Martin Schaller, Generaldirektor der RLB Steiermark, über die Folgen der Corona-Krise, staatliche Hilfen und positive Prognosen.
NEUES LAND: Die Corona-Krise hat auf vielen land- und forstwirtschaftliche Betrieben die Umsätze einbrechen lassen. Was raten Sie den betroffenen Landwirten?
Martin Schaller: Ein erster Schritt ist, die eigene finanzielle Situation genau zu analysieren, sowohl kurzfristig als auch für die nächsten Monate. Der zweite Schritt ist das Gespräch mit dem persönlichen Bankberater. Raiffeisen hilft durch rasche und unbürokratische Lösungen, zum Beispiel mit Kreditstundungen oder Überbrückungsfinanzierungen. Unser Ziel ist, dass die von Bund und Land ins Rollen gebrachten Unterstützungsprogramme möglichst rasch bei den Betroffenen ankommen.
Gesicherte Bargeldversorgung
NL: Zu Beginn der Krise hatten viele Steirer Angst, ausreichend Bargeld beheben zu können. Wie sieht es derzeit wirklich aus?
Schaller: Die Bargeldversorgung war und ist gesichert. Der Grund für die anfängliche Sorge mancher Kunden war, dass die Banken wie viele andere Bereiche vielleicht schließen könnten. Banken bleiben aber stets geöffnet und so hat sich die Situation rasch entspannt. Dennoch empfehlen wir zur Verringerung der Kontakte, unsere Bank-Automaten zu nutzen.
NL: Auf vielen Höfen müssen auch regelmäßig Verbindlichkeiten, sprich Kredite, getilgt werden. Was ist, wenn man diesen Rückzahlungen kurzfristig nicht nachkommen kann?
Schaller: Raiffeisen Steiermark hat als erste Bankengruppe umgehend ein Schnell-Verfahren für Ratenpausen eingerichtet. Kreditnehmer, sowohl Unternehmen als auch Private, können auf der Homepage der jeweiligen Raiffeisenbank in nur fünf Minuten ein einfaches Formular ausfüllen und bekommen innerhalb kurzer Zeit eine komplette Lösung auf ihren Tisch. In der Regel sind das Ratenpausen von drei Monaten.
Hilfspaket
NL: Die Bundesregierung kündigte ein umfangreiches Hilfspaket an. Wie sehen Sie diese Maßnahmen für die heimische Land- und Forstwirtschaft?
Schaller: Die Hilfsprogramme sind zu begrüßen, weil sie finanziell über die Krise helfen und außerdem Zuversicht geben. Es gibt verschiedene Garantie-Programme und da ist es wichtig, genau das passende zu wählen. Für Landwirte müssen noch separate Regelungen seitens der Politik definiert werden. Als Bank warten wir dringend darauf, damit wir auch für Landwirte mehr Hilfen weitergeben können.
NL: Gerade ältere Menschen sollten die Ausgangsperre derzeit besonders ernst nehmen. Oft besitzen diese aber keine Bankomatkarte. Wie kommen die Betroffenen nun an ihr Geld?
Schaller: Es gibt mehrere Möglichkeiten. Einerseits bitten wir unsere älteren Kunden, ihre Bankgeschäfte um ein paar Tage zu verschieben, damit nicht gerade um den Monatsersten zu viele Pensionisten in den Bankstellen sind. Andererseits könnte nun telefonisch eine Bankomatkarte bestellt werden. Weiters können auch Zeichnungsberechtigte am Konto Bankgeschäfte abwickeln.
NL: Wie sehen Sie die Zukunft nach der Corona-Krise?
Schaller: Viel wird in die Stärkung der Wirtschaft in unserem unmittelbaren Umfeld investiert werden und die Regionen bekommen starken Aufwind. Und das ist gut so. Auch die Zusammenarbeit untereinander wird wichtiger werden, ebenso wie das Bewusstsein für die Bedeutung von sicheren digitalen Services. Corona ist eine Riesen-Herausforderung, viele Fragen werden noch auftauchen. Doch ich bin überzeugt davon, dass es ein Riesen-Comeback der heimischen Wirtschaft geben wird.
Zur Person
- Komm.-Rat MMag. Martin Schaller ist seit 2013 Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank Steiermark.
- Zuvor war er in mehreren führenden österreichischen Banken tätig. Er studierte Handelswissenschaften sowie Politikwissenschaft und Publizistik in Wien.
- Martin Schaller wurde in Linz geboren, ist verheiratet und hat vier Kinder.
Beitragsfoto: RLB