Philipp Gady, Obmann im WK-Gremium des Maschinen- und Technologiehandels, über die Umbrüche und Perspektiven in seiner Branche.
NEUES LAND: Wie ist das Stimmungsbild im steirischen Landmaschinenhandel?
Philipp Gady: Wir haben in den letzten Jahren eine nicht einfache Zeit der Strukturveränderungen durchlebt, die leider auch von Umsatzrückgängen geprägt war. Im ersten Quartal dieses Jahres hat sich die Stimmung erfreulicher Weise deutlich aufgehellt. Diesen positiven Trend konnten wir im Frühjahr bei allen größeren Messen, Hausmessen und Märkten sowohl in der Steiermark als auch in den anderen Bundesländern spüren. Es werden offensichtlich wieder jene Investitionen getätigt, die nun längere Zeit zurückgehalten worden sind. Allerdings machen natürlich auch uns die schweren Frostschäden in jüngster Zeit sehr betroffen.
NL: Auch unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse stellt man sehr oft Zukunftsfragen. Ihre Antwort darauf?
Gady: Die Landwirtschaft ist am richtigen Weg. Es wird von den Konsumenten immer mehr Wert auf Regionalität und Qualität der Produkte gelegt. Davon profitieren natürlich auch wir, denn für all das braucht man auch die richtigen Maschinen.
NL: Sie haben von Strukturveränderungen gesprochen. Wie sehen die aus?
Gady: Im Jahr 2011 gab es in Österreich rund 7500 Traktoren-Zulassungen, im Vorjahr nur etwa 4900. Das war ein massiver Rückgang, der natürlich starke Auswirkungen hatte. Die ganze Branche muss sich einer neuen Realität stellen: Das Zulassungsniveau dürfte sich in nächster Zeit in der Größenordnung zwischen 4500 und 5000 Stück stabilisieren. Gleichzeitig sind wir aber gefordert, unbedingt den hohen Anforderungen der Kunden zu entsprechen.
NL: Wie sehen diese Anforderungen aus?
Gady: Im Grunde müssen wir sieben Tage pro Woche und jeweils 24 Stunden lang einsatzbereit sein. Ganz besonders in entscheidenden Momenten – wie etwa zur Ernte – haben die Maschinen zu funktionieren.
NL: Welche Rolle spielt technische Weiterentwicklung im Landmaschinenhandel?
Gady: Da merken wir sehr deutlich, dass es unserer Kundschaft vor allem um Verbesserungen bei der Effizienz geht. Und das in zwei Richtungen: Einerseits sind Vorteile in Wirtschaftlichkeit gefragt – wobei das sehr stark die Motoren betrifft. Andererseits gewinnt auch Genauigkeit immer mehr an Bedeutung.
NL: Damit sind wir bei „Digital Farming“ gelandet. Ist das in der Steiermark Zukunftsmusik oder schon Realität?
Gady: Der selbstfahrende Traktor zum Beispiel ist bereits gelebte Praxis. Natürlich eher auf sehr großen Feldern, aber einige Bauern setzen schon mit Erfolg darauf.
NL: Heißt das, die moderne Technik im Landmaschinenbereich ist mehr eine Sache der ganz großen Betriebe?
Gady: Nein, keinesfalls. Die Technik hat die klare Aufgabe, es auch den Bäuerinnen und Bauern auf den kleineren Höfen leichter zu machen. Und das schafft sie auch.
NL: Lassen Sie uns kurz hinter die Kulissen des Landmaschinenhandels schauen. Worauf kommt es da an?
Gady: Wir müssen die Ziele erreichen, die uns die Lieferanten und Hersteller geben, um die für uns sehr wichtigen Bonusvorgaben zu erreichen. Damit sichern wir die Arbeitsplätze und die Qualität unserer Betriebe.
Foto: Oliver Wolf