Im Interview: Stefan Zwettler

von Karlheinz Lind

Stefan Zwettler, Leiter der Forstabteilung der LK Steiermark, über aktuelle Holzpreise und stark gestiegene Betriebskosten.

NEUES LAND: Die Rundholzpreise haben in den letzten Monaten eine richtige Berg- und Talfahrt durchgemacht. Wie sieht es derzeit am Markt aus?

Stefan Zwettler: Der Holzmarkt ist aktuell stabil, das dürfte sich im ersten Quartal 2023 fortsetzen. Die Sägebetriebe sind gut mit Rundholz bevorratet. Was die Absatzmöglichkeit beim Schnittholz betrifft, gilt bei der Sägeindustrie momentan „Fahren auf Sicht“. Die hohen Energiepreise deuten auf ein weiteres Abkühlen der Konjunktur hin. Das Preisband für das Leitsortiment Fichte A/B/C, 2a+ liegt mit November 2022 zwischen 104 und 113 Euro pro Festmeter frei Forststraße. Für Lärche ABC, 2a+ werden 118 bis 135 Euro pro Festmeter bezahlt. Die hohe Nachfrage kann hier kaum abgedeckt werden. Auch die Kiefer hat zugelegt und erzielt im Verkauf 73 bis 83 Euro pro Festmeter.

 

NL: Auffallend sind auch die gestiegenen Erzeugerpreise bei Industrie- und Energieholz. Wie kann man als Forstwirt diese Situation am besten nutzen?

Zwettler: Jetzt in die Durchforstung gehen! Der Holzbedarf der Papierindustrie ist ungebrochen hoch. Faserholz wird umgerechnet zwischen 41 bis 45 Euro pro Festmeter und Schleifholz mit 51 bis 55 Euro pro Festmeter gehandelt. Gehacktes Energieholz erzielt Preise zwischen 95 und 130 Euro pro ATRO-Tonne. Die Österreichische Waldinventur weist auch in der Steiermark einen hohen Durchforstungsrückstand aus. Auf einer Fläche von 120.000 Hektar Ertragswald besteht ein Nutzungspotential von 16 Millionen Erntefestmeter Durchforstungsholz.

 

NL: Stark gestiegene Energiepreise – besonders Treibstoff – treffen auch die steirischen Forstwirte mit voller Wucht. Wie geht man damit richtig um?

Zwettler: Ja, mit der Teuerungswelle erhöhen sich die betrieblichen Aufwände erheblich und reduzieren gleichzeitig die Deckungsbeiträge. Dennoch, am allerteuersten wird es, wenn der Wald nicht bewirtschaftet wird. Abgaben auf den Einheitswert bezogen, Sozialversicherung und vieles mehr – subsumiert unter dem Begriff „Verwaltungskosten“ – bleiben so oder so. Die Politik hat rasch reagiert, das muss lobend hervorgehoben werden. Unter Bundesminister Norbert Totschnig ist es gelungen, eine temporäre Agrardieselrückvergütung in Kraft zu setzen. Die Steuerbegünstigung wird pauschal mit sieben Cent je Liter Gasöl, das für land- und forstwirtschaftliche Zwecke genutzt wird, gewährt. Ebenso wird mit einer Entlastungsmaßnahme die CO2 Bepreisung pauschal abgegolten.

 

NL: Unter dem Deckmantel des Klimawandels verlangen Umwelt-NGOs europaweit immer öfter, dass der Wald weniger Holz liefern soll und teilweise sogar als Rohstofflieferant ungenutzt bleibt. Wie sehen Sie diese Forderungen?

Zwettler: Diese Forderungen stellen einen krassen Widerspruch dar. Ohne den nachwachsenden Rohstoff Holz, als wichtigen Kohlenstoffspeicher in verbauter Form und als erneuerbarer Energielieferant, kann Österreich die gesteckten Klimaziele nie erreichen. Unsere Bewirtschaftungsform baut in erster Linie auf einem integrativen Ansatz, der die Erhaltung der Artenvielfalt auf jeder Fläche miteinschließt. Außerdem haben wir eine Reihe von Generhaltungswäldern, Naturwaldreservaten, Trittsteinbiotopen und vieles mehr umgesetzt. Bereits heute sind 31 Prozent der Waldfläche nach internationalen Richtlinien in unserem Land unter Schutz gestellt. Das reicht.

