Heimisches Wild – gefragter denn je

von Karlheinz Lind

Franz Münzer, Obmann der steirischen Wildtierhalter, über den Trend zu regionaler Produktion und einer steigender Beliebtheit bei Wildbret.

NEUES LAND: Sie sind seit über sieben Jahren Obmann vom Verband landwirtschaftlicher Wildtierhalter in der Steiermark. Was hat sich in dieser Zeit getan?

Franz Münzer: Als ich 2012 diese Funktion übernahm, gab es 181 Mitgliedsbetriebe. Heute vertreten wir die Interessen von 369 Betrieben, die Wildbret produzieren. Insgesamt gibt es in der Steiermark rund 800 behördlich genehmigte Wildgatter.

 

NL: Wie kam es zu diesem enormen Anstieg?

Münzer: Meiner Meinung nach hat sich die Aufforstungswelle etwas gelegt. Viele Betriebe wollen extrem steile Flächen nicht mehr zu Wald werden lassen und suchen nach sinnvollen, arbeitsextensiven Bewirtschaftungsformen. Und hier kann das sogenannte Farmwild seine große Stärke ausspielen. Die Tiere sind leicht und richten bei der Beweidung keine Trittschäden an.

 

NL: Was zählt alles zu Farmwild?

Münzer: Dammwild, Sikawild, Rotwild, Davidshirsche, Mufflon und Wildschweine. Schwarzwild in Gattern kommt häufiger bei unseren burgenländischen Kollegen vor. In der Steiermark werden insgesamt 15.000 Stück Farmwild gehalten. Wir haben sehr viele Kleinbetriebe mit rund 10 bis 15 Stück.

 

NL: Welche Voraussetzungen sind notwendig, um in diese landwirtschaftliche Produktionssparte einzusteigen?

Münzer: Bei Dammwild zum Beispiel ist eine Mindestfläche von einem Hektar vorgeschrieben. Die Weidefläche muss mindestens zwei Meter hoch eingezäunt sein. Solche Gatter sind behördlich anzeigepflichtig. Komplizierter wird es, wenn man Forstflächen mit einzäunen will. Hier ist für die Dauer der Gatterhaltung eine befristete Rodungsgenehmigung durch die Behörde erforderlich.

 

NL: Wie sieht es eigentlich mit den Absatzmöglichkeiten von Farmwild aus?

Münzer: In diesen Tagen wird rein rechnerisch das letzte heimische Wild auf unseren Tellern verspeist. Mit dem sogenannten Wildbret aus der Gatterhaltung und der österreichischen Jagd kann der heimische Bedarf nicht mal zur Hälfte gedeckt werden. Heimisches Wild wird immer beliebter. So werden etwa Wildwochen in der heimischen Gastronomie wieder häufiger abgehalten und auch der private Konsum steigt. Viele Menschen schätzen das wohlschmeckende und gesunde Lebensmittel aus heimischer Produktion. Tiefkühlware aus Neuseeland hat an Bedeutung verloren. Auch der stressfreien Schlachtung kommt große Bedeutung zu.

 

NL: Wie vermarkten die heimischen Betriebe?

Münzer: Rund ein Drittel der Mitgliedsbetriebe hat sich der Direktvermarktung verschrieben. Dabei werden Stücke aus dem Gatter entnommen, aus der Decke geschlagen und nach der Beschau durch den Betreuungstierarzt erfolgt die Verarbeitung. Bei uns am Hof werden die Teilstücke vakuumiert, entsprechend gelagert – bei rund zwei Grad Celsius im Kühlraum – und dann verkauft. Die restlichen Betriebe verkaufen den gesamten Wildkörper.

 

NL: Welche Vorteile hat eine Mitgliedschaft beim Verband landwirtschaftlicher Wildtierhalter?

Münzer: Bei uns stehen Beratung, Weiterbildung sowie die Interessensvertretung im Vordergrund. So werden etwa wichtige Information durch Rundschreiben, Infoblätter und über die Homepage unseren Mitgliedern nähergebracht. Auch mit Behörden pflegen wir einen intensiven Kontakt. Die Mitarbeit beim Tierschutzgesetz, bei der Hygienerichtlinie und auch bei der Fleischuntersuchungsverordnung hat praktikable Lösungen gebracht. Kurse und Exkursionen werden regelmäßig abgehalten.

Infos erhält man unter https://www.wildhaltung-stmk-bgld.at/

Beitragsbild: Lind

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