Im Interview: Paul Lang

von Karlheinz Lind

Waldverband-Obmann Paul Lang über volatile Holzmärkte, Rundholzpreise, die zum Ernten anregen und die Folgen des Baubooms.

NEUES LAND: Vor ziemlich genau einem Jahr wurden im Waldverband Steiermark alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das anfallende Rundholz abtransportieren zu können. Nasslager wurden in Rekordzeit errichtet. Wie ist es gelaufen?

Paul Lang: Der Waldverband Steiermark steht für Sicherheit, Kompetenz und optimalen Preis bei allen Sortimenten. Das alles konnten und mussten wir damals beweisen. Natürlich kann man eine solche Aktion wie im Vorjahr nur beurteilen, wenn man sich die Situation in Erinnerung ruft. Zum einen der Lockdown. Niemand wollte das Holz und wenn, dann nur zu billigsten Preisen. Zum anderen die extreme Trockenheit im März und April und die Käfergefahr. Wir waren die Einzigen, die durch Unterstützung von Landesrat Seitinger eine solche logistische Herausforderung binnen kürzester Zeit bewältigen konnten und Nasslager errichteten.

 

NL: Damals hatten die steirischen Waldbauern mit niedrigen Preisen zu kämpfen, nun sieht die Lage anders aus. Wie kann man diese Entwicklung erklären?

Lang: Die Wertschöpfungskette hat leider ihre Kalkulation immer nur auf billiges Kalamitätsholz aufgebaut. Durch das unvernünftige massive Absenken der Preise im Vorjahr und ein viel zu spätes motivierendes Anheben der Preise im Winter hat man völlig falsche Signale gesetzt. Jetzt sind wir preislich erst dort, wo wir schon vor Jahren hingehört hätten. Dazu kommt eine enorme Überhitzung der Bauwirtschaft durch hohe staatliche Anreize weltweit.

 

NL: In diesen Tagen hat man in Deutschland Forstwirte dazu aufgerufen, die Sägeindustrie durch Ernteverzicht zu boykottieren. Was halten Sie davon?

Lang: Wenig. Das wäre ein Eigentor. Grundsätzlich sollten wir froh sein, dass wir in Österreich eine starke Sägeindustrie haben. Ich kenne Regionen in Europa, wo die Industrie abgewandert ist, weil die Verlässlichkeit der Versorgung nicht da war. Das ist die schlechteste Situation für die Forstwirtschaft. Statt zu boykottieren, schließen wir uns im Waldverband ja immer stärker zusammen. Ein kluger Egoist kooperiert.

 

NL: In den letzten Wochen sind die Preise für Sägerundholz weiter gestiegen. Wird sich dieser Trend bis in den Winter forstsetzen?

Lang: Das ist von so vielen Faktoren abhängig. Niemand kann die Zukunft vorhersehen. Wer hat die Pandemie vorausgesagt? Aber wenn es normal weiter geht, werden auch im Herbst die Preise zum Ernten animieren.

 

NL: Welche Maßnahmen hat der Waldverband geplant, um die höheren Preise am Schnittholzmarkt auch seinen Mitgliedern weitergeben zu können?

Lang: Wir haben Holz! Bis jetzt haben wir alle unsere Lieferverträge exakt ausgeliefert. So sind wir ein verlässlicher Partner für die Industrie geworden. Das beschert uns eine gute Preisverhandlungsposition. Nicht nur unsere Mitglieder, auch Trittbrettfahrer profitieren davon. Aber unsere Kompetenz und die Sicherheiten, die wir bieten, kommen ausschließlich unseren Mitgliedern zugute.

 

NL: Stichwort Waldfonds: Welchen Nutzen können die steirischen Forstwirte daraus ziehen, was ist zu beachten.

Lang: Da ist unserer Interessensvertretung und allen Forstpolitikern wirklich was Gutes gelungen. Durch den Waldfonds wird die Umwandlung unserer Wälder in stabile und klimafitte Bestände unterstützt. Es werden die katastrophalen Käferschäden gemindert und die Forschung bezüglich Herstellung von Diesel aus Holz gefördert, um uns CO2-neutral zu machen. Bitte geht alle zu euren Forstberatern und beantragt eure Vorhaben rasch. Vor allem im Bereich der Dickungspflege und Durchforstung. Das ist eine gute Sache.

 

Zur Person

  • Seit 2007 ist Paul Lang Obmann des Waldverbandes Steiermark und Landeskammerrat.
  • Er ist verheiratet, hat drei Kinder und bewirtschaftet einen Bergbauernbetrieb im Almenland auf einer Seehöhe von 1200 Meter mit Schwerpunkt Biomilchproduktion und Forstwirtschaft.
  • Ausgleich findet Lang beim Theaterspielen im Brandluckner Huabn Theater.

Beitragsfoto: Waldverband Steiermark

 

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1 kommentieren

Peter Ebner 12. Mai 2021 - 15:11

Lieber Herr Wirtschaftsredakteur Karlheinz Lind!

Ich fange mit ihrem Ausdruck „volantilen“ Holzmarkt (übersetzt flüchtig/verdunsten) ? wenig an.
Bleiben sie bitte bei einer für alle verständlichen deutschen Schreibweise.

Mit freundlichen Grüssen
Peter Ebner

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