Die steirischen Jägerinnen und Jäger sehen sich zunehmend in der Rolle der Vermittler – und das mit viel Wissen und Kompetenz.
Kaum ein anderer Bereich ist so vielschichtig wie die Jagd, wo Jäger im Einsatz sind. Bereits seit Jahrhunderten ist sie ein wesentlicher Teil der Kultur in unserem Land und somit kontinuierlichen Veränderungen ausgesetzt. Grund genug, um einen Blick auf die aktuelle Lage zu werfen. Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau bringt es auf den Punkt: „Wir befinden uns auf einem sehr guten Weg – weg vom Image der reinen Schießer. Wir stellen in der täglichen Arbeit unsere Kompetenz als Lebensraumgestalter für Wildtiere unter Beweis.“
Natürlich gibt es auch schwarze Schafe unter den Jägern, so der Landesjägermeister. „Hier agieren wir rasch und schlüssig, um negative Vorkommnisse in Zukunft verhindern zu können.“
Hervorragende Arbeit
Für Landesrat Hans Seitinger, selbst praktizierender Jäger, leisten die Jäger hervorragende Arbeit: „Die rund 25.000 steirischen Jägerinnen und Jäger leisten mit ihren Hege- und Pflegemaßnahmen einen wertvollen Beitrag für ein gesundes Ökosystem. Nicht umsonst wird das jagdliche Wissen auch als „grüne Matura“ bezeichnet. Mit ihren umfassenden Bildungs- und Informationsmaßnahmen, etwa den Naturwelten Steiermark in Pernegg, die demnächst ihre Pforten öffnen, fördert die Landesjägerschaft auch das gegenseitige Verständnis für die Interessen von Jagd und Gesellschaft.“
Verständnis
Denn genau dieses Verständnis war und ist in Zeiten von Corona besonders wichtig. Landesjägermeister Mayr-Melnhof-Saurau: „Viele Erholungssuchende nutzen nun den Wald und Almen, also den Lebensraum der Wildtiere, um einen Ausgleich in der Natur zu finden. Das ist auch ihr Recht. Leider wissen Erholungssuchende in manchen Fällen nicht, wie man sich in der Natur zu verhalten hat.“ Dies führte sowohl in der Waldbewirtschaftung als auch im täglichen Jagdbetrieb zu Problemen. Wild wird zunehmend zu nachtaktiven Tieren, der gesetzlich verpflichtende Abschussplan konnte von den Jägern mancherorts nur sehr schwer erfüllt werden. „Problematisch wird es dort, wo zum Beispiel Gamswild von den freien Almen durch die Beunruhigung in Wälder, insbesondere Schutzwälder getrieben wird. Schäden sind die Folge“, so der oberste Jäger.
Rehwildabschuss
Auch auf die den Klimawandel reagiert man in der Landesjägerschaft. Mit 26. März des heurigen Jahres trat die neue Verordnung der Steiermärkischen Landesregierung in Kraft, welche die Abänderung der Schusszeit für Rehwild in den Bezirken Deutschlandsberg, Leibnitz, Graz, Hartberg-Fürstenfeld, Weiz und der Südoststeiermark regelt. Somit wird die Schusszeit für Rehwild aller Kategorien – außer für Geißen und Kitze – um 14 Tage nach vorverlegt. Der Landjägermeister dazu: „Durch die Vorverlegung der Schusszeit soll versucht werden, auf die veränderten klimatischen Bedingungen zu reagieren. Es stellt dies einen Versuch dar, die Land- und Forstwirtschaft frühzeitig durch mögliche Abschüsse zu entlasten und dadurch Schadprävention zu betreiben.“ Da es zu keiner Schusszeitausweitung gekommen ist, endet der Abschuss von Rehwild in diesen Bezirken am 15. Dezember.
Naturwelten
Nur mehr wenige Wochen dauert es bis zur Eröffnung der Naturwelten Steiermark in Mixnitz. „Es handelt sich dabei um ein Herzensprojekt meinerseits. Die Naturwelten sollen zu einem Kompetenz- und Schulungszentrum werden, das Jägern, Interessierten und natürlich unseren Jüngsten offensteht“, so Mayr-Melnhof-Saurau. Ein zwei Hektar großes Freigelände vervollständigt das Angebot. Die offizielle Eröffnung ist für 26. Juni 2021 geplant.
Beitragsfoto: Martin Gaber