Paul Lang, Obmann des Waldverbandes Steiermark, über Preispolitik, bewirtschaftete Wälder und eine drohende Borkenkäfergefahr.
NEUES LAND: Der Waldverband Steiermark entwickelte sich zu einem der größten privaten Rundholzvermarkter. Wie läuft es derzeit am Markt?
Paul Lang: Die nicht notwendige massive Preisreduktion durch die Sägeindustrie rund um die Steiermark im Frühherbst des vergangenen Jahres hat die Holzernte-Aktivitäten des gesamten Winters enorm geschädigt. Die daraus resultierende schlechte Stimmung führte zu einer sehr starken Verringerung des Holzeinschlags. Die Preispolitik einiger Marktteilnehmer war in diesem Ausmaß überhaupt nicht notwendig, denn der Absatz und die Konjunktur laufen sensationell und die Nachfrage nach frischem Sägerundholz ist sehr groß.
NL: Nach einem relativ kalten Februar und März überraschte der April mit extrem hohen Temperaturen. Wie wirkt sich das auf die Borkenkäfergefahr aus?
Lang: Die Erfahrung lehrt uns, dass überdurchschnittlich hohe Temperaturen im April mit einer sehr sorgsamen Beobachtung unserer Wälder einhergehen müssen. Natürlich sehen wir einen warmen Frühling immer sehr skeptisch. Zeigen wird sich eine drohende höhere Borkengefahr allerdings erst in den nächsten Monaten, wenn das übermäßig warme Wetter auch im Mai und bis in den Juni anhält. Jetzt ist es aber auf alle Fälle noch viel zu früh, Angst und Panik zu verbreiten.
NL: Was können Waldbesitzer unternehmen, um Schäden durch diesen gefährlichen Käfer zu vermeiden?
Lang: Am wichtigsten sind Kontrollen und Forsthygiene. Und dabei möchte ich auch auf die Nachbarschaftshilfe hinweisen. Wenn wir gemeinsam immer wieder Nachschau halten, wenn die Waldnachbarn einander Hinwiese geben und im Bedarfsfall auch sofort reagieren, werden warme Temperaturen so wie jetzt nicht zwangsläufig zu großen Borkenkäferkalamitäten führen.
NL: Wie unterstützt der Waldverband seine Mitglieder bei der Bewältigung dieser wichtigen Aufgaben?
Lang: Unsere Netzwerke in Kombination mit dem entsprechenden Knowhow sind die Basis bei der Unterstützung unserer Mitglieder in allen wichtigen Fragen, die sich mit der Bewirtschaftung der Wälder ergeben. Waldhelfer sind quasi unsere Außendienstmitarbeiter, unsere Berater und Betreuer der Mitglieder. Regionale Waldwirtschaftsgemeinschaften und Waldverbände organisieren forstliche Stammtische, Forst-Praxistage und -Exkursionen, um unsere Mitglieder zu informieren und weiterzubilden. All das, damit sie neue Herausforderungen meistern können.
NL: Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung des Holzmarktes bei uns ein?
Lang: Ich sehe die Entwicklung des Holzmarktes in Österreich und in der Steiermark höchst positiv. Jede Waldbäuerin, jeder Waldbauer besitzt ein Stück Zukunft. Die Fragen der nachhaltigen Energiegewinnung und die zukünftige Rohstoffversorgung werden nur über die Forstwirtschaft beantwortet werden können.
NL: Welche Tipps geben Sie den Waldbesitzern?
Lang: Mein wichtigster Ratschlag lautet: Bewirtschaftet eure Wälder, immer und zu jeder Zeit. Sorgt dadurch für stabile Bestände, die sich auch den Klimaveränderungen auf jeden Fall besser anpassen können! Nicht der Holzpreis darf die treibende Kraft für die Bewirtschaftung sein, sondern das Ziel, zukunftsfitte Wälder zu schaffen.
Zur Person
Seit 2007 ist Paul Lang Obmann des Waldverbandes Steiermark. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und bewirtschaftet mit seinem Sohn Florian einen auf 1150 Seehöhe gelegenen Bergbauernhof im Almenland mit den Schwerpunkten Biomilchproduktion und Forstwirtschaft. Ausgleich findet Lang beim Theaterspielen im Brandluckner „Huab`n Theater“.