Herfriede Szilagyi und ihre Damenrund spinnen aus Leidenschaft. Die alte Handwerkskunst wollen sie bewahren und ihr Wissen weitergeben.
Mit einem Urlaub in Dänemark hat alles begonnen. Herfriede Szilagyi besuchte Bekannte, die Schafe züchten und war sofort begeistert: „Dort spinnen alle und es ist einfach toll, was man aus Nichts so alles machen kann“, blickt die Judenburgerin zu den Anfängen zurück. In ihrer Jugend war die Kunst des Spinnens beinahe verpönt: „Die Leute haben gesagt, geh, hör’ auf damit, wir haben im Krieg genug gesponnen.“ Herfriede Szilagyi und ihre Tochter Barbara (heute 52 Jahre) ließen sich jedoch nicht von ihrer Leidenschaft abbringen und starteten zunächst mit einer Handspindel, erst später leisteten sie sich ein Spinnrad.
„1986 dann entdeckte ich, dass es bei uns im Bezirk mehr spinnende Leut’ gibt und schließlich bildete sich eine Runde, die heute noch aus einem harten Kern von neun bis zehn Personen besteht“, schildert die 75-jährige Zweifach-Oma. Dabei wird in ihrer Damenrunde längst nicht nur am Spinnrad gearbeitet, sondern auch alles rund um die Wolle angepackt: vom Filzen, über das Färben bis hin zur Herstellung von diversen Produkten wie Taschen oder Jacken. „Echte Spinner, also Männer, haben wir leider keine mehr in unserer Runde. Die Herren unterstützen uns aber indirekt, indem sie uns zum Beispiel Material zur Verfügung stellen.“ Aber auch da ist das weibliche Team – die Mitglieder sind zwischen 28 und 80 Jahre alt – mittlerweile autark: Mit einer Schafzüchterin in der Runde schließt sich der Kreis an Zulieferanten. Denn unter den Mitgliedern befindet sich eine Alpaka- und eine Angorakaninchenzüchterin, die die Grundlage zum Spinnen beisteuern.
Zusammen kommen die Damen regelmäßig einmal in der Woche und zwar stets bei einer anderen Spinnerin: „Wir ziehen von Haus zu Haus. Das ist bei uns so Brauch geworden.“ Jeden ersten Donnerstag im Monat spinnen die Judenburgerinnen öffentlich, nämlich im Dorfcafé in St. Peter, das Tochter Barbara Hartleb führt. „Damit möchten wir allen Interessierten eine Möglichkeit bieten, uns zuzuschauen und auch mitzumachen. Das kann man übrigens auch bei unserem Workshop am 1. und 2. April im Steiermarkhof in Graz.“ Der positive Nebeneffekt beim gemeinsamen Spinnen, den unterstreicht Herfriede Szilagyi ganz besonders: „Bei uns heißt das Bürgerkunde. Wenn wir uns treffen, dann wird viel geplaudert, Kaffee getrunken und gelacht.“ So lautet das Motto der Judenberger Spinnrunde auch: „Altes bewahren, offen sein für Neues und das Wissen mit Freude weitergeben.“
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