 

NL: Welche Auswirkungen haben diese Forderungen auf das Ziel, besonders klimafitte Wälder zu schaffen?

Zwettler: Die Wälder kommen mit der natürlichen Anpassung an den Klimawandel nicht schnell genug nach. Klimafitte Wälder aufzubauen bedeutet aktives Handeln unter Einbringung geeigneter Mischbaumarten. Den Wald verwahrlosen zu lassen, wäre ein Hochrisikokonzept. Die Gefahr wäre sehr groß, dass Waldgebiete zusammenbrechen und die für uns wichtigen Waldfunktionen nicht mehr erfüllen könnten. Damit wäre auch die Biodiversität gefährdet.

 

NL: In vielen Teilen der Steiermark hatte man heuer mit enormer Trockenheit zu kämpfen. Wird diese Tatsache eine Borkenkäferkatastrophe im nächsten Jahr auslösen?

Zwettler: Waldhygiene steht an oberster Stelle aller Bewirtschaftungsmaßnahmen. Einzelwürfe aus dem Sommersturm vom vergangenen August und Befallsbäume müssen rasch aufgearbeitet und aus dem Wald gebracht werden. Laufende Beobachtungen anstellen und rasch handeln ist die Devise. Wir können nur hoffen und beten, dass wir mit gut wasserversorgten Böden ins Frühjahr kommen.

 

NL: Mit dem Waldfonds hat die Bundesregierung ein großes Zukunftspaket für unsere Wälder geschnürt. Wie werden diese Maßnahmen von den steirischen Forstwirten angenommen?

Zwettler: Zuerst einmal darf ich stellvertretend für alle Waldbewirtschafter ein großes Danke an die Bundesregierung für diese wichtige Unterstützung aussprechen. In der Maßnahme M1, Wiederaufforstung, wurden bis jetzt 4273 Projekte und in der Maßnahme M2, Errichtung klimafitter Wälder – Jungwuchspflege, 9435 Projekte flächenwirksam gefördert. Für beide Maßnahmen stehen noch rund 7,7 Millionen Euro zur Verfügung. Weiters wurden Holzlagerstätten errichtet und vorbeugende Maßnahmen für die Waldbrandprävention und den Forstschutz umgesetzt. Es ist erfreulich, dass für die Steiermark der Anteil von ursprünglich 25 Millionen Euro auf 33,7 Millionen Euro angehoben werden konnte.

 

NL: Welche Rat möchten Sie abschließend den steirischen Waldbauern noch geben?

Zwettler: Wir müssen in unserer „Zunft“ sympathisch „lauter“ und sichtbarer werden, weil wir allen Grund dazu haben. Die ökosoziale Waldwirtschaft, wie sie in unserem Land betrieben wird, ist beispielgebend für ganz Europa. Auf Initiative der LKÖ wurde das Projekt „Waldgeschichten“ ins Leben gerufen. Fassen sie Mut und erzählen sie ihre Waldgeschichte. Als Beispiel für verantwortungsvolles, auf die nächsten Generationen ausgerichtetes Handeln und zum Schutz der Eigentumsrechte. Infos auf www.waldgeschichten.com.

Zur Person

  • Der ausgebildete Förster Stefan Zwettler absolvierte das Forstwirtschaftsstudium an der BOKU in Wien.
  • Nach seinem Einsatz als Forstreferent in der Landwirtschaftskammer Tirol übernahm er 2006 die Leitung der Forstabteilung in der LK Steiermark.
  • Zwettler ist verheiratet und hat zwei Kinder.
  • Er ist auch ein begeisterter Jäger.

Beitragsfoto: LK/Musch

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