Netzwerkwein XVII: Kooperation in Forschung und Bildung zwischen Deutschland, Südtirol und Österreich.
Der heimische Wein- und Obstbau, die Bereiche Spezialkulturen und Forstwirtschaft sehen sich zunehmend vor schwierige Herausforderungen gestellt. So gilt es heute mehr denn je, dem stetig voranschreitenden Klimawandel durch innovative und zukunftssichere Maßnahmen Paroli zu bieten, und im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung durch Produktinnovationen wettbewerbsfähig zu bleiben. Genau aus diesem Grund wurde im Dezember 2016 im Zuge der Agrarreferentenkonferenz in Wels ein agrarischer Forschungs- und Innovationspakt zwischen den Ländern Deutschland, Südtirol und Österreich unterzeichnet. Dieser stellt ein klares Bekenntnis zum Stellenwert von Wissenschaft, Forschung und Produktentwicklung in der Land- und Forstwirtschaft dar.
Kooperation
Agrarlandesrat Johann Seitinger zur Bedeutung der Kooperation: „Der Wissensaustausch im zentraleuropäischen Raum, insbesondere zwischen Deutschland, Südtirol und Österreich, schafft nicht nur dringend benötigte Synergien und höchste Effizienz in der Forschung und Entwicklung, sondern bündelt auch unsere gemeinsamen Anliegen im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik.“
Einige der Forschungsschwerpunkte der Kooperation liegen dabei in den Bereichen
- Maßnahmen gegen Naturkatastrophen (z.B. Windmaschinen zur Spätfrostbekämpfung)
- Direktvermarktung und Digitalisierung (Innovationen im Bereich Web & Mobile)
- Erneuerbare Energien und Klimaschutz
- Bioökonomie (Produkte aus erneuerbaren, natürlichen Rohstoffen, die der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt werden)
Vor allem dem Weinbau, der in Zentraleuropa in den letzten Jahren von heftigen Spätfrostkatastrophen erschüttert wurde, profitiert von der weitreichenden Zusammenarbeit. So wurde von den etablierten Weinbauschulen Weinsberg (Deutschland), Laimburg (Südtirol) und Silberberg (Steiermark) als erstes Zeichen für ein gelungenes Forschungsnetzwerk der Netzwerkwein XVII kreiert.
Freundschaft
„Das Netzwerk der Europäischen Weinbauschulen lebt – wir verbinden Freundschaft und die Begeisterung für Wein und kreieren einen europäischen Wein über die Landesgrenzen hinweg. Drei besondere Regionen und Herkünfte für einen Wein – eine Inspiration, die wir für die Ausbildung junger Oenologen geben“, erklärt Dieter Blankenhorn, Direktor des Staatsweinguts Weinsberg.
Der Netzwerkwein XVII wurde in der Fachschule Silberberg cuveetiert, abgefüllt und wird neben dem Weingut Weinsberg auch dort angeboten. Er enthält die drei Leitsorten der vertretenen Gebiete: 45 Prozent Sauvignon blanc aus den Silberberger Weingärten, 40 Prozent Riesling von der Lage Burg Wildeck in Württemberg sowie 15 Prozent Gewürztraminer von der Laimburg.
Günther Pertoll, Leiter des Landesweinguts Laimburg, zur oenologischen Neukomposition: „Der Gewürztraminer ist eine typische Rebsorte Südtirols, die eine der ältesten Weinsorten der Welt ist. Die Trauben für den Netzwerkwein stammen aus einer Einzellage in Tramin, auf 350 Metern Seehöhe auf lehmigen Kalkschotterboden. Der Anteil von 15 Prozent des Gewürztraminers in der Cuvèe mit Sauvignon blanc und Riesling verleihen dem Wein Würzigkeit, Komplexität und Struktur.“
Festwein
Aufgrund der geltenden Gesetze darf der Wein weder mit Sorten noch mit dem Jahrgang bezeichnet werden, weil er aus mehreren Ländern der Europäischen Union stammt. Der Netzwerkwein XVII wurde zum offiziellen „Festwein“ für das Treffen der europäischen Weinbauschulen erklärt und rückt damit in den Mittelpunkt der Weinbauausbildung in Europa. Das Treffen findet vom 16. bis 18 Mai 2018 in Weinsberg statt, wo die Dreiecks-Kooperation zwischen den Weinbauschulen Silberberg, Laimburg und Weinsberg weiter vertieft werden soll.
„Partnerschaft und Freundschaft sind Werte, die in schwierigen Zeiten noch stärker zueinander finden lassen. Der Netzwerkwein ist ein wunderbares Zeichen dieser Verbundenheit, die weit über Ländergrenzen hinausgeht. Wie der Wein ist auch die Zusammenarbeit unter den Schulen äußerst gut gelungen“, so Reinhold Holler, Oenologe am Landesweingut Silberberg.
Das Hauptziel der vertieften Zusammenarbeit aller drei Länder besteht daher darin, die großen Herausforderungen der agrarischen Zukunft in kurzer Zeit mit höchster Forschungsqualität und effizienz zu erzielen. Seitinger abschließend: „Kein Rad soll in Zukunft drei Mal erfunden werden.“
Foto: Lebensressort