Es gibt immer mehr Alternativen zum Friedhof – zum Beispiel der „FriedWald“ in Kumberg und die „Friedenswiese“ in Hartberg.
Zu Allerheiligen treffen einander ganz viele Menschen auf den Friedhöfen. Das könnte sich im Laufe der nächsten Jahre ändern, denn immer mehr Menschen möchten außerhalb der Friedhofsmauern ihre letzte Ruhestätte finden.
Jeder Mensch – egal welche Religion oder welcher Wohnort – kann sich bei uns bestatten lassen.
Seit sechs Jahren gibt es in Kumberg den sogenannten „FriedWald Schöcklland“. Die Betreiber dieser alternativen Bestattungsform sind Ingrid und Robert Großschädl. Die verrottbaren Urnen mit der Asche der Verstorbenen werden unter einem Baum in einer Tiefe von etwa einem halben Meter beigesetzt. Bis dato sind in dem zehn Hektar großen Friedhofswald schon über 400 Beisetzungen erfolgt. „Jeder Mensch kann sich bei uns bestatten lassen, es gibt keine Beschränkungen hinsichtlich Religion oder Wohnort“, stellt Ingrid Großschädl klar. Ihre Kunden kommen nicht nur aus dem Großraum Graz, sondern aus der gesamten Steiermark und sogar aus anderen Bundesländern.
Der persönliche Baum
Auffallend ist, dass sich schon viele Menschen zu Lebzeiten ihren Baum selbst aussuchen und einen auf fast 100 Jahre laufenden Vertrag abschließen. Die Höhe der Rechnung hängt davon ab, ob die Urne unter einem Gemeinschaftsbaum oder Familien- beziehungsweise Freundschaftsbaum beigesetzt werden sollen. „Menschen, die allein sind und keine Kinder haben“, entscheiden sich eher für einen Gemeinschaftsplatz“, erzählt Großschädl. „Sehr beliebt sind aber die Familienbäume. Das ist dann wie ein Familiengrab.“
Warum ihr alternatives Bestattungsangebot so boomt, erklärt sich Großschädl damit, dass man sich im Wald der Natur sehr nahe fühlt. „Die Kunden sehen ihre Bäume wachsen und unternehmen bei uns gerne Waldspaziergänge“, sagt Großschädl.
Die Beisetzungen erfolgen je nach Wunsch des Verstorbenen beziehungsweise der Hinterbliebenen mit oder ohne Geistlichen oder Trauerredner, pietätvoll und der Natur angepasst. Mit dabei ist aber immer einer der drei Förster, die im „FriedWald Schöcklland“ für die Waldpflege sorgen und auch Waldführungen vornehmen. Kerzen und Blumenschmuck gibt es keinen, denn die Devise lautet: „Die Natur schmückt das Grab!“
Dass die Anzahl der Erdbestattungen nicht nur in Städten, sondern auch in den ländlichen Regionen stark zurückgeht, bestätigt Ökonomierat Sepp Lind vom Wirtschaftsrat der Pfarre Hartberg. Von den 120 Begräbnissen in Hartberg im Jahr 2017 waren nur mehr 46 Prozent Erdbestattungen. Stattdessen gibt es immer mehr Beisetzungen in Urnennischen und -stelen.
Ein Wiese für den Frieden
Seit über drei Jahren bietet die Pfarre Hartberg mit ihrer „Friedenswiese“ ein alternatives Bestattungsangebot an. Auf einer Wiese am Rande des Gmoos werden verrottbare Urnen in die Erde gegeben. Aufgrund des immer stärker werdenden Zuspruchs – bislang gab es auf der Friedenswiese schon 60 Bestattungen – wurde heuer der Gedenkplatz erweitert. Auf diesem symbolhaft gestalteten Platz finden die Verabschiedungsfeiern statt, ehe die Urnen in die Erde gegeben werden.
Als alternative Bestattungsform gilt auch die Daheim-Aufbewahrung der Urne. Dafür muss der Hinterbliebene einen Antrag an die Wohnsitzgemeinde stellen. Der Bürgermeister erlaubt – wenn die würdige Aufbewahrung der Urne gesichert ist – mittels Bescheid diese Verwahrungsart. Allerdings hat das Ganze einen gravierenden Nachteil. Personen, die dem Verstorbenen nahegestanden sind, haben keinen freien Zugang zu seiner letzten Ruhestätte.
Bilder: Privat