Reinhard Pfleger, Geschäftsführer der Rinderzucht Steiermark über Herausforderungen in der Rinderzucht in Zeiten des Corona-Virus.
NL: Aufgrund einer Ausnahmeregelung dürfen weiterhin Absatzmärkte für Rinder durchgeführt werden. Wie wurde das erreicht?
Reinhard Pfleger: Die Gesundheit der Mitarbeiter der Rinderzucht Steiermark, Mitglieder und deren Familien ist uns wichtig und das oberste Ziel unseres unternehmerischen Denkens und Handelns. Gleichzeit verfolgen wir das klare Bekenntnis politischen Handlungsträger, die Kette der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln mit unserem Tun aufrecht zu erhalten. Damit sichern wir direkt bäuerliches Einkommen. Mein Dank gilt den politischen Vertreter des Landes Steiermark mit Landesrat Seitinger, der Landwirtschaftskammer Steiermark mit Präsident Titschenbacher sowie der ZAR für ihr klares Bekenntnis zur Aufrechterhaltung der zentralen Schlacht- Kälber- und Nutztiervermarktung. Auch Vertretern der zuständigen Veterinärbehörden sowie unseren Mitarbeitern gebührt höchster Dank.
Vorsichtsmaßnahmen
NL: Was ist nun besonders zu beachten?
Pfleger: Unter der strikten Einhaltung der behördlichen Vorsichtsmaßnahmen können die Märkte in Traboch und Greinbach abgehalten werden. So müssen etwa soziale Kontakte auf ein Mindestmaß reduziert werden und die Aufenthaltsdauer am Betriebsgelände auf ein Minimum beschränkt werden. Verkäufer bleiben während dem Abladen der Tiere im Auto sitzen. Lieferscheine werden am Auto entgegengenommen, Tiere werden von Markthelfern abgeladen und in das Boxensystem eingebracht. Der Zutritt zur Versteigerungsanlage ist nur den Kaufinteressenten gestattet.
NL: Lohnt sich dieser enorme Arbeitsaufwand?
Pfleger: Aktuell schaffen wir es mit intensiven Bemühungen in der Vermarktungsorganisation und Käuferwerbung einen soliden Absatz von Kälbern-, Nutz- und Schlachtrindern für unsere Bäuerinnen und Bauern sicherzustellen.
NL: Gilt diese Ausnahmegenehmigung auch für Zuchtrinderversteigerungen oder andere Rinderzuchtveranstaltungen?
Pfleger: Gemäß den Vorkehrungen der Bundesregierung finden bis 13. April aufgrund der Corona Beschränkungen keine Zuchtrinderversteigerungen in der bekannten Form statt. Auch ist aktuell unklar, wann die bestehende Nachfrage nach Zuchtrindern im Ab Hof Export wieder bedient werden kann. Unsere Internetversteigerung „Kuh4You“ stellt momentan eine interessante Alternative zum Verkauf von Zuchtrindern dar.
Einkommenssicherung
NL: Warum ist die Abhaltung der Märkte für die steirischen Rinderzüchter so wichtig?
Pfleger: Die zentrale Vermarktung von Rindern ist eine entscheidende Lebensader für viele steirische Betriebe zur Sicherung ihrer Familieneinkommen. Die Märkte in Traboch und Greinbach sind in Transparenz und Fairness der Preisbildung die Richtschnur für die Gestaltung der Viehpreise jeglicher anderer Vermarktungsformen. In Zeiten von Corona stellen die Marktveranstaltungen eine wesentliche Basis da, um das politisch geforderte Aufrechterhalten der Versorgungskette von hochwertigen Lebensmitteln sicherzustellen.
NL: Welche Konsequenzen ziehen Sie persönlich aus der derzeitigen Situation?
Pfleger: Im Leben ist nichts selbstverständlich. Gerade die Gesundheit unserer Familien ist das höchste Gut. Wir als Rinderzucht Steiermark geben tagtäglich unser Bestes um unsere Mitgliedsbetriebe gemäß ihrer Individualität zu beraten und ihnen mit unseren Vermarktungsangeboten im Viehabsatz auch in herausfordernden Zeiten mit bestem Service Einkommen zu sichern.
Zur Person
- Bereits seit 22 Jahren ist Reinhard Pfleger (42) Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer.
- Seit dem Jahre 2017 steht der HBLA-Raumberg-Absolvent der Rinderzucht Steiermark als Geschäftsführer vor.
- Pfleger ist aktiver Landwirt, verheiratet und Vater von zwei Töchtern.
- Zu seinen Hobbys zählen Familie, Rinderzucht, Blasmusik und Fußball.
Beitragsfoto: Rinderzucht Steiermark