Um altes Kulturgut der Südoststeiermark zu bewahren und einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten, setzt Maximilian Glanz auf die Wechselwirkung zwischen alten Obstbäumen und bedrohten Schafrassen.
Es ist ein vertrautes und wohlbekanntes Bild, das längst aber aus den meisten Köpfen verschwunden scheint: Grasende Schafe auf Streuobstwiesen. Früher zur Selbstversorgung beinahe in jedem Haushalt der Südoststeiermark, sind die meisten der familiären Obstgärten im Zuge der Intensivierung der landwirtschaftlichen Flächen so gut wie verschwunden. Mit einem landwirtschaftlichen Konzept dagegenwirken möchte Maximilian Glanz aus Kapfenstein. Seine Krainer Steinschafe, eine bedrohte Schafrasse, pflegen die letzten noch erhaltenen Streuobstwiesen der Region.
Traumberuf Bauer
Maximilian Glanz ist kein gewöhnlicher Bauer: Kein Hof, keine Hektar. Im Studium der Umweltsystemwissenschaften und Klimageografie in Graz samt Auslandssemester in Exeter (England) hat der 33-jährige aber frühzeitig darin Feuer gefangen, ökologische Zusammenhänge herzustellen und Wechselwirkungen zwischen der Natur und dem Menschen zu hinterfragen. „Dadurch wurde in mir allmählich der Drang ausgelöst, selbst etwas für die Natur zu tun und langsam wurde klar, dass ich Landwirt werden muss“, erinnert sich Glanz, der bei der Firma Austro Vinyl in Fehring tätig ist. Der Beruf sei der direkteste und für ihn letztendlich einzig mögliche Weg gewesen, nachhaltig arbeiten zu können – in, mit und für die Natur. Die Kräuter- und Obstgärten der einstigen Bio-Gärtnerei Wagner in Gutendorf schienen dafür perfekt zu sein. „Kreuzgrabenhof“ möchte das junge Paar – Max Glanz ist mit Gattin Theresa verheiratet, sie haben eine Tochter – nun sein Gehöft nennen.
Der Bauer zückt eine handliche rote Baumschere. Höchste Zeit, den letzten alten Obstbäumen eine Verjüngungskur zu verpassen – die in den vergangenen Jahren neu gepflanzten wurden bereits früher im Winter geschnitten, um das Wachstum optimal anzuregen. „Über hundert Jahre gehörten hochstämmige, großkronige Apfelbäume zu unserer kulturellen Identität, der ökologische Wert muss ebenso erhalten bleiben“, erklärt Glanz, der seit Jahren auch Bienen züchtet.
Dabei reiche es nicht, nur die alten, oft ohnehin schon angezählten Bestände unter den Glassturz zu stellen, sondern es müssen neue Wege hin zu zukunftsfähigen Wirtschaftsformen gefunden werden. Die Mehrfachnutzung als eine der ureigensten Eigenschaften von Streuobstwiesen würde dabei helfen, meint Glanz. Die Verbindung mit Schafhaltung sei nur eine Möglichkeit, die, wie das Krainer Steinschaf, ideal an die naturräumlichen Gegebenheiten des Vulkanlandes angepasst zu sein scheint.
Lammfleisch ab Hof
„Schafe und Obstbäume ergänzen einander übrigens gut“, nimmt Glanz das vier Wochen alte Lämmchen „Susi“ auf seinen Schoß. Die Bäume seien Schattenspender und Kratzbürste zugleich, schützen die Tiere und sorgen für angenehmes Mikroklima auf der Weide, argumentiert der Schafzüchter. Im Gegenzug würde seine Herde die oft lange vernachlässigten Wiesen düngen und die Bodenerosion hintanhalten. Und: Ob Schafbock, Muttertier oder kleines Lamm – jedes der Tiere auf dem Hof der Familie hat auch einen Namen. Die Wolle und das Bio-Fleisch jener Tiere, die für die Weiterzucht nicht geeignet sind, werden übrigens zu bestimmten Terminen im Jahr ab Hof vermarktet. Künftig möchte die junge Familie auch Äpfel aus den eigenen Streuobstweiden anbieten.
Zur Person
Maximilian Glanz (33) wohnt in Gutendorf 36, 8353 Kapfenstein. Er ist verheiratet mit Theresa, sie sind Eltern von Tochter Leni. Am Betrieb gibt es Krainer Steinschafe, Streuobstbäume und Bienen. Kontakt: m.glanz12@gmail.com
Foto: Sebastian Friedl