Bis zu 90 Prozent weniger Niederschlag gab es im heurigen Winter. In den Niederungen lagen die Durchschnittstemperaturen leicht über dem langjährigen Mittel.
Plusgrade im zweistelligen Bereich und nahezu täglich ungetrübter Sonnenschein. So präsentierten sich die ersten Wochen im neuen Jahr. Dementsprechend mild und trocken fällt die Jänner-Bilanz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) aus. Es gab einfach zu wenig Niederschlag im Winter. Meteorologe Albert Sudy dazu: „Die Niederschläge der letzten Tage haben in der Obersteiermark den Winter zurückgebracht. Im Jänner war es aber viel zu warm.“
So wurden etwa am 31. Jänner in Köflach 17,1 Grad Celsius, in Leoben 16,2 und in St. Radegund bei Graz 15,1 Grad Celsius Tageshöchsttemperaturen gemessen. Auf den Bergen liegt der Jänner 2020 um 3,6 Grad Celsius über dem vieljährigen Mittel und ist hier einer der drei wärmsten Jänner der Messgeschichte, hinter dem Jänner 1989 und ziemlich genau im Bereich von 1898. In den Niederungen hielten sich hingegen die für den Winter typischen Kaltluftseen. Hier war dieser Jänner mit 1,8 C über dem Mittel daher nicht ganz so extrem mild.
Niederschlag im Winter
Auch die Niederschläge blieben im Vergleich zum 30-jährigen Mittel weit unter dem Durchschnitt. So hat es etwa im Bad Aussee im Jänner 51,6 Liter Niederschlag gegeben, das Mittel liegt bei 106,8 Litern. Weit dramatischer ist die Situation im Süden unseres Landes. An der ZAMG-Wetterstation Graz Universität wurden gar nur 1,9 Liter gemessen, üblich wären 23,2 Liter. Sudy: „Im Norden hat es im Schnitt rund 50 Prozent weniger Niederschlag gegeben, im Süden liegt das Defizit gar bei über 90 Prozent.“
Derzeit hat diese Wettersituation noch keinen Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft. Arno Mayer, Leiter der Pflanzenbauabteilung der Landwirtschaftskammer, erklärt: „Prinzipiell brauchen die Pflanzen zu dieser Zeit noch kein Wasser. Besorgniserregend ist es hingegen, wenn der Winterniederschlag zur Gänze ausfällt.“
Aber auch die Vermehrung von Schädlingen wird durch diese Wetterlage begünstigt. Mayer: „Wir konnten das Auftreten von Blattlaus und Rüsselkäfer beobachten. Somit wurde von der Landwirtschaftskammer die erste Pflanzenschutz-Warnmeldung rausgeben – rund ein Monat früher als üblich.“
Mäuseplage
Derzeit ist es noch schwer abschätzbar, wie sich der milde und niederschlagsarme Winter auf die Mausproblematik auswirken wird. „Gerade im Grünland kann das vermehrte Auftreten enorme Schäden verursachen. In Niedersachsen wurden im vergangenen Jahr durch Mäusebefall über 150.000 Hektar Grünland zerstört“, so der Pflanzenbauexperte. In Deutschland wurde deshalb sogar ein eigenes Monitoringsystem gestartet. Nach enormen Schäden in Ober- und Niederösterreich im vergangenen Jahr fürchtet man nun, dass auch Flächen in der Steiermark von Mäusen befallen werden könnten.
Praktiker am Wort
Noch kein Problem mit den fehlenden Niederschlägen hat man im Bezirk Leibnitz. Kammerobmann und Landtagsabgeordneter Gerald Holler: „Für uns ist es wichtig, dass die Ackerkulturen im Sommer ausreichend mit Wasser versorgt werden. Somit gibt es jetzt noch keinen Grund zur Sorge.“
Probleme hingegen könnte der niedrige Grundwasserspiegel bereiten. Weiters rechnet man auch mit einem vermehrten Schädlingsdruck, da der strenge Frost fehlt.
Ähnlich sieht es auch Peter Kettner, Kammerobmann in Liezen: „Vor einem Jahr hatten wir das enorme Schneechaos im Jänner, heuer gab es wesentlich weniger Niederschläge.“
Auch hier hofft man auf ausgiebigen Regen in den Monaten März, April und Mai, um eine gute Grünlandernte einfahren zu können. Kettner: „Unsere Betriebe haben nach den trockenen Jahren 2018 und 2019 ihre Futterreserven aufgebraucht. Nun hoffen wir auf 2020.“
Insgesamt wird es in Zukunft immer wichtiger, diese Risiken über eine Versicherung abzudecken. Kettner: „Die Österreichische Hagelversicherung hat mit der Dürreindex ein gutes Instrument zur Vorsorge.“
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