„Uns läuft die Zeit davon“

Die heimischen Biogasanlagenbetreiber warten mit großer Ungeduld darauf, dass der Nationalrat das Erneuerbares-Gas-Gesetz beschließt.

von NEUES LAND

Die Freude über den Ministerratsbeschluss vor bald eineinhalb Monaten war nicht nur bei den Agrarpolitikern, sondern auch bei den Biogasanlagenbetreibern groß. Im Regierungsentwurf, der nun dem Parlament zur Beschlussfassung vorliegt, ist nämlich die Verpflichtung der Gasversorger zur Substitution einer steigenden Quote von Erdgas durch national produzierte Gase (Biomethan) vorgesehen. Bis zum Jahr 2030 sollen derart 9,75 Prozent des Gasbedarfs beziehungsweise mindestens 7,5 Terrawattstunden – das sind etwa 750 Millionen Kubikmeter – erneuerbare Gase an die Endverbraucher abgegeben werden. Derzeit sind es österreichweit nur 0,14 Terrawattstunden.

Ein entscheidender Punkt des Entwurfes ist die Betonung der inländischen Produktion erneuerbare Gase. Importe dürfen demnach nicht zur Quotenerfüllung beitragen. Um die Erreichung der gesetzten Ziele zu gewährleisten, schlägt der Entwurf Sanktionen für Versorger vor, welche die vorgeschriebenen Quoten nicht erfüllen. Der Entwurf wurde nach der Begutachtungsphase außerdem um Bestimmungen erweitert, die den Schutz der Endkunden vor potenziellen Mehrkosten sicherstellen sollen. So können staatliche Zuschüsse zur Kostendämmung eingesetzt werden.

Großes Potential

Die heimischen Biogasanlagenbetreiber sind überzeugt, dass sie bis zu 20 Prozent des aktuellen fossilen Gasverbrauches mittelfristig mit grünem Gas ersetzen können. Vorerst zählt aber das Erreichen des 10-Prozent-Zieles bis 2030. Würde das nicht geschafft, drohen Österreich von Seiten der EU massive Strafzahlungen.

Daher ist es von allergrößter Wichtigkeit, dass das Erneuerbares-Gas-Gesetz rasch im Parlament beschlossen wird. „Wir wollen mithelfen, dass Österreich vom russischen Gas wegkommt, aber uns sind die Hände gebunden, weil wir ohne das Gesetz nicht investieren können und keine Sicherheiten haben“, erklärt Hannes Hauptmann, der Sprecher der steirischen Biogasanlagenbetreiber. „Und dafür ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.“ Er drängt auf einen Parlamentsbeschluss noch im April oder Mai und warnt: „Wehe, wenn der Beschluss nicht vor der Sommerpause getroffen wird.“

LK-Präsident Franz Titschenbacher sieht großes Potenzial.
Foto: Archiv

Auch für LK-Präsident Franz Titschenbacher ist klar: „Die heimische Land- und Forstwirtschaft kann ihr Potenzial bei der Herstellung von nachhaltigem Biogas voll entfalten. Unsere Bäuerinnen und Bauern werden damit zu Schlüsselspielern bei der unabhängigen Versorgung mit Energie und helfen dabei, Erdgas aus anderen Ländern – insbesondere Russland – schrittweise zu ersetzen.“ Und auch er betont: „Jetzt gilt es, den Sack zuzumachen und das Gesetz im Nationalrat zu beschließen.“

Der Oststeirer Hannes Hauptmann ist ein Realist. Um überhaupt ins öffentliche Gasnetz einspeisen zu können, muss jeder Anlagenbetreiber mehrfache Millionenbeträge in Methanaufbereitungsanlagen und Leitungssysteme investieren. „Es läuft uns die Zeit davon, weil die Planungen, Genehmigungen, Bauvorbereitungen sowie die Errichtung der Aufbereitungsanlage nicht über Nacht umgesetzt werden können. Bestimmte Anlagenteile können wir nicht von der Stange kaufen, sondern wir müssen sie speziell beauftragen. Die Lieferzeiten dafür können bis zu einem Jahr dauern“, klärt der Sprecher der Biogasanlagenbetreiber auf. Außerdem laufen schon 2026 die bisherigen Tarife für die Stromproduktion aus Biogas aus.

Hannes Hauptmann ist Sprecher der Biogasanlagenbetreiber.
Foto: kk

Die bestehenden Biogasanlagen erzeugen aktuell Strom und Wärme aus Biomasse und Gülle. Um aber den Umstieg 2026 auf die Biomethan-Einspeisung zu schaffen, braucht es klare Spielregeln. Hauptmann betont: „Solche Spielregeln stellen sicher, dass das produzierte Biogas verlässlich und langfristig abgenommen wird und sind daher verbindlich im zu beschließenden Erneuerbares-Gas-Gesetz festzulegen.“

Milliarden-Investitionen

Laut Berechnungen müssen die Biogasanlagenbetreiber in Österreich rund 4 Milliarden Euro investieren, um Biogas ins öffentliche Gasnetz einspeisen zu können, um so das 10-Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen. Allein in der Steiermark wären das mindestens 400 Millionen Euro. „Die Biogasanlagenbetreiber würden damit in Zeiten der Wirtschaftsflaute der Bauwirtschaft einen guten Dienst erweisen, weil die Anlagenbetreiber fast ausschließlich inländische Firmen beauftragen. Das Geld bleibt im Land und fließt nicht ins Ausland ab“, betont Hauptmann.

Beitragsbild: Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

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1 kommentieren

Karl Michelitsch 3. April 2024 - 17:25

Bitte nicht den Biogasausbau vorantreiben, denn damit steigen die Pachtpreise für die Pachtäcker erheblich an! 1100,- bis 1200,- je Hektar, rund um die Region, wo ein Biogasbetreiber liegt, führen dazu, dass noch mehr mittlere und kleine Höfe aufgeben müssen! Und der Intensivanbau von Mais und Triticale für die Biogasherstellung ist ebenfalls alles andere als umweltschonend.
Wenn also mehr Biogas, dann nur mit der Einschränkung, dass ausschließlich Nebenprodukte, Grünschnitt udgl. verwendet werden dürfen!!! Also den Einsatz von Ackerfrüchten nicht zulassen, denn diese führen zu einem eklatanten Wettbewerbsnachteil für unsere Ackerbauern!

Karl Michelitsch
Pölfing-Brunn

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