Vitaminwunder aus dem Joglland

von NEUES LAND

Eine neue Powerfrucht entwickelt sich in der Gegend von Wenigzell gerade zum professionellen Anbau – der Sanddorn.

Aus dem Garten- und Zierpflanzenbereich bekannt und geschätzt, hatte es der Sanddorn in Österreich bisher noch nicht in den Ertragsanbau geschafft. Die aus Nepal stammende Frucht wurde als Vitaminquelle über Russland in die ehemalige DDR gebracht – Sanddorn hat etwa siebenmal mehr Vitamin C als Zitronen. Jetzt werden die Inhaltsstoffe für Nahrungsmittel- und Kosmetikprodukte neu entdeckt.

Joggland

Tanja und Gabriel Kroisleitner aus Wenigzell sind gerade dabei, im Joglland auf 850 Metern Seehöhe die Kraft des Sanddorns wirtschaftlich zu nutzen. Wie so oft beginnt auch die Geschichte der Kroisleitners mit der Betriebsübernahme und einer gewissen Unzufriedenheit „der Jungen“ mit den alten bäuerlichen Erwerbszweigen. Vor einigen Jahren haben die beiden dann mit verschiedenen Früchten experimentiert und sich für die Umstellung auf biologische Produktion entschieden. Schließlich hat man 2014 mit einem halben Hektar Sanddorn begonnen und die Produktion mittlerweile auf 2,5 Hektar ausgeweitet.

Die Sanddorn ist sehr robust und für den Bio-Anbau gut geeignet.

Die Sanddorn ist sehr robust und für den Bio-Anbau gut geeignet. (Foto: Privat)

Parallel dazu hat sich das Ehepaar mit der Professionalisierung von Ernte und Verarbeitung der Früchte auseinandergesetzt und die Firma „Sandicca“ gegründet, über die sie den Vertrieb der Sanddornprodukte abwickeln. Die Verwendungsmöglichkeiten sind enorm: Derzeit werden Fruchtfleischöle, Tees und Seifen angeboten – in Planung sind aber noch viele weitere Produkte wie Säfte, Kernöl, Marmeladen oder Liköre. In der Zukunft geht es nun an die Ausweitung der Anbauflächen. „Wir hatten unlängst eine sehr gut besuchte Infoveranstaltung für Landwirte, um die Kultur vorzustellen und mögliche Kooperationen für einen zukünftigen Vertragsanbau zu klären“, freut sich die begeisterte Sanddorn-Bäuerin. Mittelfristig sei eine Produktion von etwa 25 Hektar geplant, um auch eine konstante Menge für die Verarbeitung zu gewährleisten.

Tanja Kroisleitner hat die Firma "Sandicca" gegründet und ist begeisterte Bio-Sanddorn Bäuerin.

Tanja Kroisleitner hat die Firma „Sandicca“ gegründet und ist begeisterte Bio-Sanddorn Bäuerin. (Foto: Privat)

Die Sanddornprodukte sind vielfältig und reichen von Tees, Ölen bis hin zu Seifen.

Die Sanddornprodukte sind vielfältig und reichen von Tees, Ölen bis hin zu Seifen. (Foto: Privat)

Kooperationen

Gerade dann sind auch starke regionale Kooperationen notwendig. „Wir lassen noch immer ein paar Produkte von Kollegen in Deutschland herstellen, da es bei uns noch keine geeigneten Maschinen dafür gibt. Es ist aber klar, dass wir in naher Zukunft die gesamte Wertschöpfungskette in der Region haben wollen“, erklärt Tanja Kroisleitner und weist auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Beerenfrost GmbH in Lieboch hin.

Dort werden nämlich die gesamten Äste mit den reifen Früchten schockgefroren um die Ernte zu erleichtern. Kroisleitner dazu: „Bei der Ernte werden gleich die ganzen fruchttragenden Äste geschnitten und in Kisten gesammelt, damit man sich nicht so stark mit den Dornen plagen muss. Bei tiefen Temperaturen lösen sich die Beeren dann wie von selbst von den Ästen und können einfach abgeklopft werden.“ Reinhard Obermeier, Geschäftsführer der Beerenfrost GmbH ergänzend zum gemeinsamen Projekt: „Für unsere Arbeitsauslastung könnte der Sanddorn sehr interessant sein, da er mit der Reife nicht in unsere Hauptverarbeitungszeit von Holunder fällt. Leider passen die bestehenden Maschinen zum Entstielen nicht für diese Frucht – bei ausreichender Menge spricht aber nichts gegen eine Neuanschaffung.“

Als starker Forschungspartner beim Sanddorn-Projekt fungiert das erst junge Naturstofflabor in Wenigzell. Geschäftsführer Günther Holzer arbeitet seit der Entstehung des Labors eng mit den Kroisleitners zusammen und ist sowohl in die Produktentwicklung als auch die Verarbeitung eingebunden. „Wir haben beispielsweise aus den Kernen ein Öl produziert und können das in Zukunft auch für größere Mengen als professioneller Verarbeitungspartner anbieten. Außerdem entwickeln wir gerade eine eigene Naturkosmetiklinie, ausschließlich bestehend aus heimischen Produkten, wofür wir auch das Sanddorn-Fruchtfleischöl verwenden.

Beitragsbild: Privat

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