Die geschlossene Gastronomie und Verwerfungen auf den Exportmärkten wirken sich auch auf den Erzeugerpreis bei Schweinen negativ aus.
Nun sind die Folgen der Corona-Krise auch am heimischen Schweinemarkt angekommen! In der abgelaufenen Schlachtwoche sind die Erzeugerpreise bei Schweinen um zwölf Cent gesunken. Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann dazu: „Wir spüren derzeit die Nachwirkungen der Krise. Begonnen hat alles mit den enormen Hamsterkäufen – nicht nur bei Klopapier, sondern auch bei Fleisch.“
Innerhalb kürzester Zeit waren die Fleischregale im Lebensmitteleinzelhandel von den verunsicherten Konsumenten geleert worden. Diese gekauften Mengen müssen auch verzehrt werden. Und hier sieht Tauschmann das große Problem: „Wir haben in der Schweinemast eine kontinuierliche Produktion. Somit sind nun aufgrund der eingeschränkten Nachfrage zu viele Mastschweine am Markt.“ Besonders die Gastronomiebetriebe als großer Fleisch-Abnehmer fehlen, da sie ja noch immer geschlossen sind.
Problem in Übersee
Trotzdem beurteilt Tauschmann die Lage der heimischen Schweinebauern als weit nicht so dramatisch wie etwa jene der Kollegen im Ausland: „In den USA wurden aufgrund von Corona-Fällen einige ganz große Schlachthöfe komplett gesperrt. Somit bleiben derzeit rund 100.000 schlachtreife Mastschweine pro Woche auf den amerikanischen Höfen stehen, da es zu wenig Kapazitäten für die Schlachtung gibt. Die Auswirkungen sind enorm, der Preisverfall ebenso.“
Prognosen
Die zukünftige Entwicklung der Erzeugerpreise bei Schweinen ist laut Tauschmann äußerst schwer einschätzbar. Zu groß sind die Unsicherheitsfaktoren. Denn derzeit kann noch niemand sagen, bis wann die Gastronomie wieder mehr Fleisch benötigt und wann europäische Schweinefleischexporte nach Asien wieder richtig anlaufen. „Wenn Deutschland und Spanien wieder exportieren können, fällt der Mengendruck in Europa weg. Die Preise werden sich dann wieder erholen“, meint der Styriabrid-Obmann.
Auch Johann Kaufmann, Geschäftsführer des Fleischhofes Raabtal, ist mit einer Prognose vorsichtig und lässt nur wissen: „In unserer Branche herrscht derzeit eine Ausnahmesituation.“ Beim Vulkanlandschwein-Partnerabend im November hatte Kaufmann bereits von einem dünnen Eis gesprochen, auf dem sich die Schweinebranche bewege. Seine Anspielung galt der Afrikanischen Schweinepest.
Damals ahnte aber noch niemand, dass sich unter diesem dünnen Eis das Coronavirus verbergen würde. „Anfang 2020 bemerkten wir den Markteinbruch in Asien“, sagt Kaufmann. China und andere asiatische Länder sind für den heimischen Schweinefleischexport bedeutende Absatzmärkte geworden. Seit kurzem drängen auch süd- und nordamerikanische Exporteure auf diesen Markt und haben hier einen gewaltigen Preiskampf entfacht.
Eigentlich hatte Kaufmann gehofft, dass der Fleischverkauf im österreichischen Einzelhandel das Minus im Gastronomiebereich abfedern könne. „Wir müssen aber erkennen, dass viele Österreicher beim Einkauf jetzt zu Fertiggerichten anstatt zu Schweinefleisch greifen“, sagt der Oststeirer.
Dass der Schlachtbetrieb in Kirchberg an der Raab trotz der vielen Einschränkungen reibungslos weitergeführt werden konnte, schreibt Kaufmann auch einer Reihe selbst gesetzter Maßnahmen zu. Diese reichten von einer Mitarbeiterprämie bis hin zur Bereitstellung von Unterkünften für das großteils ausländische Schlachthofpersonal. Immerhin kommen 150 Mitarbeiter aus Ungarn und 50 aus Slowenien.
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