Es wird ein toller Wein-Jahrgang

von Karlheinz Lind

Die steirischen Weinbauern befinden sich derzeit mitten in der Hauptlese. Die Vorzeichen für einen tollen Wein-Jahrgang stehen gut.

Großes Aufatmen herrscht derzeit bei den steirischen Winzern. Nach der Frostkatastrophe im Jahr 2016 kann in den nächsten Wochen die vierte, zufriedenstellende Ernte in Folge eingefahren werden. Man hofft auf einen tollen Wein-Jahrgang. Stefan Potziner, Obmann der Wein Steiermark, zeigt sich erfreut: „Wir hatten heuer wirklich perfekte Bedingungen. Die hohen Niederschlagsmengen über den ganzen Vegetationszeitraum verteilt sorgen für Trauben, die besonders geschmacksintensiv sind.“

Wein Steiermark Obmann Stefan Potzinger

Winzer Stefan Potzinger ist Obmann der Wein Steiermark Foto: Wein Steiermark

Die hohen Regenmengen verursachten jedoch auch einen höheren Arbeitsaufwand. Es war notwendig, durch Pflegemaßnahmen eine lockere Laubwand zu gestalten, um eine luftige Traubenzone zu erreichen. Dadurch konnte fast überall sehr gesundes Traubenmaterial sichergestellt werden. Die Winzer hoffen nun auf einen trockenen, warmen Herbst, um vollreife und harmonische Weine einbringen zu können.

Lesestart

Seit einigen Tagen werden bereits die Sorte Müller Thurgauer, der Junker und Trauben als Basis für die Sektproduktion gelesen. Grundsätzlich rechnet man mit einer mengenmäßig durchschnittlichen Ernte, die auch gut vermarktet werden kann. Potzinger dazu: „Wir haben ein großes Glück, dass der Traubenmarkt bei uns in Ordnung ist. Es haben sich keine Blasen gebildet.“ Besonders erfreut zeigt sich der Obmann über den steigenden Ab-Hof-Absatz beim Wein: „Wir haben die Corona-Krise relativ gut bewältigt. Viele neue Gäste besuchten die steirischen Weinanbaugebiete, meist aufgrund verschiedenster Auslandsreisewarnungen.“

Fruchtig

Im Vergleich zu den sehr frühen Weinlesen der letzten Jahre gibt es heuer eine etwas spätere Reifeentwicklung, die aber eigentlich einem normalen Reifezeitpunkt entspricht. Durch die Verschiebung der Reife in diesen Zeitraum mit bereits kühleren Nächten verspricht der Jahrgang neben hohen Zuckerkonzentrationen auch ein ausreichendes Maß an Säure. „Dadurch können heuer sehr fruchtige und harmonische Weine erwartet werden, die ähnlich jenen aus dem Jahrgang 2019 langlebig und lagerfähig sind“, stellt Österreichs Weinbaupräsident, Johannes Schmuckenschlager, zum Weinjahrgang 2020 fest.

Das bestätigt auch Werner Luttenberger, Leiter der Weinbauabteilung in der Landwirtschaftskammer: „Genau diese tiefen Nachttemperaturen sorgen für eine besondere Fruchtaromatik. Dafür sind unsere steirischen Weine auch bekannt.“

Sturmzeit

Ein besonderes Markenzeichen für den steirischen Weinbau ist der Sturm. Bei Sturm handelt es sich um Traubensaft, der bereits begonnen hat zu gären. Damit er sich Sturm nennen darf, muss er mindestens ein Prozent Alkohol haben. Zunächst noch süß, frisch und alkoholarm verwandelt sich der Sturm mit voranschreitender Gärung und wird trockener und höher im Alkoholgehalt, da der Zucker nach und nach umgewandelt wird. Und bei diesem beliebten Herbstgetränk kann man sich auch sicher sein, dass die Regionalität im Vordergrund steht.

Werner Luttenberger

Werner Luttenberger ist Geschäftsführer der Wein Steiermark Foto: Wein Steiermark

Werner Luttenberger: „Wo Sturm draufsteht, ist zu 100 Prozent Österreich drin. Es handelt sich dabei um eine geschützte Ursprungsbezeichnung.“ Der Schilchersturm hat in der Steiermark und weit über die Landesgrenzen hinaus eine besondere Bedeutung. Luttenberger abschließend: „Ein Großteil der verkauften Schilchertrauben geht in die Sturmproduktion.“

 

Beitragsfoto: Jürgen Nickel – stock.adobe.com

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