Im Interview: Michael Papadi

von Karl Brodschneider

Michael Papadi von der SteirerSaat über die Bedeutung der Saatgutvermehrung in der Steiermark und die Ergebnisse der heurigen Ernte.

NEUES LAND: Kürzlich fand die Generalversammlung der rund 900 Mitglieder zählenden Steirersaat statt. Welche Bedeutung hat die Saatgutvermehrung in der Steiermark?

Michael Papadi: Die Saatgutvermehrung hat in der Steiermark eine zentrale Rolle und das schon über vielen Jahrzehnten. Gerade in Zeiten wie diesen spielen regionale Versorgung und kurze Transportwege eine integrale Rolle im gesamten Wertschöpfungsprozess. Das gilt natürlich auch für Saatgut. Für unsere Vermehrungsbetriebe stellt die Saatgutvermehrung zudem einen lohnenden Mehrerlös in ihrem Einkommen dar. Aktuell sind wir wieder verstärkt auf der Suche nach neuen interessierten Vermehrungslandwirten. Insbesondere für Soja und Wintergetreide können wir für den Anbau 2023 unsere Vermehrungsflächen weiter ausbauen.  

NL: Mit welchen Problemen hatten die steirischen Saatgutvermehrer im heurigen Jahr am meisten zu kämpfen?

Papadi: Das Erntejahr 2022 brachte gleich mehrere Herausforderungen mit sich. Die stark gestiegenen und vor allem volatilen Kosten für Handelsdünger, Treibstoff und sonstige Betriebsmittel waren ein großer Unsicherheitsfaktor für die Landwirte und machten viele Deckungsbeitragsrechnungen unkalkulierbar. Ein weiterer Faktor in der Feldproduktion stellt natürlich das Wetter dar. Gleich mehrere aufeinanderfolgende Hitzeperioden ab Mitte Juni ohne nennenswerte Niederschläge schmälerten vor allem bei Getreide die Erträge. Soja konnte sich zumindest auf schwereren Böden dennoch recht gut entwickeln. Lediglich die Tausendkorngewichte bei Soja haben sich aufgrund der Hitze und Trockenheit etwas nach unten bewegt.  

NL: Wie fielen die Ergebnisse beim Winter- und Sommergetreide aus und warum ist die Vermehrungsfläche in diesem Bereich in den vergangenen Jahren zurückgegangen?

Papadi: Dafür müssen wir etwas weiter zurückblicken. Wir haben aus den Erntejahren 2016 bis 2018 auf einer sehr hohen Vermehrungsfläche sehr gute Erträge in unseren Vermehrungsgebieten eingefahren. Auch die Saatgutausbeuten und Anerkennungsquoten waren sehr hoch. Daraus resultierte ein großes Überlager an Wintergetreide, welches wir durch eine Reduktion in der Vermehrungsfläche wieder abbauen mussten. Der Anbau von Sommergetreide verliert hingegen stetig an Bedeutung, was sich natürlich auch in unserer Vermehrungsfläche widerspiegelt. Diese Zeit haben wir nun hinter uns gelassen, unsere Vermehrungsflächen befinden sich wieder auf aufsteigendem Ast.

NL: Wie waren Sie mit den Erträgen bei der Ackerbohne zufrieden und wie wirkt sich hier das vermehrte Auftreten der Blattlaus aus?

Papadi: Besonders die Erträge aus der Winterackerbohnen-Vermehrung waren im heurigen Jahr speziell im Süden sehr niedrig. Der Grund dafür war unter anderem die vielerorts langanhaltende Trockenheit. Bei der Sommerform waren die Erträge in der Saatgutvermehrung durchschnittlich, im Norden teilweise sogar gut. Als Problem wird hier vor allem der zunehmende Blattlausdruck gesehen, weil die Blattlaus den Ackerbohnen-Nanovirus überträgt, der die Pflanzen welken und in weiterer Folge absterben lässt. Abhilfe dafür würden entsprechende insektizide Beizungen schaffen, welche aber leider keine Zulassung mehr haben.

NL: Der Sojabohnenanbau legt in Österreich und in der Steiermark stark zu. Wie schlägt sich das bei den Saatgutvermehrern zu Buche?

Papadi: Die starke Nachfrage an Sojabohnen-Saatgut ergibt sich aus der positiven Marktsituation aber auch durch die exorbitant gestiegenen Preise für Handelsdünger. In der Saatgutvermehrung führt das wiederum zu einer steigenden Anbaufläche. Für das Jahr 2023 kann die Vermehrungsfläche noch einmal ausgeweitet werden und es werden laufend Sojavermehrer gesucht. Durch den Klimawandel können besonders in der Südsteiermark bereits Sorten der Reifegruppe 1 angebaut werden. Diese Sorten haben alleine durch ihre längere Vegetationszeit auch ein höheres Ertragspotenzial.

NL: Sehr bedeutend sind auch die Saatgutvermehrungsflächen für Gewürz- und Backsaaten sowie für Zwischenfrüchte. Ihr Resümee?

Papadi: Eine Erfolgsgeschichte! Bei den Gewürz- und Backsaaten haben wir mit unserer Hauptkultur Körnersenf eine Nische für das österreichische Trockengebiet erschlossen. Auf rund 1.000 ha produzieren wir für unseren langjährigen Partner Mautner Markhof Feinkost GmbH. Gelb- und Braunsenf für die Senfproduktion. Aber auch Kümmel und Blaumohn zählen im Bereich Gewürz- und Backsaaten zu unserem Sortiment. Organisiert wird dieser Kontraktanbau in Zusammenarbeit mit der RWA Raiffeisen Ware Austria AG und den Lagerhäusern in Österreich. Dieses Segment bewährt sich in dieser Form bereits seit rund 15 Jahren.

Die Saatgutvermehrung für Zwischenfrüchte hat keinen geringeren Stellenwert. Auf rund 300 ha vermehren wir in erster Linie Buchweizen, Winterrübse und Sommerfutterraps als Mischungskomponenten für das DIE SAAT Zwischenfrucht-Sortiment.

NL: Bei den Pflanzkartoffeln fallen die hohen Absortierungsprozentsätze wegen des Drahtwurms auf. Wie schaut es in diesem Bereich aus?

Papadi: Die Schäden aufgrund des Drahtwurms sind insbesondere bei den Speisekartoffeln sehr hoch. Aber auch bei den Pflanzkartoffeln kommt es in den letzten Jahren zu langsam steigenden Problemen mit Drahtwurmbefall. Hier fehlen uns vor allem geeignete Insektizide zur Bekämpfung.

NL: Wie hat sich der Absatz für heimischen Gras- und Kleesamen in den letzten Jahren entwickelt?

Papadi: Die heimische Gras- und Kleesamenproduktion in Österreich hat sich in den letzten zehn Jahren in der Fläche fast verdoppelt. Hier werden vor allem Komponenten für die ÖAG-Qualitätssaatgutmischungen produziert. Damit hat sich auch der Absatz aus heimischer Produktion positiv entwickelt.

Zur Person

  • Michael Papadi ist Absolvent der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und begann 2010 als Saatguttechniker in der SteirerSaat.
  • Anfang 2021 übernahm er als Nachfolger von Johann Posch die Geschäftsführung in der SteirerSaat.
  • In seiner Heimatgemeinde Sinabelkirchen ist Papadi als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Obergroßau tätig.

Beitragsfoto: Brodschneider

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