Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher bekräftigt seine Forderung nach klarer Herkunftskennzeichnung von Fleisch auf den Speisekarten.
Schweinebauern hatten heuer wenig Glück – eines der schwierigsten Jahre. Eigentlich sind Schweine Glücksbringer – doch die heimischen Schweinebauern hatten im jetzt abgelaufenen Jahr wenig Glück. „Es war eines der schwierigsten Jahre für die Schweinebäuerinnen und Schweinebauern. Der Erzeugerpreis ist bei Weitem nicht mehr kostendeckend, die Schweinebauern arbeiten ohne Lohn, die Darlehensraten können vielfach nicht mehr getilgt werden, viele Betriebe sind in Existenzgefahr“, erläutert Präsident Franz Titschenbacher. Für ein Schlachtschwein, das sechs Monate täglich gut betreut und gefüttert wird, bekommen die Bauern derzeit nur noch 126 Euro netto, um 29 Euro weniger (minus 19 Prozent) als vor zwei Jahren. Das entspricht zwei Tankfüllungen für ein durchschnittliches Familien-Auto.
Schwierige Marktlage trifft gesamte Wirtschaft und Arbeitsplätze. „Die 6.300 heimischen Schweinebauern sichern direkt und indirekt rund 16.000 Arbeitsplätze. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsmotor im ländlichen Raum“, unterstreicht Titschenbacher. Aufgrund der schwierigen Marktlage sind Investitionen in die Schweinehaltung seit längerem nicht mehr möglich. Das hat entsprechend negative Auswirkungen auf das regionale Gewerbe, auf Stallbau- und Stalleinrichtungsfirmen sowie auf die Landmaschinenhändler und Landmaschinenfirmen. Titschenbacher: „Die Preismisere trifft nicht nur die Bauern, sondern auch das gesamte wirtschaftliche Umfeld sowie damit verbundene Arbeitsplätze“.
Schweinebauern setzen verstärkt auf Regionalität. Regionalität bleibt weiter ein Megatrend. Mehr als 85 Prozent der Steirerinnen und Steirer wünschen sich im Lebensmittelhandel ein größeres Angebot an regionalen Lebensmitteln und sie wären bereit bis zu 15 Prozent mehr für heimische Herkunft zu zahlen, so eine aktuelle steirische Studie (bmm, September 2015). Die heimischen Schweinebauern haben schon in den vergangenen Jahren diesen Trend aufgegriffen und wichtige Regionalmarken wie beispielsweise „Vulkanlandschwein“, „Steirerglück“, „absolut steirisch“ oder das „Woazschwein“ ins Leben gerufen. „Knapp 530.000 Marken-Schweine dieser Provenienz bieten 811 steirische Schweinebauern“, unterstreicht der Kammerpräsident und ruft auf, heimischem Schweinefleisch den Vorzug zu geben.
Titschenbacher: Herkunft des Fleisches wie in der Schweiz auf der Speisekarte anführen! Den Steirerinnen und Steirern ist die Herkunft der Lebensmittel sehr wichtig. Der Bauernvertretung gelang es, dass seit April 2015 die Herkunft von Schweinefleisch nach dem Prinzip geboren-gemästet-geschlachtet verpflichtend gekennzeichnet wird. Fleisch von österreichischen Schweinen kann also klar von importiertem unterschieden werden. „Damit ist es auch möglich, dass die Gastronomie diese durchgängige Kennzeichnungskette auf der Speisekarte fortsetzt. Es gibt hier bereits Positivbeispiele“, sagt Titschenbacher und bekräftigt seine Forderung, „dass ähnlich wie in der Schweiz auch bei uns in der Gastronomie, Hotellerie und in den Großküchen die Herkunft des verwendeten Fleisches auf der Speisekarte deklariert werden muss“. Allerdings: Rund 50 Prozent des in den Gastrogroßmärkten angebotenen Schweinefleisches kommt derzeit aus dem Ausland.