Genau vor einem Jahr fand der eigens für Bäuerinnen konzipierte LFI-Lehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ statt. Was hat er den Absolventinnen gebracht?
Bereits ein Jahr ist es her, dass zahlreiche Bäuerinnen am Steiermarkhof den von der Landwirtschaftskammer und dem LFI Steiermark angebotenen Ausbildungslehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ abgeschlossen haben. Deshalb hat NEUES LAND bei acht Absolventinnen nachgefragt, was ihnen der Lehrgang fürs Leben gebracht hat. „Eine Bereicherung für Herz, Hirn und Seele“, so beschreibt etwa Landesbäuerin Auguste Maier, die ebenso Teilnehmerin war, ihre Erfahrungen. Der Lehrgang ist speziell für Bäuerinnen konzipiert und vermittelt Kompetenzen für die Mitarbeit in verschiedenen Gremien in der Landwirtschaft oder auf Gemeindeebene, in Verbänden oder Vereinen. Er ist in fünf zweitägige Module zu den Themen Persönliche Kompetenzen, Agrarwirtschaft und Agrarpolitik, Führungskompetenzen und Öffentlichkeitsarbeit gegliedert. Der nächste Zertifizierungslehrgang startet übrigens am 5. Dezember am Steiermarkhof. – Informationen auf lfi.at.
Die Absolventinnen
Auguste Maier, Hart bei Graz: „Im Kurs erlernt man, wie man sich mit seinem kreativen und innovativen Potential für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum einsetzen kann, wie man sich konstruktiv bei öffentlichen Diskussionen um agrarische Themen einbringt und wie man sein eigenes Netzwerk stärkt und so gemeinsam Ziele erreichen kann“, schwärmt die steirische Landesbäuerin bei der Zertifikatsübergabe. Auch hatte sie begeistert die Kurseinheit zum Umgang mit den Medien. „So vieles gilt es hier zu erfahren, dass ich noch nicht gewusst hatte, eine Bereicherung, man bekommt ein umfassendes Rüstzeug für ein professionelles Engagement in Politik und Gesellschaft“, so Maier.
Daniela Posch, Heimschuh: Wer die 37-jährige im Business- oder Kickbox-Outfit vorbeimarschieren sieht, würde wohl kaum annehmen, dass es sich bei ihr um eine Vollblutbäuerin handelt; eine Frau, die tagtäglich in Gummistiefeln im Stall steht, ihre Hendln füttert und später sogar selbst verarbeitet. Genau diese Vielseitigkeit aufzuzeigen, ist Posch enorm wichtig. „Mein Lebensmotto ist: ‚Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“, unterstreicht die Powerfrau, die mit Vorurteilen gegenüber der Landwirtschaft aufräumen möchte. „Wir Bäuerinnen müssen vorpreschen, präsenter werden und uns für unseren Berufsstand einsetzen, darum habe ich den Lehrgang besucht.“
Angelika Wechtitsch, Eibiswald: Für die beliebte Bezirksbäuerin war der Lehrgang mehr als nur ein Kurs. „Jedes einzelne Modul hatte sein eigenes ‚Aha‘-Erlebnis und sorgte bei uns Teilnehmerinnen für Staunen. Wir alle sind gestärkt aus dem Bildungsangebot gegangen und stehen heute vielen Dingen anders, vielleicht auch kritischer, gegenüber. Man lernt nicht nur Antworten zu geben, sondern auch Fragen stellen zu dürfen. Das ist vor allem in der Landwirtschaft von großer Bedeutung. Mir persönlich hat das Kapitel der Persönlichkeitsbildung und auch der Wien-Aufenthalt sehr gefallen“, beschreibt die umtriebige Landwirtin ihre Erfahrungen. „Der Kurs ist wärmstens zu empfehlen.“
Ursula Reiter, Gleisdorf: Auf ihrem Obstbauernhof in Nitscha kann Ursula Reiter das Erlernte gleich umsetzen. „Es geht ums Auftreten und das Wissen über Agarpolitik, das einem in diesem Lehrgang vermittelt wurde. Auch bin ich sehr dankbar, viele Tipps für Sprache und Rhetorik bekommen zu haben“, so das Bauernbund-Landesvorstandsmitglied. Im Lehrgang konnte sie auch sehr viel über ihre eigenen Stärken und Schwächen lernen. „Außerdem lernt man hier auch die einzelnen Regionen und Gebiete der gesamten Steiermark und darüber hinaus auch Freundinnen fürs Leben kennen, das ist wohl der größte Profit des Kurses“, so die erfolgreiche Mutter und Bäuerin.
Silvia Rath, Sebersdorf: „Die Welt der Landwirtschaft im Großen und Ganzen sehen und als Bauer oder Bäuerin nicht in der Region haften bleiben, das war der Beweggrund für meine Teilnahme am Lehrgang“, erzählt die leidenschaftliche Bäuerin aus der Oststeiermark. Einblicke in die Europäische Union und wie diese aufgebaut ist, haben mich genauso fasziniert, wie die Übung zum richtigen Umgang mit der heimischen Presse. Im Grunde genommen profitieren wir als bäuerliche Unternehmer genauso wie als Mensch, den letztlich fällt diese Art von Weiterbildung in die Kategorie Persönlichkeitsbildung und ist vom ideellen Wert her wahrlich unbezahlbar“, so die Bäuerin.
Anneliese Kutschera, Großsteinbach: Der Lehrgang hat die Erwartungen der gelernten Friseurin weit übertroffen. „Vor allem habe ich darin profitiert, mit Menschen in der Regional- und Nationalpolitik bewusster umgehen zu können. Ich habe mein Auftreten als heimische Bäuerin um einiges verbessern können und das war mein größtes Anliegen. Auch ist mein Interesse an Politik gewachsen und ich nehme Vertreter aller österreichischen Parteien nun in den Medien ganz anders und vor allem viel aufmerksamer war, mein Medienkonsum ist seither sehr gewachsen“, erzählt die leidenschaftliche Landwirtin. Auch hat Anneliese Kutschera sehr viel über das EU-Parlament in Brüssel erfahren können.
Monika Täubl, Krieglach: „Weil ich über meinen Schatten springen und für meine Persönlichkeit etwas Gutes tun wollte, habe ich mich für den Lehrgang entschlossen“, schwärmt die Bäuerin aus der Obersteiermark. Besonders fasziniert hat sie im Kurs die Vielfältigkeit des Angebots. „Man braucht, auch wenn man nur am Land unterwegs ist, das richtige Zeug für den richtigen Umgang mit Menschen. Vom Selbstbewusstseinstraining bis zur Rhetorikschulung konnte ich mein Auftreten sehr dadurch stärken. Jede Frau in einer öffentlichen Rolle sollte sich dafür anmelden“, appelliert Täubl und möchte in ihrem Bezirk nun viele Frauen dazu bewegen, sich anzumelden.
Viktoria Brandner, Stein an der Enns: Die Bäuerin ist begeistert: „Ich dachte, ich setze mich jetzt wieder in eine Schulklasse und muss langweiligen Unterricht über mich ergehen lassen, doch mir wurde hier das Gegenteil präsentiert. Kurzweilige Vorträge, interessante Übungen und spannende Referenten“, so die Bezirksbäuerin. Vor allem das Unterrichtsfach „Politische Bildung“ hat es der Landwirtin angetan. Vieles habe man zuvor als selbstverständlich angesehen, der Kurs allerdings hat aus Theorie nun Praxis werden lassen. Hätte ich in den kommenden Monaten nicht so viel zu tun, würde ich mich glatt noch einmal hineinsetzen“, lacht Brandner.
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