Rund 400 Interessierte nahmen beim Online-Fachtag „Erneuerbare Energie“ von Raiffeisen und der Landwirtschaftskammer teil. Im Mittelpunkt standen dabei Energiegenossenschaften.
Gemeinsam mutig in die regionale Energiezukunft“. So lautete das Motto eines Online-Fachtages zum Thema Erneuerbare Energien, der von der Landwirtschaftskammer Steiermark gemeinsam mit der Raiffeisen-Landesbank Steiermark und dem Raiffeisenverband Steiermark organisiert wurde. Gut 400 Teilnehmer aus ganz Österreich lauschten gespannt den Vorträgen der einzelnen Fachexperten.
Die Aktualität des Themas angesichts der explodierenden Energiepreise und der unsicher gewordenen Versorgung unterstrich bereits zum Eingang der Veranstaltung Landwirtschaftskammer-Präsident und Verbandsobmann Franz Titschenbacher im Gespräch mit Moderatorin Sandra Suppan. Auch RLB-Generaldirektor Martin Schaller stieß mit seinem Statement in die gleiche Richtung und betonte die Attraktivität von Energiegenossenschaften als Lösungsweg zu einer regionalen Energieversorgung.
Krise als Chance
Anschaulich analysierte der Leiter des Energiereferates der Landwirtschaftskammer, Christian Metschina, die Verwerfungen und Turbulenzen am Energiemarkt, die auf einer massiven Importabhängigkeit Österreichs basierten. „Die Krise ist aber auch eine Chance für die Landwirtschaft, die Wertigkeit der landwirtschaftlichen Energieträger zu erkennen und das Potenzial am Markt zu nutzen.“ Gerade die Bereiche der Biowärme- und der Biogasnutzung seien demnach besonders gefragt. Landwirte würden künftig nicht nur Anbieter von Lebensmitteln und Wärme sein, sondern auch von Strom. „Als Betrieb muss ich mir überlegen, ob ich Energiedienstleister sein möchte oder ob ich einen energieautarken Bauernhof führen möchte“, so Metschina.
Sondersituation
Die Sondersituation der Steiermark im Bereich des Stromverteilernetzes verdeutlichte Thomas Balber von den Energienetzen Steiermark aufgrund der vielen kleinen Netzbetreiber in unserem Bundesland. Nirgendwo in Österreich sei die Verteilerlandschaft so stark aufgegliedert wie in der Steiermark. „Der Ausbau der Erneuerbaren Energieträger einerseits und der erwartete Anstieg des Stromverbrauches andererseits erzeugen einen enormen Bedarf an weiterer Netzinfrastruktur, Speichern und Flexibilitäten.“ Daraus würden sich für die Netzbetreiber gewaltige Herausforderungen mit einem Investitionsbedarf von 15 Milliarden Euro bis 2030 ergeben, um die Erneuerbaren Energiemengen aufnehmen und an die Verbraucher weitergeben zu können.
Energiewende
„Ein Ausweg aus der Energiekrise hinein in eine regionale Energieversorgung, bei dem alle mitmachen können, werden Energiegenossenschaften sein.“ So skizzierte es Armin Friedmann, der Genossenschaftsexperte des Raiffeisenverbandes Steiermark. Diese würden die Chance bieten, gemeinschaftlich Strom zu produzieren, zu verbrauchen, zu speichern und zu verkaufen. Gerade für Gemeinden ließen sich so hervorragende die Infrastrukturprojekte der Zukunft umsetzen. Für mittlere bis größere Projekte eigene sich die Rechtsform der Genossenschaft bestens, um diese auch professionell und mit der Genossenschaftsrevision im Rücken sicher abwickeln zu können. „Bei der Rechtsformwahl gilt es alle Vor- und Nachteile abzuwiegen und vor allem langfristig zu denken. Gerade deshalb ist die Genossenschaft besonders attraktiv“, erklärt Friedmann. Der Reiz an Energiegenossenschaft sei ferner, dass diese selbst den Energiepreis festlegen könnten.
„Wir macht’s möglich“
Das neue Angebot der Raiffeisen-Organisation zur Implementierung von Energiegenossenschaften im Lande legte Helmut Fink-Neuböck von der RLB Steiermark dar. Analog zu einem Modellweg im Burgenland habe man sich bei Raiffeisen in der Steiermark dazu entschlossen, Interessierten eine einfache Möglichkeit zur Gründung oder Teilnahme an Energiegenossenschaften zu unterbreiten, bei dem die lokalen Raiffeisenbanken eine federführende Rolle einnehmen möchten. Fink-Neuböck spielte dabei auf die Komplexität und den hohen Verwaltungsaufwand in Verbindung mit Energiegemeinschaften an, die schon so manchen Gründungswilligen in die Verzweiflung getrieben hätten und in der Regel eine professionelle Begleitung erforderlich machen würden. „Um allen Mitgliedern die Vorteile einer Energiegemeinschaft samt schlanker Verwaltung zukommen zu lassen, haben wir bei Raiffeisen ein genossenschaftliches Modell erarbeitet, dass sämtliche Bereiche abdeckt und mit geringen Kosten auskommt. Dazu gehört auch die ehrenamtliche Tätigkeit der Raiffeisenbanken in den Gremien.“
Förderlandschaft
Einen umfassenden Bogen auf die breite Förderlandschaft im Bereich der Erneuerbaren Energie zogen Christof Horvath von der Kommunalkredit Public Consulting und Heide Rothwangl-Heber, die speziell Gemeinden über die Energieagentur Steiermark unterstützt. Ein klares Bekenntnis zur Energiewende sprach abschließend Gemeindebund-Präsident Erwin Dirnberger aus: „Der Ausbau Erneuerbarer Energieträger bringt in vielerlei Hinsicht Vorteile und ist alternativlos.“
Beitragsfoto: RV Steiermark/Hofer