, den Erzeugerpreis betreffend, zwei schlechtere Jahre. Das letzte Tief hat aber leider drei Jahre gedauert und viele Berufskollegen extrem frustriert. Wir sind jetzt mit den Preisen wieder zufrieden und hoffen, dass dieses Hoch auch länger, also drei Jahre, anhält.

 

NL: Gibt es Gründe für diese extrem lange Durststrecke?

Kurt Tauschmann: „Das hätte sich vor einigen Jahren sicher noch niemand gedacht: Wir sind wieder auf der Suche nach Betrieben, die aktiv in die Schweine-produktion einsteigen.“ Foto: Styriabrid

Tauschmann: Europa hat bei Schweinefleisch einen Selbstversorgungsgrad von 117 Prozent. Diese Zahl spricht für sich. Durch das Russland-Embargo ist der Markt völlig zusammengebrochen und die Preise sind massiv gefallen. Die Auswirkungen waren für unsere Landwirte schrecklich. Doch plötzlich ging China am europäischen Markt auf Schweinefleisch-Einkaufstour. Diese Tatsache ließ die Erzeugerpreise steigen. Derzeit liegen wir bei 1,66 Euro Basispreis.

 

NL: Hatte dieses langanhaltende Preistief Auswirkungen auf unsere Schweinehalter?

Tauschmann: Wir hatten innerhalb von einem Jahr in der Steiermark um 4500 Zuchtsauen weniger – also gibt es auch derzeit über 100.000 steirische Ferkel weniger. Lange konnten wir diese Rückgänge durch Leistungssteigerungen ausgleichen, doch nun sind wir züchterisch leider an unsere Grenzen gestoßen.

 

NL: Aber auch die Rahmenbedingungen für die steirischen Schweinebauern lassen, so wird immer wieder geklagt, zu wünschen übrig. Was belastet am meisten?

Tauschmann: Die Wasserschongebietsverordnung, das steirische Baugesetz und der fragwürdige Einsatz einiger NGOs hat auch viel dazu beigetragen, dass einige Landwirte keine Zukunft in der Schweinehaltung sehen. Wir brauchen wieder ein stabiles Umfeld, um unseren jungen Landwirten eine Perspektive zu geben.

 

NL: An diesem Freitag findet die Mitgliederversammlung der Stryriabrid in der Kulturhalle in St. Veit am Vogau statt. Wo liegen die Arbeitsschwerpunkte in Ihrer Vermarktungsgemeinschaft?

Tauschmann: Wir investieren sehr viel Energie in die Öffentlichkeitsarbeit. Dadurch wollen wir das Image unserer Branche verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Initiative „saugut“. Wir wollen den Menschen die Bedeutung des wertvollen Lebensmittels Fleisch und der bäuerlichen Landwirtschaft der Gegenwart insgesamt näher bringen. Außerdem ist es besonders wichtig, dass unserer Bauern selbstbewusster auftreten.

 

NL: Wo sehen Sie die Stryriabrid in fünf Jahren?

Tauschmann: Wir sind in der Steiermark sehr kleinstrukturiert. Deshalb wird die Veredelung auch immer ein fixer Bestandteil sein, um die Wertschöpfung für den Landwirt zu erhöhen. Darum wird auch die Spezialisierung immer wichtiger. Gerade Regional-Marken werden in unserer Vermarktungsgemeinschaft in Zukunft eine noch größere Rolle spielen.

 

NL: Ein Appell zum Schluss?

Tauschmann: Das hätte sich vor einigen Jahren sicher noch niemand gedacht: Wir sind wieder auf der Suche nach Betrieben, die neu in die Schweineproduktion einsteigen. Schlagkräftige Schlachthöfe, innovative Landwirte und beste Produkt-Qualität sind ein Garant für die Zukunft.

 

Zur Person

Kurt Tauschmann ist Acker- und Schweinebauer aus Hainersdorf. Seit vier Jahren steht er als Aufsichtsratsvorsitzender der Vermarktungsgemeinschaft Styriabrid vor. Am Freitag, dem 9. Juni, findet mit Beginn um 19.30 Uhr in der Kulturhalle St.Veit am Vogau die 45. Mitgliederversammlung statt.

Webtipp: styriabrid.at

Foto oben: agrarfoto.com

 

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