In Europa, insbesondere in Deutschland, hat sich die Zahl der produzierten Mastschweine stark verringert. Die Preise sind gut.
Als Silberstreifen am Horizont kann man die derzeitige Lage am Schweinemarkt am besten beschreiben. Üblicherweise gelten die Monate Jänner, Februar und März – also die Zeit von Neujahr bis Ostern – als besonders schwierig für die heimischen Schweineproduzenten. Die Erzeugerpreise standen über Jahrzehnte hinweg in diesem Zeitraum meist schwer unter Druck. Im heurigen Jahr hat sich das Blatt jedoch gewendet, weiß Kurt Tauschmann als Styriabrid-Obmann zu berichten: „Die Marktsituation ist derzeit sehr erfreulich, die Preise sind für uns als Veredelungsbetriebe zufriedenstellend. Doch dies war auch dringend notwendig, da doch ein Gutteil der Preiserhöhung durch die teuren Futtermittel und sehr hohe Energiekosten wieder verloren gehen.“
Gründe für den Preisanstieg
Doch wie kam es zu diesem Preisanstieg? Europaweit insbesondere in Deutschland gab es im vergangenen Jahr eine radikale Abstockung der Schweinebestände. Tauschmann präsentiert dazu beeindruckende Zahlen: „In Österreich werden im Jahr rund fünf Millionen Schweine geschlachtet. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr sechs Millionen Schweine weniger produziert.“ Und dieser Trend wird sich laut aktuellen Prognosen auch im heurigen Jahr nicht wesentlich ändern. Verantwortlich dafür macht der Styriabrid-Obmann die Politik in Deutschland. Ohne ausreichende Übergangszeiten wurden neue Tierhaltungsverordnungen erlassen, viele Landwirte warfen deshalb das Handtuch.
In Österreich
Wesentlich mehr Planungssicherheit haben hingegen österreichische Landwirte. Tauschmann dazu: „Mit der im Vorjahr beschlossenen neuen Tierhalteverordnung wurden auch lange Übergangsfristen miteinbezogen. Dies gibt den heimischen Landwirten Planungssicherheit und sichert auch die Produktion im eigenen Land.“ Trotzdem hat auch in Österreich die Produktion im vergangenen Jahr nachgegeben. Insgesamt wurden um vier Prozent weniger Mastschweine erzeugt, da viele Mäster aufgrund der hohen Futtermittelpreise nicht eingestellt haben.
Ferkelproduktion
Diese Tatsache hat auch die steirischen Ferkelerzeuger vor große Herausforderungen gestellt, da sie ihre Ferkel nur schwer absetzen konnten. Nun hat sich die Lage geändert. Teilweise spricht man schon von einer Unterversorgung. Landeskammerrat und Ferkelerzeuger Josef Kaiser berichtet: „Im vergangenen Jahr haben einige Betriebe ihre Produktion eingestellt. Das ist jetzt auch der Grund, warum es sogar zu wenige Ferkel für die Mäster gibt.“ Deshalb appelliert Kaiser an alle Betriebe, kontinuierlich zu produzieren. Dies geht aber eben nur, wenn die Ferkelproduzenten einen konstant zufriedenstellenden Preis erzielen können.
Noch dramatischer sieht der Deutschlandsberger Kammerobmann Christian Polz, selbst Ferkelerzeuger, die Situation: „Es droht bereits die Gefahr der Unterversorgung. Deshalb sind die höheren Erzeugerpreise besonders wichtig, um Jungbauern Perspektiven zu geben und Investitionen zu ermöglichen.“ Josef Kaiser fordert in diesem Zusammenhang eine Investitionsoffensive im Bereich Stallbau, um die Selbstversorgung halten zu können.
Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann berichtet auch von einem stark geändertem Konsumverhalten bei Schweinefleisch: „Innerhalb von drei Jahren haben sich die Wünsche der Konsumenten grundlegend geändert. Stand während der Corona-Pandemie die Sicherung der regionalen Lebensmittelversorgung im Mittelpunkt, greifen viele jetzt zum billigsten Produkt im Supermarkt – Herkunft egal.“ Dies hat auch zu einer geringeren Nachfrage bei Tierwohl- und Bioschweinen geführt. Trotzdem ist man zufrieden. Tauschmann betont: „Durch das AMA-Gütesiegel konnten wir unseren Absatz gerade bei Frischfleisch gut absichern. Auch in Zukunft wird man sich um einen Weiterentwicklung von Gütesiegel und Tierwohl bemühen.“
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