Dem Littering ein Ende setzen

von Karl Brodschneider

Neues Pilotprojekt mit einzigartigen Abfalltrennsystemen soll helfen, dass weniger Müll achtlos weggeworfen wird.

Man spricht von „Littering“ und meint das achtlose Wegwerfen von Müll an öffentlichen Plätzen – entlang von Autobahnen, Rad- und Wanderwegen sowie Pisten und Loipen etc. Alleine in der Steiermark landen Jahr für Jahr etwa fünf Millionen Kilogramm Müll im öffentlichen Raum und werden so zu einer großen Belastung für die Umwelt, Menschen und Tiere. Die Kosten für die Entsorgung dieser Müllmengen beläuft sich jährlich auf 16 Millionen Euro. Zahlreiche Organisationen, Initiativen und Projekte wie beispielsweise der Steirische Frühjahrsputz, bei dem rund 200.000 Kilogramm weggeworfener Müll von unzähligen freiwilligen Helfern eingesammelt wird, tragen durch ihr Wirken zu einer sauberen und lebenswerten Steiermark bei. „Unsere Wegwerfgesellschaft nimmt enorme Ausmaße an und lässt die steirischen Müllberge ordentlich anwachsen. Was es braucht, sind bewusstseinsbildende Maßnahmen und technische Lösungen, die das Wegwerfen reduzieren sowie die Trennmoral erhöhen“, betont Nachhaltigkeitslandesrat Johann Seitinger.

Müllberge wachsen durch Littering weiter

Die aktuelle Abfallmengenprognose geht von einem realen Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent aus. Damit verbunden sind bis zum Jahr 2025 eine steigende Abfallmenge von rund 0,9 Prozent pro Jahr sowie eine Steigerung des Gesamtabfallaufkommens von derzeit 560.000 auf knapp 600.000 Tonnen. Interessant dabei ist, dass aktuell jede Person, die in einem 3-Personen-Haushalt lebt, nur 200 bis 270 Kilogramm Abfall pro Jahr erzeugt. Ein 2-Personen Haushalt hingegen jährlich pro Person beinahe doppelt so viele Abfälle verursacht. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Verpackungseinheiten für kleinere Haushalte oftmals zu groß sind. In Folge dessen werfen Konsumenten häufiger Lebensmittel weg. Auch Haushaltsgeräte und andere Konsumgüter werden durch einzelne Personen weniger effizient genutzt als im Familienverbund.

Diese Zahlen zeigen, dass in Zukunft ein verstärkter Fokus auf die Abfallvermeidung gelegt werden muss. „Neben einer verstärkten Umsetzung von Best-Practice-Beispielen zur Abfallvermeidung muss aber auch die getrennte Erfassung von Wertstoffen im Abfall weiter forciert werden. Bei der richtigen Trennung herrscht oft noch Unsicherheit, insbesondere natürlich bei Touristen aus anderen Regionen. Leicht verständliche Anleitungen zur richtigen Mülltrennung, auch im öffentlichen Raum, können hier der Schlüssel zum Erfolg sein“, betont Ingrid Winter, Leiterin des Referates Abfall- und Ressourcenwirtschaft des Land Steiermark.

Pilotprojekt in Weiz  

Mit Unterstützung des Landes Steiermark hat der Abfallwirtschaftsverband Weiz beschlossen, die Gemeinden des Verbandsgebietes bei der Einführung der getrennten Sammlung auf öffentlichen Plätzen zu unterstützen. Landesrat Johann Seitinger unterstützte diese Initiative von Beginn an. Er bekräftigt: „Dieses Pilotprojekt hat absoluten Vorbildcharakter für den öffentlichen Raum im Bereich Anti-Littering. Es ist eine sinnvolle und notwendige bewusstseinsbildende Maßnahme sowie logische Konsequenz, dass sich Mülltrennung jetzt auch auf den öffentlichen Raum ausdehnt. In privaten Haushalten ist diese bereits seit Jahrzehnten Realität.“

Das Ziel der Einführung von Abfalltrennstationen auf öffentlichem Raum ist vor allem Bewusstseinsbildung. Dabei soll den Bürgern nun auch auf öffentlichen Plätzen die Möglichkeit geboten werden, Abfälle so zu trennen, wie das von ihnen auch im Privathaushalt praktiziert wird. „Die Gemeinden des Bezirkes Weiz setzen somit ein Zeichen und senden eine klare Botschaft: Wir trennen unsere Abfälle, um sie wieder in den Kreislauf führen zu können. Darüber hinaus sollte sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Gästen, die die Steiermark besuchen aufgezeigt werden, dass die Steiermark eine Vorreiterrolle in Sachen Abfall- und Ressourcenwirtschaft hat, die sie auch lebt“, so Bianca Moser-Bauernhofer, Geschäftsführerin des Abfallwirtschaftsverbandes Weiz.

Die Pilotphase

Das gesamte Pilotprojekt umfasst in Summe 30 Abfalltrennsysteme. Die ersten 15 Abfalltrennstationen 1.0 wurden an sieben teilnehmende Gemeinden ausgeliefert. Diese Abfalltrennstationen boten nur eine Trennmöglichkeit für Restmüll, Leicht- und Metallverpackungen sowie Zigarettenstummel. Nach dem ersten Verwendungszeitraum und einem durchschlagenden Erfolg von zwei Drittel weniger Restmüll wurde die Folgeversion optimiert. Die Aufstellung an frequentierten Plätzen (Schulen, Kindergärten, Freibäder, Sport- und Freizeitplätzen, Campingplätzen sowie Bushaltestellen) soll die heimische Bevölkerung und Gäste zum Mülltrennen ermutigen. Die Abfalltrennsysteme werden im Zuge der normalen Entleer-Touren der öffentlichen Abfallsammelbehälter geleert und müssen nicht extra angefahren werden – mehr Trennerfolg ohne Mehraufwand.

Weiterentwickelte Stationen

Es entstanden die Abfalltrennstationen 2.0, die in 15-facher Ausführung in sechs weiteren Gemeinden ihren Platz gefunden haben. Die Trennung des Abfalls wird dem Bürger erleichtert, indem die einzelnen Bereiche farblich gekennzeichnet sind. Auch werden Abfälle in Bildern dargestellt sowie am Deckel die Abfälle schriftlich und in Farbe beschrieben. Damit ist eine erfolgreiche Trennung im öffentlichen Raum für fast jeden Abfall aus dem persönlichen Gebrauch möglich. Das ist ein wegweisender Schritt zu weniger Littering und einem verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Abfall.

So schauen die weiterentwickelten Trennstationen für öffentliche Flächen aus um Littering zu vermeiden.

So schauen die weiterentwickelten Trennstationen für öffentliche Flächen aus.

Einzigartig bei den eigens entwickelten Abfalltrennstationen ist die Anzahl der gesammelten (sieben) Abfallarten: Restmüll, Leicht-, Metall, Weiß- und Buntglasverpackungen, Altpapier und Bioabfall. Zusätzlich ist an der Breitseite des Behälters ein Aschenbecher angebracht, um den Bürgern eine gute Entsorgungsmöglichkeit der Zigarettenstummel zu bieten und Littering zu vermeiden.

 

Beitragsfotos: Land Steiermark

 

 

 

 

 

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