Werkstatt der Ideen

von NEUES LAND

Für die Vermarktung in Österreich und Europa hat der Verband Steirischer Erwerbsobstbauern vor allem ein Credo für die Zukunft: Nicht am Markt vorbei produzieren.

Die Vermarktung von Äpfeln in Österreich und Europa ist alles andere als einfach. Das derzeitige System zeichnet sich vor allem durch zwei Dinge aus: Einerseits ist es sehr kompliziert und für viele Bäuerinnen und Bauern nicht mehr nachvollziehbar. Andererseits gibt es eine europaweite Überproduktion. Vor allem die Rekordmenge an Äpfeln führt dazu, dass die Lagerstände derzeit in ganz Europa noch höher sind als in den letzten Vergleichsjahren. Dadurch bleibt die Situation in der Vermarktung weiter angespannt.

Wir dürfen nicht mehr am Markt vorbei produzieren

Rupert Gsöls, Obmann der Steirischen Erwerbsobstbauern, möchte nun neue Akzente für die Zukunft setzen. Er erklärt: „Bisher wurde produziert und dann versucht, die Ware zu verkaufen. Änderungen in der Nachfrage und andere Entwicklungen führten dazu, dass wir sozusagen zunehmend am Markt vorbei produzieren. In Zukunft müssen wir zuerst unsere Kunden kennen, dann die Vermarktungswege klären und erst zuletzt in die Produktion gehen.“ Dieses Credo in die Praxis umzusetzen erfordert Wissen, Erfahrung und Mut.

Mit einer „Ideenwerkstatt“, in der zahlreiche Verbandsmitglieder über die Zukunft des Obstbaus nachdenken, wurde nun der erste Grundstein für diese Veränderungen gelegt. Der Obmann dazu: „Die Herausforderungen sind groß, weshalb unser Maßnahmenpaket gut durchdacht sein muss. Mit unserer Ideenwerkstatt haben wir versucht, die wichtigsten Aktionen aller Beteiligten erst einmal zu definieren. Was kann der Bauer machen, was der Verband und welche Dinge liegen in der Hand der Vermarkter.“

Kommunikation

Eines der drängendsten Probleme, mit dem man nicht nur in der Steiermark zu kämpfen hat, ist die große Anzahl an Anbietern und eine vergleichsweise niedrige Anzahl an Abnehmern. Dadurch wird ein von Überproduktion geprägter Markt noch erschwert. Gsöls: „Wir unternehmen große Bemühungen, das Angebot am Markt zu bündeln. Hier wird der erste Schritt sein, dass die Kommunikation aller Akteure verbessert wird.“

Um die globalen Aspekte des Marktes noch besser einschätzen zu können, nimmt man auch Hilfe von außen in Anspruch. Helwig Schwartau, ein Branchenkenner der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) aus Deutschland war zum Verbandstag eingeladen. Der Obmann erzählt: „Viele seiner Tipps sind uns zwar schon bekannt und auch schon in Umsetzung. Er hob aber in aller Deutlichkeit hervor, dass wir uns in Zukunft nur mit Clubsorten von billigeren Ost-Produzenten schützen können. Hier sind wir schon auf einem guten Weg und werden neue Sorten forcieren. Und das alles in Absprache aller wichtigen Akteure am Markt.“

Beitragsbild: th-photo – stock.adobe.com

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben