Hagel und Sturm sorgen in vielen Teilen der Steiermark, vor allem in den Marktgemeinden Wildon und Gnas, für Verwüstung.
Das Ende der vorwöchigen Hitzewelle, unter der viele europäischen Staaten zu leiden hatten, ließ Schlimmes erahnen. Am Samstag wurden die Befürchtungen wahr. Schwere Unwetter mit Sturm, Hagel und Starkregen sorgten auch in vielen steirischen Gemeinden für große Schäden.
In Neudorf ob Wildon ging es um 16 Uhr los. „Wir hatten schon sehnsüchtig auf den Regen gewartet“, erzählt Ökonomierat Alois Kowald, „denn die Kulturen wie Mais oder Kürbis hatten schon stark unter der Hitze gelitten.“ Was Kowald bis dahin allerdings noch nie erlebt hatte: nach einem viertelstündigen Regenguss begann es plötzlich zu hageln und das sollte dann 20 Minuten dauern. Zuerst waren es nur kleine Hagelschloßen, die auf die Erde fielen. Allmählich mischten sich aber immer mehr Riesenkörner bis zu einem Durchmesser von über sieben Zentimeter darunter. Sie ließen Autoscheiben zerbersten und durchschlugen die Dächer von Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden, sodass die Feuerwehr Bezirksalarm ausrufen musste.
Zum Zuschauen verurteilt
Binnen kurzer Zeit fielen 90 Liter Regen auf den Quadratmeter. Den Riesenschaden verursachte allerdings der Hagel. „Das Bestürzende war, dass man nur zuschauen konnte, wie vieles kaputt gegangen ist“, sagt Kowald mit trauriger Stimme.
Noch am Abend wurde in Neudorf mit den Reparaturarbeiten an den unzähligen beschädigten Dächern begonnen. Es hat nämlich nicht nur viele Eternitplatten förmlich durchgeschlagen, sondern auch Betondachziegel. Kowald lobt die Einsatzkräfte: „Die Feuerwehrkameraden haben Großartiges geleistet, kaputte Dächer zugedeckt und ausgeschäumt.!
Ebenso dramatisch war die Situation in der südoststeirischen Marktgemeinde Gnas. Kathrin Haas vom Obstbaubetrieb Haas in Poppendorf erzählt: „Bei uns herrschte Weltuntergangsstimmung, so als ob sich die Natur rächen wollte. Es gab einen langanhaltenden Hagel und gleichzeitig einen extrem starken Sturm!“ Sogar die tief in die Erde eingeschlagenen Anker, welche die Hagelnetze fixierten, wurden aus dem Boden gerissen, viele Hagelnetze zerrissen. Dazu kam, dass viele Haushalte zwei Stunden lang keinen Strom hatten.
Erste Schadensbilanz
Der Gnaser Bürgermeister Gerhard Meixner zieht eine erste Schadensbilanz: „Die Schäden in der Landwirtschaft sind enorm und betrafen Obst, Wein, Gemüse, Kürbis und Mais gleichermaßen. Außerhalb von den Netzen sind die Apfelkulturen völlig zerstört worden und unter dem Netz liegt der Schaden auch bei 40 bis 50 Prozent.“ Dazu kamen noch viele umgestürzte Bäume, die Straßen und Wege blockierten sowie Dächer beschädigten. Sein einziger positiver Nachsatz. „Gottseidank sind keine Menschen verletzt worden. Jetzt kehrt schon langsam wieder Zuversicht ein!“
Das Hoch „Yvonne“ war heuer bereits die dritte Hitzewelle in Europa und bescherte mehreren europäischen Ländern wie Holland, Belgien oder Deutschland absolute Hitzerekorde mit Temperaturen über 40 Grad Celsius.
In der Steiermark zählten Leoben, Mooslandl und Bruck an der Mur zu den heißesten Orten. Hier hatte es zwischen 35 und 36 Grad Celsius. Es kam auch zu mehreren kleinflächigen Waldbränden. Am vergangenen Samstag entlud sich die Hitze mit kräftigen Gewittern. Die größten Schäden gab es in den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag, Graz-Umgebung, Leibnitz, Südoststeiermark und Liezen.
Laut Österreichischer Hagelversicherung verursachten die Unwetter am Samstag steiermarkweit an landwirtschaftlichen Kulturen einen Schaden von rund drei Millionen Euro. Zudem wurden viele Hausdächer beschädigt.
Beitragsfotos: Brodschneider (2), Haas