Markus Derler ist Agrarproduktenhändler, Lohnunternehmer und Sprecher des Vereines „Land schafft Verbindung“ für die Steiermark.
NEUES LAND: Was waren ihre Motive die Initiative „Land schafft Verbindung“, die ja ursprünglich aus Deutschland kommt, zu unterstützen?
Markus Derler: In Deutschland, aber auch in anderen Ländern wie Frankreich und den Niederlanden, haben die Bauern mit großen Aktionen ihrem Unmut Luft gemacht und gegen das Bauernbashing und das Agrarpaket der Bundesregierung demonstriert. Trotz des riesigen Aufgebotes von 8.000 Traktoren in Berlin und in anderen Städten haben die österreichischen Medien nichts davon berichtet. Das hat viele Jugendliche gekränkt. Daher habe ich mich mit meinem Kollegen Josef Trinkl und anderen Lohnunternehmern zusammengeschlossen, um diese Initiative nach deutschem Vorbild auch nach Österreich zu tragen, wenn es schon die Medien nicht machen. Wir bedienen uns vorwiegend der sozialen Medien.
NL: Worum geht es bei dieser Initiative?
Derler: Wir wollen die Konsumenten auf unsere Seite bringen und sie richtig informieren, dass für unsere hohen Standards auch ein gerechter Preis bezahlt werden muss. Die Bauern erzeugen hochwertige Nahrungsmittel und sind zudem Natur- und Landschaftspfleger, was ja auch die Basis für unseren Tourismus darstellt. Achtzig Prozent der Touristen kommen wegen unserer schönen Kulturlandschaft und der hohen Qualität der Nahrungsmittel in die Steiermark. Außerdem sorgen die Bauern für Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich. Ich bin tagtäglich bei den Bauern unterwegs und sehe die harte Arbeit, aber nicht den entsprechenden Lohn und wenn sich Arbeit nicht lohnt, dann hören die Bauern auf, das sehen wir gerade beim Generationenwechsel, wodurch auch die Lebensmittelversorgung mit heimischen Produkten in Gefahr ist.
NL: Wie wollen Sie das umsetzen?
Derler: Derzeit gibt es selbst innerhalb der EU unterschiedliche gesetzliche Standards für die Landwirtschaft. Dies müssen die Verantwortlichen vereinheitlichen. Ebenso muss der Konsument geschützt werden vor Waren aus Drittstaaten. Dort werden z.B. Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die bei uns seit Jahren verboten sind. Bei Waren aus Drittländern reicht es aus, wenn gewisse Grenzwerte nicht überschritten werden. Ein Schutz der Konsumenten wäre auch ein Schutz der heimischen Landwirtschaft vor diesem unfairen Wettbewerb. Wenn wir uns selbst nicht mehr ernähren können, sind wir abhängig von anderen Ländern. Wollen wir das oder tun wir was dagegen? Da sind dann wahrscheinlich auch Aktionen gegen den Lebensmittelhandel notwendig. aber wir wollen zuerst aufmerksam machen und dann informieren.
NL: Sind Traktoraufmärsche nicht kontraproduktiv zur Imageverbesserung?
Derler: Das glaube ich nicht. Man muss zuerst aufmerksam machen, damit wir dann informieren können.
NL: Deckten sich ihre Zielsetzungen nicht auch mit den Aktivitäten des Bauernbundes?
Derler: Wir wollen auf keinen Fall gegen den Bauernbund auftreten, seine Aktivitäten sind gut und wichtig, aber wir wollen über Parteigrenzen hinweg die Kräfte bündeln und eine breite Sympathiewelle zu den Konsumenten aufbauen, denn eine unabhängige, unparteiische Initiative kann an der Basis mehr Menschen aktiveren und überzeugen. Gemeinsame Auftritte sind da durchwegs denkbar. In Deutschland arbeitet der Bauernverband intensiv mit dem Verein „Land schafft Verbindung“ zusammen. Die ausgestreckte Hand gibt es natürlich auch in der Steiermark, aber wir wollen uns nicht von der Politik vereinnahmen lassen.
Zur Person
Markus Derler stammt von einem Bergbauernhof in Piregg bei Birkfeld im Bezirk Weiz und betreibt seit 2007 ein Lohnunternehmen und einen Agrarproduktenhandel mit Standorten in Piregg und im Südburgenland. Die eigene Herkunft und der tägliche Kontakt mit den Bauern sind seine Triebfeder für sein Engagement bei der Initiative „Land schafft Verbindung“.
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