Ein Drittel weniger Erdäpfel

von NEUES LAND

Die steirischen Erdäpfelbauern haben nicht nur mit den Wetterextremen zu kämpfen. Die Erträge bei Erdäpfel liegen rund 30 bis 40 Prozent unter dem Durchschnitt.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft werden immer deutlicher. Wetterextreme, Schädlinge und Pilzkrankheiten verursachen zunehmend Ernteverluste bei Kulturen wie Zuckerrübe, Raps, Erdäpfel oder Kürbis. Bei diesen Kulturen gibt es bereits deutliche Flächenrückgänge und Versorgungsengpässe. Zusätzlich erschweren aktuelle EU-Vorschriften die heimische Lebensmittelproduktion.

Landeskammerrat Markus Hillebrand, Gemüsebauer aus Premstätten, verweist auf die großen Probleme der steirischen Erdäpfelbauern: „Bereits seit Jahren zeigen wir auf, dass unter diesen Rahmenbedingungen in Zukunft kein Erdäpfelanbau mehr möglich sein wird.“ Im Gespräch mit NEUES LAND konkretisiert er seine Bedenken. Den ersten Rückschlag haben die Produzenten durch das Grundwasserschutzprogramm Graz bis Bad Radkersburg, meist auch als Regionalprogramm bezeichnet, erlitten. Durch die Reduktion in der Stickstoffdüngung werden sowohl Ertrag als auch Fruchtgrößen nicht mehr im gewünschten Maße erreicht.

Versorgungsengpass

Die steirischen Frühkartoffelbestände sind weitgehend geräumt. Die für die Lagerung vorgesehenen Erdäpfel sind zumeist noch nicht erntereif und würden bei frühzeitiger Rodung letztendlich im Herbst und Winter fehlen, wodurch die Versorgungslücke nur verschoben würde. Diese Rahmenbedingungen führen zu einer Situation, die es so noch nie gegeben hat: Das Sortiment im Supermarkt wird bereits jetzt mit ausländischer Ware ergänzt.

Markus Hillebrand

Gemüsebauer Markus Hillebrand aus Zettling. Foto: Archiv

Ein weiters Problem verursacht das Verbot von wichtigen Wirkstoffen beim Pflanzenschutz – allen voran bei der Drahtwurmbekämpfung, aber auch bei Käferbefall, Krautfäulebehandlung und Krautminderung. Dazu richtet Hillebrand den Appell Richtung Brüssel: „Man muss Landwirte wieder arbeiten und produzieren lassen!“ Denn dieser Umstand hat es enorm erschwert, die Erdäpfelkulturen gesund und in vermarktbarer Qualität bis zur Ernte zu bringen. Dies bekräftigt auch Anita Kamptner, Geschäftsführerin der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE): „In den letzten Jahren wurden uns die Werkzeuge genommen, um Krankheiten und Schädlinge wirksam zu bekämpfen. Die Konsequenz zeigt sich im Rückgang der Flächen. Kein Betrieb kann es sich leisten, viel Geld in den Anbau zu investieren und dann zusehen zu müssen, wie die Erdäpfel beispielsweise dem Drahtwurm zum Opfer fallen und schließlich entsorgt werden müssen. Davon kann man nicht leben und auch keinen Betrieb erhalten.“

Erdäpfelbauer Markus Hillebrand abschließend: „Neben den bereits genannten Problemen machen auch die weitere Verbauung von wertvollen Ackerflächen sowie die GLÖZ-Bestimmungen bezüglich Herbstumbruch die Arbeit immer schwieriger. Die Eigenversorgung ist massiv in Gefahr.“

Beitragsfoto: agrarfoto.com

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