Der Obmann der Rinderzucht Steiermark über Kälbertransporte, strenge Auflagen und die Zukunft der Rindermast.
NEUES LAND: Bilder von Schächtungen im Libanon haben über die Landesgrenzen hinaus für Entsetzten gesorgt. Wie sieht die Situation bezüglich Kälbertransport in der Steiermark aus?
Matthias Bischof: Wir als Rinderzucht Steiermark vermarkten über unsere Nutzrindermärkte rund 22.000 Kälber pro Jahr. Ein Großteil davon geht zu heimischen Mastbetrieben und nur ein Bruchteil ins direkt benachbarte Ausland wie zum Beispiel Slowenien und Kroatien. Dort geht auch unser Zuchtvieh hin, da die steirische Qualität stark nachgefragt wird. Dabei ist auch klarzustellen, dass Transporte zum Beispiel nach Tirol weit länger dauern würden als zu unsere Nachbarn in den Süden. Große Sorge bereitet mir hingegen die meist kleine Struktur unserer Mäster. Aufgrund steigender Kosten und fehlender Wirtschaftlichkeit geben Mastbetriebe immer öfter auf beziehungsweise können notwendige Investitionen nicht mehr tätigen.
Strenge Auflagen
NL: Können solche medialen Berichterstattungen zur Lösung dieses Problems beitragen oder sind sie eher kontraproduktiv?
Bischof: Aus meiner Sicht haben Medien diese Berichterstattung über die Kälbertransporte sehr emotionell geführt. Es schürt ein Bild in der Gesellschaft, das nicht passend ist. Wir haben eines der strengsten Tierschutzgesetze in Europa. Schlachtvieh wird überhaupt nicht in Drittländer exportiert. Die Rinderzucht Steiermark transportiert Zuchtvieh nur unter strengsten Auflagen. Diese Zuchtviehexporte sind für die heimischen Grünlandbauern besonders wichtig, da sie einen wichtigen Teil des Einkommens darstellen. Leider entsteht in der Gesellschaft ein Bild, als ob es in diesem Bereich keine Gesetze gäbe.
NL: Warum werden nicht alle steirischen Kälber auch bei uns gemästet?
Bischof: Aufgrund des Kostendruckes wird es für heimische Mäster immer schwieriger, wirtschaftlich zu produzieren. Deshalb fordern wir auch eine klare Lebensmittelkennzeichnung in der verarbeiteten Industrie, Gastronomie und Großküchen. Dann können wir auch mit Regionalität – sprich kurze Transportwege – und bester Qualität punkten. Alle Konsumenten wünschen sich von uns nachhaltige Produktion, beim Einkauf wird auf die Bauern dann aber oft vergessen. Unsere Bauern werden wieder mästen, wenn der Preis für das Endprodukt passt
NL: Sind Transporte von Kälbern überhaupt erlaubt?
Bischof: Natürlich sind sie rechtlich erlaubt. Sie unterliegen strengen Auflagen, hier gibt es keinen Graubereich. Gerade in Bezug auf das Tierwohl kontrollieren die Behörden sehr streng.
NL: Sie haben es bereits angesprochen. Stichwort: Best- statt Billigbieterprinzip. Bei öffentlichen Einrichtungen will man in Zukunft im Einkauf mehr auf Regionalität und nicht ausschließlich auf den Preis achten. Könnte das die Lösung sein?
Bischof: Absolut. Doch auch die Rahmenbedingungen – Stichwort gemeinsame Agrarpolitik – müssen passen.
Unterstützung
NL: Wie kann die Politik den heimischen Rinderbauern helfen?
Bischof: Unsere Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger setzt sich massiv für eine Lebensmittelkennzeichnungspflicht ein. Dabei wird sie auch von Gesundheitsminister Rudolf Anschober unterstützt, da diese Agenden in sein Ressort fallen. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz hat im Regierungsübereinkommen klar festgehalten, dass Kürzungen im Agrarbudget ausgeglichen werden sollen. Für unsere Bauern ist es lebensnotwendig, dass Auflagen nicht weiter verschärft werden. Die österreichische Landwirtschaft zählt ja bekanntlich zu den nachhaltigsten in Europa.
Zur Person
- Matthias Bischof (49) ist verheiratet, hat zwei Kinder und führt mit seiner Familie einen Milchvieh- und Forstbetrieb in Oberwölz. Sohn Matthias ist bereits erfolgreich im Betrieb tätig.
- Im Vorjahr wurde er zum Obmann der Rinderzucht Steiermark gewählt.
- Bischof ist Landeskammerrat und Fraktionssprecher des Steirischen Bauernbundes.
Beitragsfoto: Lind