Direktorin Roswitha Walch von der Fachschule Neudorf über steigende Schülerzahlen, die Kraft der Praxis und Erfolgsgeheimnisse.
NEUES LAND: Wie haben Sie den Schulbeginn erlebt?
Roswitha Walch: Wir durften 98 neue Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern begrüßen und konnten eine sehr herzliche Atmosphäre erleben. Auch das Wetter hat mitgespielt – es ist schon etwas Feines, wenn man mit Sonnenschein loslegen darf. Der Neubeginn strahlt auch immer wieder eine Aufbruchsstimmung aus, die mich persönlich sehr berührt. Es gibt nichts Schöneres als diese Momente, in denen Schülerinnen und Schüler so richtig daherstrahlen.
NL: Bleiben wir beim Stichwort „strahlen“. Auch Sie haben allen Grund dafür, weil sich die Schülerzahlen sehen lassen können. Ihre genaue Bilanz?
Walch: Wir sind stolz auf eine sehr positive Entwicklung in den letzten Jahren. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler lag im Schuljahr 2013/2014 bei 114, jetzt sind es 197. Dazu befinden sich auch noch 30 im Maturjahrgang. Es kamen also jedes Jahr zwischen 10 und 15 dazu. Zusätzlich freuen wir uns über einen relativ hohen Anteil an Burschen – wir zählen insgesamt 28.
NL: Wie sieht das Erfolgsgeheimnis Ihrer Schule aus?
Walch: Für die starken Zunahmen gibt es natürlich mehrere Gründe: Sie sind zunächst wohl auch darauf zurückzuführen, dass wir ein sehr großes Einzugsgebiet haben und dass sich das Angebot im Bezirk Leibnitz von drei Schulen auf eine reduziert hat. Es spielt aber bestimmt ebenfalls eine Rolle, dass der bei uns gelebte starke Praxisbezug zunehmend öffentlich als Chance wahrgenommen wird. Und es zeigt sich immer deutlicher, dass die Möglichkeit der Berufsreifeprüfung ein starker Anreiz ist. Doch nicht zuletzt profitieren wir bestimmt auch davon, dass wir ein gutes und interessantes Schulprofil mit innovativen Inhalten anbieten können.
Praxis macht fast die Hälfte des Unterrichts aus
NL: Wie groß ist denn der Praxisanteil?
Walch: Er macht fast die Hälfte des Unterrichts aus und bewährt sich hervorragend. Man erfährt etwas in der Theorie und kann es unmittelbar danach gleich umsetzen – Praxis sorgt für optimales Lernen! Wir stellen fest, dass viele Menschen erstaunt sind, wenn sie hören, dass wir damit ein Konzept umsetzen, das in der modernen Pädagogik sehr oft gefordert wird. Jetzt gibt’s auf diesem Weg sogar die Matura dazu!
NL: 28 junge Herren – das ist doch sehr überraschend für ein Bildungsangebot, das bislang stark weiblich dominiert war und sich auch in den Inhalten danach ausgerichtet hat. Wie ist das gelungen?
Walch: Die Burschen wollen vorwiegend in den touristisch-gastronomischen Bereich einsteigen und sind sehr an der Matura interessiert. Generell können wir feststellen, dass Ernährung und Kochen Themen sind, die mittlerweile alle Menschen interessieren. Es gibt so viele Kochshows im Fernsehen wie nie zuvor und zum Beispiel das Grillen ist total ,in‘. Wir setzen in diesem Zusammenhang auch auf attraktive Zusatzangebote – wie etwa Ausbildungen zum Käsesommelier, zum Jungsommelier und zum Fleischexperten. Das alles wird sehr gut angenommen.
NL: Die geschilderte, positive Dynamik hat aber auch einen Haken. Das schöne Schloss Neudorf kann mit seinen räumlichen Kapazitäten nicht mithalten. Wie soll das weitergehen?
Walch: Wir unterrichten bereits in zwei Containerklassen und mussten aufgrund dieser Situation 15 Schülerinnen und Schüler abweisen. Wir brauchen auf alle Fälle mehr Platz.
Zur Person
- Roswitha Walch führt seit dem Schuljahr 2003/2004 als Direktorin die Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft Neudorf – St. Martin. Sie ist seit 30 Jahren im Schuldienst, darf also heuer ihr 30-Jahr-Jubiläum feiern.
- Walch – zuhause in Allerheiligen bei Wildon – ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Töchter.
Beitragsbild: Fotostudio Sissi Furgler – mediendienst.com