Kammerobmann Werner Preßler über die Bauernwallfahrt nach Maria Lankowitz und die Präsentation der Voitsberger Kammerchronik am 16. Oktober.
NEUES LAND: Vor kurzem nahm die neue Bezirkskammer Weststeiermark in Lieboch – entstanden aus den Bezirkskammern in Deutschlandsberg, Graz und Voitsberg – ihre Arbeit auf. Wie läuft es bisher aus Ihrer Sicht?
Werner Preßler: Die stimmige Eröffnungsfeier Anfang September ist ein Ausdruck dafür, wie gut die Zusammenarbeit läuft. Die Sorge und die Bedenken, dass es zu Problemen und Ungereimtheiten kommen könnte, wenn Mitarbeiter aus drei unterschiedlichen und selbstständigen Häusern zusammengeführt werden, waren absolut unbegründet. Unter der Regie von Kammersekretär Michael Temmel ist die Truppe jetzt schon sehr gut zusammengewachsen und es ist auch schon ein Teamgeist entstanden, wie man bei der Eröffnung gespürt hat. Ähnlich sieht es auf Funktionärsebene aus. Das gute Miteinander-Können, das gegenseitige Vertrauen und die Gespräche auf Augenhöhe mit den Kollegen Manfred Kohlfürst und Christian Polz waren und sind die Basis für das Zustandekommen der Bezirkskammer Weststeiermark. Ohne dieses Verständnis wäre es nie zu dieser Zusammenarbeit gekommen.
Bezirkskammer Weststeiermark
NL: Für den Bezirk Voitsberg bedeutete die neue Bezirkskammer ein Abschiednehmen von bisher Gewohnten. Daher entstand in Zusammenarbeit mit Christian Hiebler das Buch „Bezirkskammer Voitsberg – ein Jahrhundert im Dienste der Bauernschaft“. Was will man mit diesem Buch erreichen?
Preßler: Meine Sorge war, dass vor und während der Übersiedelung wertvolle Dokumente verloren gehen. Der ehemalige Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer, Christian Hiebler, hat sich vor geraumer Zeit bereit erklärt, die Vergangenheit der Bezirkskammer Voitsberg aufzuarbeiten. Er hat dabei unzählige Archive, Dokumente und Zeitungsartikel durchstöbert, Zeitzeugen befragt und penibel genau recherchiert. Es ist daraus eine Zeitreise ins letzte Jahrhundert geworden, welche den Umbruch der Voitsberger Bauernschaft darstellt, aber auch auf die Leistungen der Interessensvertretung hinweist. Viele interessante Geschichten werden in Erinnerung gerufen, Zusammenhänge aufgezeigt und bleiben somit für immer erhalten. Diese Chronik wird es in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Sie ist ein standes- und zeitgeschichtliches Werk und sollte in keinem Bauernhaus fehlen.
NL: Vorgestellt wird diese Chronik der Bezirkskammer Voitsberg im Zuge der Bauernwallfahrt nach Maria Lankowitz am 16. Oktober. Ist das die erste Bauernwallfahrt auf Bezirksebene?
Preßler: Es gab in der Vergangenheit bereits mehrere Bauernwallfahrten nach Maria Lankowitz. Ich erinnere an die große Bauernwallfahrt im Jahr 1983 anlässlich des Jubiläums „555 Jahre Wallfahrtsort Maria Lankowitz“ und an die Wallfahrten in den Jahren 1989 und 2005. Wir, die organisierte Bauernschaft des Bezirkes, wollten den „leeren Raum“ der letzten zweieinhalb Jahre, wo es keine Bäuerinnentage, keinen Bezirksbauernball und auch keine Jahrestagungen gegeben hat, mit einer passenden Bauernveranstaltung auffüllen. So entstand die Idee der Wallfahrt nach Maria Lankowitz. Ich glaube, wohl jeder von uns hätte und hat einen Anlass, wieder einmal nach Maria Lankowitz in die Kirche zu gehen. Dazu laden wir am 16. Oktober herzlich ein.
Festprogramm
NL: Was steht beim Festakt, der ja im Anschluss an den Gottesdienst stattfindet, alles auf dem Programm?
Preßler: Der Inhalt der Chronik „100 Jahre im Dienste der Bauernschaft“ soll und wird sich wie ein roter Faden durch das Programm ziehen und findet dann seinen Höhepunkt darin, dass man das neue Werk erstmals in den eigenen Händen halten kann. Im würdigen Rahmen werden aber auch Bäuerinnennadeln verliehen und Bauernehrungen durchführt. Das Gesellige soll aber auch nicht zu kurz kommen. Die Gruppe „Weststeirisch Zusammen G`würfelt“ und der Voitsberg Bäuerinnenchor werden unterhalten. Es wird in jeden Fall ein schwungvoller und unterhaltsamer Vormittag.
NL: Jetzt fanden und finden landauf, landab die Erntedankfeste statt. Haben Sie schon einen Überblick, wie im Bezirk Voitsberg im heurigen Jahre bei den unterschiedlichen Acker- und Sonderkulturen, bei den Grünland- und Waldbauern das heurige Jahr gelaufen ist?
Preßler: Im Großen und Ganzen sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Abgesehen von punktuell enormen Sturmschäden im Forst und einem zu trockenen und heißen Juli und August steht eine gute, durchschnittliche Ernte zu Buche.
NL: Was sind bei Ihren Sprechtagen und Betriebsbesuchen jene Themen, welche die Bäuerinnen und Bauern im Bezirk Voitsberg am meisten beschäftigen?
Preßler: Der enorme Kostendruck bleibt auch vor den Bauernfamilien nicht stehen. Die Leute informieren sich sehr intensiv und gut über die neue GAP. Die Leistbarkeit der Sozialversicherungsbeiträge ist fast immer ein Thema.
NL: Mit welchem Gefühl blicken Sie selbst angesichts der großen Herausforderungen – Stichwort Klimawandel, Ukraine-Krieg, Inflation – in die Zukunft?
Preßler: Wer hat in Zeiten wie diesen keine gemischten Gefühle im Bauch? Die Zweifel und Sorge um eine gute Zukunft sind berechtigt. Ich gebe aber zu bedenken, dass Grund und Boden und die Bewirtschaftung von diesem noch nie so wertvoll war wie heute. Das ist ein Indiz für eine sinnvolle und wertbringende Zukunft für den heimischen Bauernstand.
Zur Person
Kammerobmann Ökonomierat Werner Preßler, geboren 1963, bewirtschaftet gemeinsam mit Gattin Gudrun und Schwiegersohn Rene einen Milchviehbetrieb in Edelschrott. Werner Preßler ist Landwirtschaftsmeister und war von 1991 bis 2001 Landeskammerrat. Seit dem Jahr 2000 ist er Kammerobmann und Bauernbundbezirksobmann von Voitsberg.